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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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er gerade fertiggestellt hatte.
    »Ich weiß, dass du mit dem Sonnendichter, Fabían und einigen anderen Anfang der Siebzigerjahre in einer Kommune gelebt hast. Kannst du mir Näheres darüber sagen?«
    »Du meinst über diese Kommune?«
    »Ja.«
    »Was versprichst du dir davon?«
    »Es steht in Zusammenhang mit dem Mordfall. Ich versuche, mir Klarheit über die privaten Verbindungen zwischen den Botschaftsgästen zu verschaffen.«
    »Meinetwegen. Es ist ja so gesehen auch kein Geheimnis, dazu wissen viel zu viele davon. Du würdest sowieso dahinterkommen. Wahrscheinlich ist es besser, ich erzähl es dir selber, dann gibt es keine Missverständnisse.«
    »Genau.«
    »Wo soll ich anfangen? Das ist lange her.«
    »Fang mit dem Anfang an«, sagte Birkir. »Ich höre dir zu.« Er hielt das Diktafon hoch, und Helgi schien keine Einwände zu haben.
    »In Ordnung, dann hör gut zu. Ich werde weiterarbeiten, während ich dir davon erzähle. Es handelt sich um eine lange Geschichte, und meine Zeit ist kostbar. Falls du Fragen hast, heb sie dir für später auf.«
    Birkir nickte zustimmend. »Ich verstehe«, sagte er. »Ich werde zuhören.«
    Helgi überlegte kurz, bevor er fortfuhr: »Jón und ich haben uns in jungen Jahren kennengelernt, und bis zu dem Brand in Sandgil waren wir eng befreundet. Danach trennten sich unsere Wege viele Jahre lang. Wir trafen uns zuerst im Gymnasium, wir waren in derselben Klasse. Ich hatte eine schwierige Jugend, war irgendwie aus der Spur gekommen und habe kaum die Aufnahmeprüfung geschafft. Jón und ich fanden schnell zueinander, wir waren beide sehr rebellisch und provozierten alle um uns herum. Nach dem ersten Winter an der Schule hatten wir genug von dem kleinbürgerlichen Dasein in Reykjavík und reisten im Sommer 1969 nach Europa. Da sind wir drei Jahre lang rumgeflippt, hauptsächlich in Kopenhagen, Amsterdam und in Spanien, immer blank und total crazy. Gereist sind wir per Anhalter oder schwarz mit der Eisenbahn. Unser Gepäck bestand aus nichts als einem Seesack mit ein paar Klamotten darin. Unglaublich, wie lange man sich mit Betteln, und wenn es gar nicht anders ging, mit kleinen Diebstählen über Wasser halten kann. Überall hatte sich die Hippiekultur ausgebreitet, und wenn die Haare lang genug waren, hatten diese jungen Leute in ihren Kaftanen nichts dagegen, einem etwas zu essen zu geben. Und manchmal wurde man auch in irgendwelche Kommunen reingelassen und ist da so lange geblieben, bis die Kommunarden die Schnauze voll von einem hatten. Alles, was an Stoff im Angebot war, wurde ausprobiert, und die Erfahrungen damit waren unterschiedlich. Diese Art der Wissenschaft von den chemischen Stoffen wurde jedenfalls gründlichst studiert. Die Sommer verbrachten wir irgendwo am Mittelmeer und schliefen einfach am Strand, dort brauchte man kein Dach über dem Kopf. In Spanien lernten wir Typen kennen, die Cannabis züchteten, und wir haben das Gras für sie verkauft. Tagsüber lungerten wir in den Bars am Strand herum und nachts in den Amüsierschuppen. Junge Leute mit Geld strömten im Sommer in den Süden, und wir haben dabei ganz gut Kohle gemacht. Unser Verkaufssystem war todsicher. Ich hatte die abgepackte Ware in ein Handtuch gewickelt und sonnte mich am Strand, während Jón den Leuten ihre Kicks verkaufte. Er trug nie viel bei sich, denn die Bullen machten manchmal Razzias am Strand. Wenn er eine Ration verkauft hatte, hockte er sich irgendwo in meiner Nähe hin und rauchte eine Zigarette. Während er rauchte, verbuddelte er die Einnahmen im Sand und ich die nächste Ration. Dann standen wir auf und tauschten die Plätze, ich nahm das Geld an mich, und er bekam die nächste Ration. Das haben wir direkt vor der Nase der Bullen gemacht, aber die haben nie etwas spitzgekriegt. Jón war am Strand als »The Weed Man« bekannt, aber mich kannte keiner, und niemand wusste von seiner Verbindung zu mir. Abends in den Tanzschuppen hatten wir ein ähnliches System.
    Wir haben da unten auch gelernt, Cannabis zu züchten, und davon haben wir später profitiert, als wir in Sandgil lebten. Wir haben aber in Spanien nicht nur mit dem Zeug gedealt, sondern wir waren auch User in großem Stil. Das meiste von den Einnahmen ging für den eigenen Konsum drauf, aber das spielte keine Rolle, es war uns ja noch nie darum gegangen, Geld zu horten. Diese ganze Reise war also ein Trip im doppelten Sinne des Wortes. Trotzdem gab es zwei folgenreiche Lichtblicke für uns beide. Von den Mädchen, die sich

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