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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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beruhigen, während die anderen nach dem Schuh suchten. Der Auftritt war ein bisschen peinlich und hat uns ziemlich aufgehalten.«
    »Weißt du noch, wer sich an der Suche beteiligt hat, oder ob außer Anton noch jemand anderes nicht anwesend war?«
    »Nein. Ich habe die Botschaftergattin nach unten begleitet und versucht, sie zu beschwichtigen. Sie war ziemlich laut und hat geschimpft wie ein Rohrspatz. Nicht sehr ladylike, wenn man so sagen darf.«
    »Und was geschah als Nächstes?«
    »Unnar und Starkaður kamen nach unten und sagten, dass die Taxis eingetroffen seien. Daraufhin rannte die Dame wieder nach oben, und ich hinter ihr her. Sie ging in das Zimmer, wo wir gegessen hatten, setzte sich und erklärte rundheraus, keinen Schritt mehr zu tun, bevor nicht der Schuh gefunden wäre.«
    »Aber sie hat sich nicht daran gehalten?«
    »Nein. Ich gab auf und verabschiedete mich. Der Sonnendichter wollte ebenfalls gehen, und wir beschlossen, zu viert ein Taxi zu nehmen, Jón, Fabían, Lúðvík und ich. Dann hatte sich die Gattin des Botschafters aber eines anderen besonnen und wollte doch nach Hause, notfalls auch schuhlos.«
    »Anton war da also schon nicht mehr anwesend. Hast du das bemerkt?«
    »Ja, ich habe es bemerkt. Wir waren die Letzten, und wir waren zu sechst. Anton war nicht bei uns, deswegen ging ich davon aus, dass er mit Unnar und Starkaður zum Taxi gegangen war. Das schien der Botschafter auch zu glauben.«
    »Ihr seid zu sechst hinausgegangen. Alle zusammen?«
    »Ja. Und dann gab es wieder einen Zwischenfall bei der Rezeption, der Sonnendichter hatte seine Gästekarte verloren. Der Botschafter musste irgendetwas ausfüllen, damit Jón seinen Pass zurückbekam.«
    »Und dann trennten sich die Wege, nicht wahr?«
    »Der Sonnendichter setzte sich auf den Beifahrersitz und wollte den Fahrer per Handschlag begrüßen, aber der hat das nicht begriffen, und da hat Jón ihn etwas grob angefasst. Der Mann erschrak, stieg wieder aus und weigerte sich, uns zu fahren. Er drohte sogar damit, die Polizei zu rufen. Der Sicherheitsmensch kam daraufhin zu uns heraus, und gemeinsam gelang es uns, den Mann dazu zu überreden, uns zum Hotel zu fahren. Ich gab ihm hundert Euro extra und tauschte den Platz mit dem Sonnendichter. Jón war ziemlich müde, und er hat begriffen, dass er sich etwas zurückhalten musste. Wir sind dann ohne weitere Zwischenfälle zum Hotel gekommen.«
    »Wart ihr alle im selben Hotel?«
    »Ja. Die Botschaft hatte die Zimmer für uns alle gebucht, und zwar im selben Hotel.«
    »Du sagst, dass du nicht gesehen hast, dass jemand mit Anton zusammen den Konferenzraum verlassen hat. Hast du vielleicht etwas Ungewöhnliches im Verhalten eines der Gäste bemerkt, als ihr hinausgingt?«
    »Die meisten waren ziemlich betrunken, aber ansonsten habe ich nichts Besonderes bemerkt.«
    »Du sagst die meisten. War außer dir noch jemand nüchtern?«
    »Fabían ist schwer krank und nimmt starke Medikamente. Er hat an dem Abend keinen Tropfen Alkohol getrunken, sondern nur ein paar Joints geraucht. Das hilft ihm gegen die Übelkeit.«
    »Du hast ihn also gekannt?«
    »Fabían ist Künstler. Ja, ich kenne ihn gut, wir haben auch schon zusammen ausgestellt. Er ist ein eigenwilliger Mensch, aber wir haben einen guten Draht zueinander.«
    »Hast du bemerkt, dass er sich mit Anton unterhalten hat?«
    »Fabían hielt sich an diesem Abend zurück. Es ging ihm nicht gut.«
    »Was fehlt ihm?«
    »Er hat Krebs. Die Chemotherapie kann die Krankheit höchstens aufhalten, für alle anderen Methoden ist es zu spät.«
    »Du meinst, er hat nicht mehr lange zu leben?«
    »Ja. Er hat nicht mehr lange zu leben, und wir hoffen nur, dass ihm einige Monate mit erträglichem Zustand bleiben.«
    Gunnar warf einen Blick auf den Laptop, auf den er inzwischen die Aufnahmen von Helgis USB -Stick heruntergeladen hatte. Gunnar zog ihn heraus, reichte ihn Helgi und öffnete die Datei.
    »Was ist das?«
    »Das sind die Ausstellungsräume im Felleshus. Die meisten Bilder sind von dort.«
    Gunnar ging die Fotos langsam durch. Auf ihnen waren Menschen zu sehen, die sich die ausgestellten Exponate ansahen. Dann kamen Aufnahmen, die Helgi und Konráð im Büro des Botschafters zeigten. Zwischen ihnen standen die Kerzenleuchter auf dem Tisch. Die dicken Kerzen waren nicht angezündet worden.
    »Diese Bilder sollten in die Präsentationsmappe«, sagte Helgi.
    »Ihr habt die Kerzen nicht angezündet?«, fragte Gunnar.
    »Nein, keiner von uns hatte

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