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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sein.
    Die Schlagwaffe zog die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Es waren keine Fingerabdrücke an der Metallstange, und es hatte den Anschein, als sei sie mit einem Lappen, der in der Küche auf dem Fußboden lag, abgeputzt worden. Die Blutflecken an dem Lappen konnten sehr gut von der Stange stammen. Sie fanden auch ein wenig verschmiertes Blut an der Klinke der Wohnungstür, aber keine Fingerabdrücke. Alles deutete darauf hin, dass der Lappen dazu verwendet worden war, alle Stellen abzuwischen, an denen sich Fingerabdrücke befunden haben konnten.
    Der gesamte Bereich um die Stelle herum, wo die Leiche gelegen hatte, wurde sorgfältig untersucht. Winzige Blutströpfchen waren infolge der Hiebe in alle Richtungen gespritzt. Ihre Größe und Form gaben wichtige Hinweise auf die Schwere der Hiebe, den Aufprallwinkel der Waffe und die Position des Angreifers. Jeder Tropfen wurde mit einem Maßstab daneben fotografiert, damit waren die genauen Informationen über Größe und Position dokumentiert.
    Die Schlagwaffe selbst war aus glänzendem, glatten Stahl, ein Rohr von etwa vier Zentimetern Durchmesser und achtzig Zentimetern Länge. Erst nachdem Anna es eine Weile angesehen hatte, fiel bei ihr der Groschen. »Na klar, das ist eine Stange aus einem Kleiderschrank.«
    In dem Zimmer, wo der Mord begangen worden war, stand ein Schrank, in dem sich eine solche Stange befand. Das eine Ende steckte in einer kreisförmigen Halterung, und das andere ruhte auf einer u-förmigen, sodass die Stange leicht herausgehoben werden konnte. In dem anderen Schlafzimmer stand ebenfalls ein Schrank mit einer halb geöffneten Schiebetür. Die Befestigungen waren die gleichen wie in dem anderen Schrank, doch die Stange fehlte. Anna besah sich den Schrank genau. Auf seinem Boden waren frische Fußabdrücke in einer dünnen Staubschicht zu erkennen.
    16:00
    Gunnar erhob keine Einwände, als Birkir ihm sagte, dass er Starkaðurs Freilassung in die Wege geleitet hatte. Diese Untersuchungshaft war völlig sinnlos. Anna hatte in Starkaðurs Anzug keinerlei Blutspuren gefunden, und es gab keine anderen Beweismittel. Noch nicht einmal vernünftige Fragen.
    »Alles klar, alles klar«, sagte Gunnar nur. Sein Interesse konzentrierte sich inzwischen auf etwas ganz anderes. Der Mann, der Arngrímur Ingason auf dem Flughafen in Keflavík in Empfang genommen hatte, war ihnen zwar bekannt vorgekommen, aber sie konnten ihn nicht zuordnen. Gunnar hatte sich die Bildsequenz mehrfach sorgfältig angesehen, und schließlich kam ihm eine Idee. Er öffnete die Datei mit den Aufnahmen der Sicherheitskameras in der Berliner Botschaft und spielte sie einige Male ab. Damit war er beschäftigt, als Birkir sich wieder zu ihm setzte.
    Die Aufnahmen von den Gästen des Botschafters waren zwar nicht besonders deutlich, aber alle waren gut zu erkennen. Starkaður und Unnar waren vor den anderen gegangen, daran bestand überhaupt kein Zweifel. Der Sonnendichter war ebenfalls unschwer zu erkennen, und Birkir konnte auf Fabían deuten. Der Botschafter war klein und humpelte, und Helgi stützte die Frau des Botschafters. Es blieb also nur Lúðvík Bjarnason übrig, von dem sie nicht wussten, wie er aussah. Er war auch nicht auf den Fotos zu sehen, die Helgi Kárason ihnen überlassen hatte, denn er hatte die Bilder geschossen. Die Sicherheitskamera in Berlin zeigte aber ein relativ deutliches Bild von ihm.
    Gunnar kopierte ein Bild heraus und stellte es neben die Aufnahme vom Flughafen in Keflavík. Seine Eingebung war richtig gewesen. Es war aller Wahrscheinlichkeit nach derselbe Mann.
    »War er nicht angeblich im Ausland?«, fragte Birkir.
    »Nein, er war zurück in Island, als ich mit ihm telefonierte«, sagte Gunnar. »Zumindest hat er mir das gesagt.«
    »Setz dich mit ihm in Verbindung«, sagte Birkir.
    Gunnar versuchte es unter der zuvor gewählten Nummer. »Abgeschaltet«, sagte er.
    »Ich glaube, ich muss mich noch einmal mit Helgi Kárason unterhalten«, erklärte Birkir.
    17:20
    Birkir fuhr im Taxi zu Helgi Kárasons Atelier in der Weststadt. Dort brannte Licht, Helgi musste also bei der Arbeit sein. Birkir gelangte durch eine unverschlossene Tür in das Gebäude, aber als er an die Tür zum Atelier klopfte, erhielt er keine Antwort. Das war auch nicht weiter verwunderlich, denn drinnen wurde Musik auf höchster Lautstärke gespielt. Birkir drückte die Klinke herunter, aber die Tür war abgeschlossen. Er schlug ein paar Mal mit der flachen Hand dagegen, doch die

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