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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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könntest, nachdem du sie heruntergeladen hast.«
    »Mach ich sofort«, sagte Gunnar, steckte den Speicherstick in den Laptop und führte das Gespräch fort, während der Download lief.
    »Nach dieser Besprechung seid ihr aber noch länger in der Botschaft geblieben«, sagte er.
    Helgi antwortete: »Ja, der Botschafter lud uns zum Abendessen ein. Er bestellte das Essen aus einem Restaurant in der Nähe.«
    »Kanntest du die anderen Gäste?«
    »In meiner Generation kennt jeder den Sonnendichter«, sagte Helgi lächelnd. »Jón und ich waren in jüngeren Jahren gute Freunde, aber heutzutage sehen wir uns nur selten. Unnar Mathieu und Starkaður habe ich ein paar Mal getroffen.«
    »Kanntest du Anton Eiríksson?«
    »Nein, dem bin ich nie zuvor begegnet.«
    »Hast du dich an dem besagten Abend mit ihm unterhalten?«
    »Ja, ein wenig. Er schien in dieser Gesellschaft nicht viele Freunde zu haben, und ich habe aus Höflichkeit einige Worte mit ihm gewechselt.«
    »Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Ich musste mir in erster Linie seine Ausführungen über lukrative Geschäftsperspektiven in Asien anhören. Er bot mir seine Hilfe dabei an, zu einem sehr niedrigen Preis Repliken von meinen Werken anfertigen zu lassen. So etwas steht natürlich überhaupt nicht zur Debatte, trotzdem habe ich ihn einfach reden lassen. Es war allerdings hochinteressant zu erfahren, wie solche Leute arbeiten.«
    Gunnar hob den einen Kerzenleuchter hoch und zeigte ihn Helgi. »Hier, aus diesem Ständer ist der Boden herausgebrochen worden. Die Bruchstücke lagen auf dem Couchtisch im Büro des Botschafters.«
    Helgi zog die Augenbrauen hoch. »Das ist seltsam, aber es ist in dem Sinne keine Beschädigung des Objekts. Das lässt sich sehr leicht wieder in Ordnung bringen. Der Boden ist aus ungebranntem Gips, man muss nur wieder Gips anrühren und einen Klacks in die Öffnung geben und mit einem Spatel glatt streichen. Vielleicht muss das auch zweimal gemacht werden.«
    »Weshalb wird so verfahren?«
    »Im Grunde genommen dient es überhaupt keinem Zweck. Manchmal fülle ich solche Objekte mit Sand, um sie stabiler zu machen. Das war bei diesen großen Leuchtern überflüssig, weil sie schwer genug sind. Wenn man sie von unten verschließt, kann kein Schmutz hineingelangen. Und außerdem signiere ich die Objekte mit meinen Anfangsbuchstaben, bevor der Gips hart wird.«
    »Wann ist dieser Leuchter entstanden?«
    »Wahrscheinlich vor etwa zwölf Jahren.«
    »Könnte jemand den Boden geöffnet, ein Messer in den Hohlraum eingeführt und anschließend wieder mit Gips verschlossen haben?«
    Helgi sah Gunnar verständnislos an. »Wozu in aller Welt?«
    »Um ein Messer in die Botschaft einzuschmuggeln.«
    Helgi schüttelte den Kopf. »Nein, das kann nicht sein. Wie denn?«
    »Du kannst vielleicht für uns mal darüber nachdenken«, sagte Gunnar. »Wer besitzt diese Leuchter?«
    »Sie befinden sich in meinem Besitz. Sie dokumentieren, wie gesagt, eine meiner künstlerischen Schaffensperioden. Über dieses Messer weiß ich nichts.«
    »Wer hat die Leuchter für den Transport verpackt?«
    »So etwas macht Lúðvík für mich.«
    »Lúðvík Bjarnason ist telefonisch nicht zu erreichen. Er ist doch mit dir wieder nach Island zurückgekommen, nicht wahr?«
    »Lúðvík? Nein, wie kommst du darauf?«
    »So lauteten die Informationen, die wir in der Botschaft bekamen.«
    »Da muss es sich um ein Missverständnis handeln. Lúðvík wollte sich noch eine Ausstellung in Europa ansehen. Ich weiß nicht, wann er wieder nach Island kommt.«
    »Kann man ihn telefonisch erreichen?«
    »Am besten per SMS . Seine Nummer steht im Telefonbuch. Auf Reisen schaltet er meist sein Handy ab.«
    »Na schön, dann versuche ich es mit einer SMS . Kannst du dich genau an den Abend in der Botschaft erinnern?«
    »Ja, selbstverständlich. Es ist ja erst ein paar Tage her.«
    »Es hat den Anschein, als seien einige Gäste ziemlich betrunken gewesen. Was war mit dir, warst du nüchtern?«
    »Seit fünfzehn Jahren rühre ich keinen Alkohol oder andere Rauschmittel mehr an. Ich war an diesem Abend so nüchtern wie immer.«
    »Da kannst also alles rekapitulieren?«
    »Ja. Aber was den Mord betrifft, da kann ich dir nicht behilflich sein. Anton habe ich zuletzt gesehen, als die anderen im Aufbruch waren. Der Botschafter wollte Taxis bestellen, doch da wurde seine Gattin unruhig. Sie hatte einen Schuh verloren, was sie ziemlich aus der Fassung zu bringen schien. Ich versuchte, sie zu

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