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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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gewesen war in all den Jahren? War es ein Fehler gewesen, dass sie sich für einen so zeitaufwendigen Beruf entschieden hatte, wenn schon ihr Mann eine Sechzigstundenwoche hatte? Hätte sie sich damals nicht um die Aufnahme an der Polizeihochschule bewerben sollen, wo sie doch bereits wusste, dass sie Kinder haben wollte? Hätte sie vielleicht lieber als Bürokraft arbeiten sollen, oder als Kindergärtnerin mit einer halben Stelle? Aber was hätte das für ihr eigenes Glück bedeutet, für die Verwirklichung ihrer Lebensziele?
    »Darf es bei euch noch etwas sein?«
    Lächelnd war die Kellnerin an ihren Tisch getreten. Marcus wollte eine Cola, was Marie nicht erlaubte, Geburtstag hin oder her. Sie einigten sich auf Fanta. Natürlich wollten die Zwillinge jetzt auch Fanta. Marie zog die Stirn in Falten. Wenn die Kinder abends noch so viel Zucker bekamen, würde es wieder die halbe Nacht Remmidemmi geben. Jonna wollte nichts mehr trinken, Anna und Sophie blieben bei ihrem Wasser. Anders bestellte noch ein alkoholfreies Bier.
    »Ich nehme einen Ouzo, bitte«, sagte Ingrid Nyström.
    9
    Im Hotel hielt Forss es nicht aus. Er war noch da, der Schmerz, in den Laken und Kissen, auf den Innenseiten ihrer Oberschenkel, in ihren Händen. Sie dachte an die Wohnung in Friedrichshain, die jetzt nur noch seine Wohnung war. Die Abende in der russischen Bar um die Ecke. Wenn sie zusammen getrunken hatten, war alles gut gewesen, eine Weste ohne Flecken, ihre Seele brauchte das. Die Russen hatten volles Verständnis, sie hatten das Leben begriffen, deswegen mochte sie diese Bar. Dass sie nicht mehr dort war, dass Sebastian für immer weg war, das hinterließ ein Loch in ihr, dessen Tiefe sie zwar begriff, aber nicht fühlte, denn wie sollte sie sich jemals trauen, das Fühlen zulassen, wenn schon das Begreifen so schmerzhaft war?
    Sie nahm noch einen Schluck aus der Wodkaflasche, dann stellte sie sich unter die Dusche. Hinterher zog sie sich an und schminkte sich. Bevor sie Delgado im Café de Luxe traf, ging sie spazieren. Aus dem Hotel heraus über den Oxtorget, am Imbiss vorbei und an der Polizeistation. Die rote Laterne vom Poliskontor schaukelte im Abendwind. Mild, dachte Forss, ein milder Wind streicht mir mit seinen sanften Fingern durch das Gesicht. Es fühlte sich wirklich so an. Personifikation heißt das, dachte sie. Ich personifiziere meine Sinneseindrücke. Das liegt am Wodka.
    Sie bog ab in die Sandgärdsgatan, ging zunächst Richtung Dom und dann rechts, unter der Eisenbahnbrücke durch, auf den Växjösee zu. An der Uferpromenade, beim Vereinshaus der Antialkoholiker, blieb sie stehen und sah über das schwarze Wasser, das in der Dunkelheit funkelte. Irgendwo weit hinten, am anderen Ufer konnte man Schloss Teleborg erahnen und auch die Gebäude der Universität. Forss ging weiter, hielt sich links am Seeufer, passierte das Schwimmbad, dann die Psychiatrische Klinik. Der Weg führte immer weiter am Ufer entlang, umrundete den See schließlich. Vier Kilometer, zeigte ein Schild an. Obwohl es noch früh am Abend war, waren wenig Menschen zu Fuß unterwegs. Gelegentlich kamen ihr Jogger entgegen oder überholten sie, oder Spaziergänger mit Hunden. Einmal raste eine Traube Fahrradfahrer an ihr vorbei, junge Leute, die aus Richtung der Uni und der Studentenwohnheime kamen und in die Stadt fuhren. Auf Höhe der Tennisplätze verließ Forss die Promenade und bog in die Värendsgatan, dann links in die Södra Järnvägsgatan. Irgendwo dort musste sie auf die Fußgängerüberführung stoßen, die über die Gleise führte in Richtung Innenstadt. Beim Smålands Museum bog sie links ab, ging dann eine Treppe hinunter auf die Gleise zu. Das war falsch, denn nun stand sie auf dem Parkplatz eines Restaurants. Hier ging es nicht über die Gleise, der Übergang war dreißig Meter weiter östlich, sie hätte beim Museum rechts abbiegen müssen. Sie wandte sich um und ging wieder hinauf. Dort, wo die lange Treppe eine Biegung machte, blieb sie stehen und sah auf den Eingang des griechischen Restaurants. Moussaka hatte sie ewig nicht gegessen, ging ihr durch den Kopf. Die Tür des Restaurants ging auf, und eine Horde Kinder platzte heraus. Das größte von ihnen führte die Truppe an, es trug einen Eishockeyhelm und hatte einen entsprechenden Schläger in der Hand, mit dem es auf die leeren Blumenrabatten vor dem Restaurant einzudreschen begann. TONK! TONK! TONK! dröhnte es über den Parkplatz. Die Kleinen grölten. Die Tür ging erneut

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