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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Zimmer, in dem sich auch der Safe befand. Er stand weit offen und war leer. Eine große Bohrmaschine erklärte die Löcher in der Safetür, wo die Schlösser herausgebohrt worden waren.
    Der Tote lag auf dem Rücken mit dem Gesicht zur Wand. Die Ohrenschützer, die er verwendet hatte, waren hochgerutscht.
    »Zwei Hiebe«, erklärte Anna.
    Sie deutete auf den blutigen Nacken. »Hier ist der erste Hieb gelandet. Der Angreifer kam von hinten und hat fest zugeschlagen.«
    Sie zeigte auf ein Metallrohr, das neben der Leiche lag.
    »Der Nacken ist der stärkste Teil des Kopfs, und der Hieb reichte nicht aus, um das Opfer bewusstlos zu schlagen. Die Haut platzt, es blutet. Das Opfer weicht zurück und dreht sich zum Angreifer um. Der schlägt wieder zu, diesmal fester, und zwar direkt gegen die Stirn.«
    Anna deutete auf die entstellte Stirn des Toten.
    »Die Stirn ist schwächer, und die Hirnschale bricht. Der Hieb ist wohl auch wesentlich kräftiger gewesen. Der Mann verliert das Bewusstsein und geht zu Boden.«
    Birkir nickte. Das klang wahrscheinlich. Er blickte auf die Leiche. Er kannte diesen Mann und hatte mit ihm gesprochen. Búi Rútsson, der Leibwächter von Anton Eiríksson, hatte Birkir nicht die Wahrheit gesagt, als er erklärte, von Berlin aus nach Spanien zu fliegen. Er hatte offensichtlich etwas Dringendes in der Wohnung seines Arbeitgebers zu erledigen gehabt und dort nach einem brutalen Angriff den Tod gefunden.
    Anna zeigte auf die Bohrmaschine, die auf einem Stativ vor dem Safe festgeklemmt war.
    »Er hat eine Kernbohrmaschine verwendet, um die zwei Schlösser aus der Safetür zu entfernen«, sagte sie. »Keine sehr fachmännische Arbeit, aber erfolgreich. Er hat allerdings etliche Stunden gebraucht, um sie herauszubohren.«
    »Und sein Gehörschutz war mit Rundfunkempfang ausgestattet«, sagte Birkir. »Damit hat er sich die Zeit vertrieben, aber das hat es auch dem Angreifer leichter gemacht, sich hinterrücks anzuschleichen.«
    »Ja. Aber er hätte nicht die ganze Zeit bei der Bohrmaschine stehen müssen«, sagte Anna. »Diese Vorrichtung hält die Maschine in der richtigen Position, und der Druck geht in die Bohrrichtung. Sehr bequem. Ein gewiefter Einbrecher hätte sich eher mit den Schlössern beschäftigt, das ist schneller, leiser und sauberer.«
    Birkir deutete auf einen auf dem Boden liegenden Schlüsselbund mit Dutzenden von Schlüsseln. »Das hier deutet aber doch wohl auf einen Fachmann hin?«, fragte er.
    Anna warf einen Blick auf die Schlüssel und nickte. »Die hat er benutzt, um in die Wohnung hineinzukommen. So ein Safe ist aber schwieriger.«
    Birkir kannte die Methode. An dem Schlüsselbund befanden sich sämtliche Prototypen von Schlüsseln, die in Privathäusern verwendet werden. Die Bärte waren auf kleine Spitzen heruntergeschliffen, sodass sich mit ihnen praktisch sämtliche Schlösser öffnen ließen. Man steckte den Schlüssel ins Schloss, klopfte leicht darauf und drehte ihn behutsam. Durch das Klopfen wurden die Stiftsäulen nach oben gedrückt, und der Schlüssel konnte gedreht werden. Als Birkir so etwas zum ersten Mal gesehen hatte, brachte er an seiner Wohnungstür einen Riegel an.
    »Der Angreifer hat in dem Moment zugeschlagen, als sich der Safe öffnete«, sagte Anna.
    »Vielleicht sind sie aber auch zusammen hier eingedrungen«, entgegnete Birkir. »Und dann hat der eine von ihnen beschlossen, dass es überflüssig war, die Beute zu teilen.«
    »Vielleicht«, sagte Anna.
    14:00
    Birkir verließ die Wohnung in Austurbrún, nachdem weitere Leute vom Erkennungsdienst eingetroffen waren. Er überließ es Anna und Dóra, etwas am Tatort zu finden, was ihnen weiterhelfen würde. Er musste sich anderen Dingen zuwenden.
    Starkaður bereitete ihm keinen freundlichen Empfang, als Birkir ihn im Untersuchungsgefängnis begrüßte.
    »Erst sperrt ihr mich hier ein, und dann redet ihr die ganze Zeit überhaupt nicht mit mir«, sagte er. »Mein Rechtsanwalt hat Beschwerde beim obersten Gericht eingelegt.«
    Birkir hatte Gewissensbisse. »Bei uns sind einige Leute ausgefallen, und außerdem hat es neue Entwicklungen gegeben«, sagte er.
    »Ach ja, und deswegen kann ich hier einfach verrotten«, sagte Starkaður.
    »Ich hoffe, das wird sich bald alles klären«, sagte Birkir. »Ich möchte dich jetzt gerne nach deiner Schwester fragen.«
    »Nach meiner Schwester? Meinst du Sunna?«
    »Ja.«
    »Was hat sie mit der Sache zu tun? Als sie starb, war ich noch sehr jung.«
    »Das weiß

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