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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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noch zwei Bananen in die Jackentaschen. Die übrige Schutzkleidung bestand aus einer Strickmütze, dicken Fingerhandschuhen und einer gelb eingefärbten Sportbrille.
    Eine Tasche mit einem kompletten Satz sauberer Sachen, Badehose, Handtuch und Kulturtasche stand bereits fertig gepackt im Flur. Er trug sie nach unten zu seinem Toyota Yaris, der auf einem reservierten Parkplatz hinter dem Haus auf ihn wartete.
    Zehn Minuten vor neun parkte er sein Auto auf dem Parkplatz am Westbad und gesellte sich zu einer Gruppe von fünf Männern und zwei Frauen, die sich in der Eingangshalle des Schwimmbads verabredet hatten und ähnlich ausgerüstet waren wie er selber. Sie unterhielten sich kurz über die Strecke, die sie an diesem Morgen laufen wollten, und entschieden sich für die gleiche wie beim letzten Training. Pünktlich um neun machten sie sich auf den Weg und liefen zunächst über die Hofsvallagata hinunter zur Ægisíða. Von dort ging es bei einer Geschwindigkeit von knapp fünf Minuten pro Kilometer gegen den Wind in östlicher Richtung. Die Läufer an der Spitze, die den Wind für die anderen abfingen, wechselten sich ab. Am Flughafen entlang gelangten sie nach Nauthólsvík, und anschließend überquerten sie die Kringlumýrarbraut auf der Fußgängerbrücke. Im Fossvogur-Tal gab es weniger Gegenwind, sodass sie für einen Kilometer nur viereinhalb Minuten brauchten. Auf diese Weise erreichten sie das Tal der Elliðaá, der sie flussaufwärts folgten. In den Steigungen verkürzten sich die Schritte, und dabei verringerte sich die Geschwindigkeit. Die Läufer überquerten die beiden Flussarme auf einer Fußgängerbrücke, und von da aus ging es entlang der Pferderennbahn zurück. Beim Árbær-Schwimmbad wurde Pause gemacht, sie nutzten die Toiletten, füllten die Wasserflaschen auf und nahmen dann praktisch den gleichen Weg zurück in die Weststadt, allerdings mit einem kleinen Abstecher zur Öskjuhlíð, der dafür sorgte, dass die Laufstrecke an diesem Morgen genau dreißig Kilometer betrug.
    Es war halb zwölf, als sie verschwitzt und müde wieder beim Schwimmbad in der Weststadt eintrafen. Nach zwanzig Minuten Dehnübungen gingen alle unter die Dusche und trafen sich anschließend im heißen Pool, um sich über das weitere Trainingsprogramm und bevorstehende Langstreckenläufe in Island und im Ausland auszutauschen. Außerdem ging es um abwesende Trainingskameraden und abenteuerliche Geschichten von Langläufen in allen Teilen der Welt. Über andere Dinge wurde nicht geredet, und Birkir dachte erst um halb eins wieder an den ungelösten Mordfall, als er sich angezogen hatte und draußen vor dem Schwimmbad stand.
    Er fuhr nach Hause und leerte seine Sporttasche, bevor er sich etwas zu essen machte. Sein Mittagessen bestand aus Orangensaft, Roggenbrot mit eingelegtem Hering, einem gekochten Ei und einem Joghurt. Danach machte er sich noch einmal auf den Weg zum Jónshús.
    Sie waren zu dritt draußen im Garten. Die kleine Frau, von der Birkir jetzt wusste, dass sie Úlfheiður hieß, stand ganz oben auf der Leiter und verteilte die nächste Futterration. Die Birkenzeisige flatterten um sie herum und pickten die Körner auf, kaum dass sie sie gestreut hatte. Fabían und Rakel saßen auf der Bank an der Hauswand und genossen die Sonnenstrahlen, die sich mittags Bahn durch die Wolken gebrochen hatten.
    Birkir grüßte.
    Rakel stand auf und bot ihm ihren Platz an.
    »Ich muss sowieso los, um fürs Essen einzukaufen«, sagte sie und verabschiedete sich.
    Birkir setzte sich und fragte Fabían nach seinem Befinden.
    »Ich fühle mich etwas besser als gestern«, sagte Fabían. Er nahm eine gedrehte Zigarette zur Hand und zündete sie an. »Ich darf mich nur nicht überanstrengen«, fügte er hinzu.
    »Kannst du mit der Geschichte fortfahren, die du mir gestern erzählt hast?«, fragte Birkir.
    »Wo war ich stehen geblieben?«
    »Du hast mir gesagt, dass das Haus in Sandgil abgebrannt ist, und eure Freundin dabei ums Leben gekommen ist.«
    »Ja, aber darauf möchte ich nicht näher eingehen.«
    »Ich verstehe«, sagte Birkir. »Was ist nach diesem tragischen Unglück aus dir geworden?«
    »Dieses Ereignis hat mich völlig aus der Bahn geworfen«, antwortete Fabían. »Ich wurde in die psychiatrische Anstalt eingewiesen. Ich war psychisch völlig am Ende und von schwärzester Finsternis umgeben. Ich war vollkommen unfähig zu menschlicher Kommunikation und verlor jegliche Eigeninitiative. Ich saß in der Anstalt nur am

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