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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Bachstelze nistet da jeden Sommer«, hörte er eine weibliche Stimme hinter sich sagen. Birkir drehte sich um.
    »In diesem Frühjahr waren es vier Eier«, sagte eine kleine ältere Frau, die in einen dicken Anorak vermummt war. Sie hatte sich die Kapuze übergezogen, auf der sich ein grüner Papagei festkrallte. »Und aus allen sind Junge geschlüpft«, fügte sie mit strahlendem Gesicht hinzu.
    »Ich mache einen Spaziergang mit Konstantín«, erklärte sie, als Birkirs Blicke sich auf den Papagei richteten. »Bless«, sagte sie dann, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Garten. Bei dieser abrupten Bewegung flatterte der Vogel mit den Flügeln, doch als sie hinter der Betonmauer verschwanden, hatte er das Gleichgewicht wiedergefunden.
    Birkir drehte sich zum Haus um und betrachtete es. Er sah, dass es dringend renoviert werden musste. Der dunkle Putz mit Obsidiansplittern war an einigen Stellen abgeblättert. Die größeren Stellen waren nachlässig mit hellem Zement verputzt worden, was sich mit dem ursprünglichen Aussehen des Hauses überaus schlecht vertrug. Ein Kellerfenster mit zerbrochener Scheibe war mit einer Spanplatte zugenagelt worden, auf die jemand mit schwarzer Farbe »Jónshús« gepinselt hatte.
    Auf dem Vordach an der Haustür saßen drei gurrende Tauben. Birkir betätigte die Klingel und hörte es drinnen schellen. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür und eine Frau erschien, die auf die sechzig zuging. Sie war ungeschminkt und hatte ihr dichtes graumeliertes Haar zu zwei Zöpfen geflochten. Sie trug eine abgetragene Jeans und ein buntes Baumwollhemd, das ihr bis zur Mitte der Oberschenkel reichte.
    Birkir stellte sich vor und fragte nach Fabían.
    »Ja, er erwartet dich. Bitte komm herein.« Die Stimme war ein wenig heiser, fast flüsternd.
    »Fabíans Zimmer ist oben«, sagte die Frau. Birkir ging die Treppe hinauf, sie folgte ihm. An den Wänden hingen alle möglichen Bilder, und Birkir hielt auf einem Treppenabsatz inne, um sie zu betrachten.
    »Jóns Untermieter bezahlen manchmal mit Bildern«, sagte die Frau. »Und er hängt sie alle auf.«
    »Ist Jón zu Hause?«, fragte Birkir.
    »Nein, er ist mit einem Bekannten in die Stadt gegangen.«
    Birkir ging weiter nach oben und kam auf einen Flur, der durch das ganze Haus führte. Ein vollständig angekleideter Mann schlief auf einer Chaiselongue an der Wand.
    Die Frau hinter ihm sagte leise: »Das ist Jóhannes. Er ist obdachlos, und ich gestatte ihm manchmal, sich hier auszuruhen, wenn es ihm sehr schlecht geht. Fabíans Zimmer ist das zweite rechts.«
    Birkir blieb vor der geschlossenen Tür stehen.
    »Bitte sehr«, sagte die Frau, die sich an ihm vorbeischob und die Tür öffnete.
    »Danke«, sagte Birkir und betrat das Zimmer, in dem sich niemand befand. Rechter Hand war eine Tür, die einen Spalt offen stand, und in dem Raum dahinter brannte Licht.
    »Ein Gast für dich, lieber Fabían«, sagte die Frau laut.
    »Ich komme«, sagte eine Stimme aus dem angrenzenden Zimmer.
    Die Frau lächelte Birkir zu und sagte: »Er kommt.« Dann ging sie hinaus, ließ aber die Tür halb offen stehen. Birkir blickte sich um. Das war das Zimmer eines chronisch kranken Menschen. Trotz des offenen Fensters war die Luft schwer, es roch nach Medikamenten und Desinfektionsmitteln, aber auch nach Räucherstäbchen. Oder vielleicht nach Cannabis.
    Das große, solide Bett war verstellbar, und darüber befand sich ein Griff, um dem Kranken das Aufstehen zu erleichtern. Ein Fernseher war an der Wand am Fußende des Betts angebracht, und vom Bett aus konnten ein DVD -Player und andere Geräte bedient werden. Aus den Lautsprechern der Anlage erklang leise klassische Musik. Birkir kannte den Kanon von Pachelbel, der von einem Sinfonieorchester gespielt wurde.
    Die Bücherregale im Zimmer waren voll mit Büchern und Zeitschriften. Auf einem großen Nachttisch sah Birkir Medikamente, Salben, ein Fieberthermometer, eine Banane und eine Wasserflasche. Ein schnurloses Telefon lag auf dem Bett. Mitten im Zimmer war ein Rollstuhl, und am Bett standen zwei Stühle.
    Birkir hörte, wie die Toilette abgezogen wurde, und anschließend das Geräusch von Wasser, das in ein Waschbecken floss. Dann wurde der Hahn zugedreht, und Birkir hörte ein Husten. Die Tür öffnete sich weit, und Fabían kam aus dem kleinen Badezimmer.
    »Guten Tag«, sagte Birkir und stellte sich vor.
    »Hallo«, sagte Fabían, der einen blauen Baumwollschlafanzug und Wollsocken trug. Das

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