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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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war auf der Toilette. Vielleicht hatte er sich den Magen verdorben. Ich fand das Essen nicht besonders gut.«
    Ja, den Magen hat er sich verdorben, dachte Birkir, aber nicht wegen des Essens. »Hast du bemerkt, ob jemand anderes aus der Gruppe Anton nach oben gefolgt ist?«
    »Es ist niemand nach oben gegangen.«
    »Niemand?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Bist du sicher, dass Anton sich nicht selber umgebracht hat?«
    »Wieso glaubst du das?«
    »Er war eigentlich immer allein da oben.«
    Fabían streckte die Hand nach der Nachttischschublade aus und holte eine selbstgedrehte Zigarette und Streichhölzer heraus.
    »Ist dir aufgefallen, dass Anton nicht bei der Gruppe war, als ihr die Botschaft verlassen habt?«, fragte Birkir
    »Nein. Die Gäste haben das Haus nicht alle zusammen verlassen. Ich ging davon aus, dass Anton sich schon vorher verabsentiert hatte. Meines Wissens hatte der Botschafter dafür gesorgt, dass alle im Taxi wegkamen«, sagte Fabían und zündete die Zigarette an, die nicht nach Tabak roch.
    »Ich brauche das gegen die Übelkeit, die mir diese Chemotherapie verursacht«, sagte Fabían. »Ich hoffe, dass du den Rauch vertragen kannst.«
    Birkir rückte mit seinem Stuhl ein wenig weiter ab und sagte: »Ich muss Finger- und Handflächenabdrücke von dir nehmen, bist du damit einverstanden?«
    »Wie wird so etwas gemacht?«, fragte Fabían.
    »Du drückst Fingerkuppen und Handfläche auf ein Stempelkissen mit spezieller Tinte und anschließend auf ein Blatt Papier.«
    »Tinte? Ist da ein Farbstoff drin?«
    »Ja, so kann man sagen.«
    »Dann kann ich dir leider diesen Gefallen nicht tun, denn meine Haut reagiert außerordentlich allergisch auf alles. Ich vertrage absolut keine Farbstoffe.«
    Fabían streckte seine Arme vor und zog die Ärmel der Schlafanzugjacke bis zu den Ellbogen hoch. Rote Exzemflecken reichten bis zum Handrücken.
    »Wir können da vielleicht einen anderen Weg finden«, sagte Birkir. »Ich werde mit den Leuten vom Erkennungsdienst sprechen.«
    Fabían schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass wir uns da einig werden können. Ich muss im Hinblick auf alle chemischen Stoffe extrem vorsichtig sein.«
    Birkir sah sich gezwungen, ein anderes Thema anzuschneiden: »Wir haben uns die Aufnahmen, die die Sicherheitskameras in der Botschaft von euch gemacht haben, sehr genau angesehen, und zwar sowohl beim Betreten als auch beim Verlassen der Botschaft. Wir wissen deswegen ziemlich genau, wie ihr gekleidet wart. Auf den Bildern sieht man, dass du Jóns Jackett anhattest, als du aus dem Haus gingst, und dein eigenes über dem Arm trugst.«
    »Ja.«
    »Weshalb?«
    »Jóns Jackett war wärmer. Mir war kalt. Jón ist nie kalt.«
    »Könnte ich mir dein Jackett ansehen?«
    »Leider nein. Ich habe es im Hotel in Berlin vergessen, ich hatte es in den Schrank gehängt. Ziemlich blöd von mir, aber letzten Endes macht es eigentlich nichts aus, denn ich werde wohl kaum noch viel Verwendung dafür haben. Insofern ist es kein großer Verlust.«
    »Ich werde die Botschaft bitten, sich wegen des Jacketts mit dem Hotel in Verbindung zu setzen«, sagte Birkir.
    »Sehr freundlich von dir. Sie werden es dann wahrscheinlich an mich schicken«, entgegnete Fabían.
    »Du bekommst es zurück, wenn wir es uns genauer angesehen haben«, sagte Birkir. »Du hast ein Hemd getragen?«
    »Ja, ich hatte irgendein Hemd an.«
    »Wo ist das?«
    »Alle meine Sachen gingen in die Reinigung, nachdem ich wieder zurück war. Rakel hat sich darum gekümmert.«
    »Rakel?«
    »Sie hat dich in Empfang genommen und zu mir hoch gebracht. Sie wohnt hier im Haus und pflegt mich, wenn sie keinen Dienst im Krankenhaus hat. Es ist mein Glück, dass ich solche guten Freunde habe.«
    »Kanntest du die anderen Gäste in der Botschaft?«
    »Den Sonnendichter kenne ich seit meiner Kindheit, und Helgi ist ebenfalls ein guter Bekannter. Die anderen habe ich nie getroffen. Ich kenne nicht viele Leute.«
    »Du bist Anton nie zuvor begegnet?«
    Fabían antwortete nicht gleich. Sein Magen schien ihm Probleme zu machen, und sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. »Nein«, sagte er. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Hast du dich an dem bewussten Abend mit ihm unterhalten?«
    »Ja, ich wollte ein Porträt von ihm zeichnen.«
    »Wie reagierte er darauf?«
    »Zunächst positiv.«
    »Und was dann?«
    »Dann hat er mich gefragt, warum ich ihn zeichnen wollte.«
    »Und was hast du darauf geantwortet?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass mir noch nie

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