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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ich mich wohlgefühlt.«
    »Und wie ist dein gesundheitlicher Zustand jetzt?«, fragte Birkir.
    »Der Krebs hat sich zweimal wiedergemeldet. Beim ersten Mal konnte man ihn noch behandeln, aber inzwischen gibt es Metastasen im ganzen Körper. Die Chemotherapie kann den Prozess angeblich verlangsamen, aber ansonsten besteht die Behandlung darin, mir das Leben erträglich zu gestalten. Viel Zeit bleibt mir nicht mehr, was ich schade finde, denn jetzt lebe ich ein Leben, das ich zu schätzen weiß.«
    »Und wovon lebst du hier?«, fragte Birkir.
    »Ich bekomme Behindertenunterstützung, und außerdem zeichne ich. Wenn Jón seine Gedichte neu auflegt, lässt er mir freie Hand beim Illustrieren seiner Gedichte.«
    Noch während Fabían sprach, klingelte Birkirs Handy. Er nahm den Anruf entgegen und lauschte eine Weile. Unterdessen schob sich eine Wolke vor die Sonne, und Fabían schickte sich an, ins Haus zu gehen.
    »Kann ich dir einen Kaffee oder etwas anderes anbieten?«, fragte er, als Birkir das Gespräch beendet hatte.
    »Nein, ich muss mich wohl um jemand anderen kümmern«, antwortete Birkir. »Vielen Dank, dass du mir das alles erzählt hast.«
    15:00
    Der Anruf war von Dóra gekommen. Sie war mit Anna und zwei Polizisten zu der Wohnung von Unnar und Starkaður gefahren, um gemäß richterlicher Verfügung Finger- und Handabdrücke von ihnen zu nehmen. Es hatte einige Mühe gekostet, die beiden dazu zu bringen, aber es war schließlich gelungen. Noch an Ort und Stelle verglich Anna die Abdrücke ihrer Handflächen mit dem Handabdruck auf dem Schreibtisch des Botschafters, er stammte von Starkaður. Dóra hatte ihn unverzüglich verhaftet, und auf dem Weg zum Hauptkommissariat hatte sie mit Birkir telefoniert.
    Birkir leitete diese Informationen an Gunnar weiter, und sie kamen überein, Starkaður gemeinsam zu verhören. Es konnte ein sehr wichtiges Gespräch werden.
    Dóra wartete mit dem Gefangenen im Verhörzimmer auf sie. Starkaður war abweisend und ging nicht auf ihren Gruß ein.
    »Du weißt, weshalb du hier bist«, sagte Gunnar, nachdem er das Aufnahmegerät und die Videokamera eingeschaltet und die anwesenden Personen genannt hatte.
    »Ja, weil ihr mich persönlich verfolgt und völlig ungesetzlicherweise hier festhaltet«, antwortete Starkaður. »Mein Mann wird mir einen Rechtsanwalt besorgen, der mich hier herausholt.«
    »Möchtest du, dass wir mit diesem Gespräch warten, bis dein Rechtsanwalt eingetroffen ist?«
    »Das tut nichts zur Sache«, erklärte Starkaður, »ich habe nichts zu verbergen.«
    »Dann fahren wir fort«, sagte Birkir und nickte Gunnar zu, der sich am Tisch festhielt, während er sich aufzurichten versuchte.
    »Es geht um den Mord in der Botschaft in Berlin. Aus deinem Handabdruck auf dem Schreibtisch des Botschafters lässt sich für uns ablesen, dass du optimal für einen Angriff auf das Opfer positioniert warst«, sagte Gunnar laut und deutlich ins Mikrofon. »Kannst du uns eine Erklärung dafür geben?«
    »Ich habe bereits den Polizisten, die in meine Wohnung eingedrungen sind, gesagt, wie der zustande gekommen sein kann«, entgegnete Starkaður.
    »Sei bitte so freundlich und wiederhole das noch einmal«, bat Birkir ihn.
    »Ich habe gesagt, dass ich an dem Abend das Büro des Botschafters einmal betreten habe«, erklärte Starkaður. »Das war wegen unserer Besprechung mit dem Botschafter. Als der Botschafter kurz hinausging, setzte sich Anton an den Schreibtisch und machte Anstalten zu telefonieren. Unnar und ich sind aufgestanden, aber bevor wir den Raum verließen, haben wir ihm gesagt, was wir von ihm und seinen sogenannten Geschäften hielten. Es kann sein, dass ich mich auf den Tisch gestützt habe, als ich diesem Kerl rundheraus sagte, was für ein Widerling er war. Ich gebe zu, dass ich mich über ihn gebeugt habe. Er legte den Telefonhörer auf die Gabel und flüchtete aus dem Zimmer. Ich habe ihn aber weder da getötet noch später. Ich habe für den ganzen Abend ein Alibi. Unnar und ich waren die ganze Zeit zusammen.«
    Birkir hatte einige Bilder von den Aufzeichnungen der Sicherheitskameras ausgedruckt, ebenso wie die Fotos, die Lúðvík an dem Abend gemacht hatte. Er fand Bilder von Unnar und Starkaður, wie sie mit dem Botschafter nach der Lesung ins Botschaftsgebäude gingen, und wie sie es dann in der Nacht wieder verließen. Starkaður trug einen hellen Anzug und ein dunkles Hemd. Birkir besah sich die Bilder genau, konnte aber nicht erkennen, ob der

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