Spätkontrolle aufschlussreich
gewissermaßen als Einsatzkonserve aufzubewahren. Das bedeutete, daß mich außer den wenigen Eingeweihten niemand mehr sehen durfte.
Es war mir nicht einmal erlaubt worden, meinen Bau mit der obligatorischen Dienst- und Tarnungsmaske zu verlassen. Die Begründung:
Ein Mann mit einem etwas außergewöhnlichen Körperwuchs mußte immer auffallen, besonders aber solchen Leuten, die ihn schon einmal gesehen hatten und mit seiner Dienstnummer konfrontiert worden waren.
Das war, taktisch gesehen, gut und richtig, für mich aber belastend. Es brachte mich an den Rand der Selbstbeherrschung.
Meine Kontrollanzeigen wiesen aus, daß der Kleine den Schleusenraum betreten hatte. Ehe ich durch eine zusätzliche Schaltung die Sperriegel der inneren Panzertür löste, kontrollierte ich weisungsgemäß seine Individual-Schwingungsmuster. Er hatte damit gerechnet, oder er hätte seinen Abwehrblock – ebenfalls weisungsgemäß! – geschlossen gehalten.
»Zufrieden?« fragte er auf telepathischer Basis an. »Mit uns ist es weit gekommen, Großer! Mein prächtiges Double hat sich mittlerweile derartige Zahnschmerzen eingehandelt, daß eine Kieferoperation wohl unumgänglich ist. Die GWA macht bald Pleite, mein Wort darauf. Soll ich hier eigentlich verhungern?«
Ich öffnete die innere Panzertür, legte die schußbereite Dienstwaffe zur Seite und setzte mich wieder vor den Mikrofilm- und Mikromagnetband-Betrachter. Ich studierte zur Zeit ein vom afrikanischen Völkerkunde-Ministerium herausgegebenes Werk über innerafrikanische Anthropologie.
Hannibal setzte sich nicht in den Pneumosessel, sondern warf sich hinein. Seine riesigen Füße landeten auf dem Serviertisch des Getränkeroboters.
»Das Benehmen einer flachgesichtigen, wulstlippenschnauzigen Meerkatze unterscheidet sich von dem eines Menschen in erster Linie in den Ruhestellungs-Gewohnheiten«, murmelte ich. »Wulstlippenschnauzige Meerkatzen werden mit zunehmendem Alter unverträglich bis bösartig. Zwerg, wenn du dich noch immer nicht angesprochen fühlen solltest, so achte auf meinen rechten Fuß. Er kommt in drei Sekunden auf dich zu, falls du es bis dahin nicht vorgezogen haben solltest, deine Füße …«
»Will Degland, Fachingenieur für mehrstufige, hochdrehende Gliederkreiselpumpen, achtunddreißig Jahre, Europäer, geboren im Unionsstaat Deutschland, eingesetzt als Hauptfeldwebel im Dritten Raumlande-Pionierbataillon der europäischen Mondarmee, verschollen seit der Robotrevolte im September 2010, verheiratet, zwei Kinder, wegen anarchistischer Äußerungen, Beleidigung seiner Vorgesetzten und eines tätlichen Angriffes unangenehm aufgefallen; kurz vor seinem Verschwinden der Militärpo lizei überstellt worden, die ihn aber nicht mehr fand. Vergiß mei ne Füße!«
Die Art der Berichterstattung war für Hannibal typisch.
Ich starrte ihn fassungslos an, aber er dachte nicht daran, nähe re Hinweise zu geben; bis ich mich danach erkundigte.
»Darf ich annehmen, daß es sich bei der erwähnten Person um jenen Mann handelt, der im Camp ›Höllentor‹ getötet wurde?«
Er faltete die Hände vor der Brust, lehnte sich noch bequemer zurück und wippte mit den Fußspitzen.
»So ist es. Seitdem wir das wissen, fragen wir uns, wie Will Degland auf dem öden Himmelskörper überleben und anschließend per Transmitter in die Sahara kommen konnte. Ach ja – da ist noch etwas.«
»Meine Geduld geht zu Ende.«
»Meine schon lange«, fauchte er mich an. »Wir haben die Kampfberichte seines Kompaniechefs vorliegen. Danach zu
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