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Spätkontrolle aufschlussreich

Spätkontrolle aufschlussreich

Titel: Spätkontrolle aufschlussreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ge­wis­ser­ma­ßen als Ein­satz­kon­ser­ve auf­zu­be­wah­ren. Das be­deu­te­te, daß mich au­ßer den we­ni­gen Ein­ge­weih­ten nie­mand mehr se­hen durf­te.
    Es war mir nicht ein­mal er­laubt wor­den, mei­nen Bau mit der ob­li­ga­to­ri­schen Dienst- und Tar­nungs­mas­ke zu ver­las­sen. Die Be­grün­dung:
    Ein Mann mit ei­nem et­was au­ßer­ge­wöhn­li­chen Kör­per­wuchs muß­te im­mer auf­fal­len, be­son­ders aber sol­chen Leu­ten, die ihn schon ein­mal ge­se­hen hat­ten und mit sei­ner Dienst­num­mer kon­fron­tiert wor­den wa­ren.
    Das war, tak­tisch ge­se­hen, gut und rich­tig, für mich aber be­las­tend. Es brach­te mich an den Rand der Selbst­be­herr­schung.
    Mei­ne Kon­trol­l­an­zei­gen wie­sen aus, daß der Klei­ne den Schleu­sen­raum be­tre­ten hat­te. Ehe ich durch ei­ne zu­sätz­li­che Schal­tung die Sper­rie­gel der in­ne­ren Pan­zer­tür lös­te, kon­trol­lier­te ich wei­sungs­ge­mäß sei­ne In­di­vi­du­al-Schwin­gungs­mus­ter. Er hat­te da­mit ge­rech­net, oder er hät­te sei­nen Ab­wehr­block – eben­falls wei­sungs­ge­mäß! – ge­schlos­sen ge­hal­ten.
    »Zu­frie­den?« frag­te er auf te­le­pa­thi­scher Ba­sis an. »Mit uns ist es weit ge­kom­men, Großer! Mein präch­ti­ges Dou­ble hat sich mitt­ler­wei­le der­ar­ti­ge Zahn­schmer­zen ein­ge­han­delt, daß ei­ne Kie­fe­r­ope­ra­ti­on wohl un­um­gäng­lich ist. Die GWA macht bald Plei­te, mein Wort dar­auf. Soll ich hier ei­gent­lich ver­hun­gern?«
    Ich öff­ne­te die in­ne­re Pan­zer­tür, leg­te die schuß­be­rei­te Dienst­waf­fe zur Sei­te und setz­te mich wie­der vor den Mi­kro­film- und Mi­kro­ma­gnet­band-Be­trach­ter. Ich stu­dier­te zur Zeit ein vom afri­ka­ni­schen Völ­ker­kun­de-Mi­nis­te­ri­um her­aus­ge­ge­be­nes Werk über in­ne­r­afri­ka­ni­sche An­thro­po­lo­gie.
    Han­ni­bal setz­te sich nicht in den Pneu­mo­ses­sel, son­dern warf sich hin­ein. Sei­ne rie­si­gen Fü­ße lan­de­ten auf dem Ser­vier­tisch des Ge­trän­kero­bo­ters.
    »Das Be­neh­men ei­ner flach­ge­sich­ti­gen, wulstlip­pen­schnau­zi­gen Meer­kat­ze un­ter­schei­det sich von dem ei­nes Men­schen in ers­ter Li­nie in den Ru­he­stel­lungs-Ge­wohn­hei­ten«, mur­mel­te ich. »Wulstlip­pen­schnau­zi­ge Meer­kat­zen wer­den mit zu­neh­men­dem Al­ter un­ver­träg­lich bis bös­ar­tig. Zwerg, wenn du dich noch im­mer nicht an­ge­spro­chen füh­len soll­test, so ach­te auf mei­nen rech­ten Fuß. Er kommt in drei Se­kun­den auf dich zu, falls du es bis da­hin nicht vor­ge­zo­gen ha­ben soll­test, dei­ne Fü­ße …«
    »Will Deg­land, Fach­in­ge­nieur für mehr­stu­fi­ge, hoch­dre­hen­de Glie­der­krei­sel­pum­pen, achtund­drei­ßig Jah­re, Eu­ro­pä­er, ge­bo­ren im Uni­ons­staat Deutsch­land, ein­ge­setzt als Haupt­feld­we­bel im Drit­ten Raum­lan­de-Pio­nier­ba­tail­lon der eu­ro­päi­schen Mon­dar­mee, ver­schol­len seit der Ro­bot­re­vol­te im Sep­tem­ber 2010, ver­hei­ra­tet, zwei Kin­der, we­gen an­ar­chis­ti­scher Äu­ße­run­gen, Be­lei­di­gung sei­ner Vor­ge­setz­ten und ei­nes tät­li­chen An­grif­fes un­an­ge­nehm auf­ge­fal­len; kurz vor sei­nem Ver­schwin­den der Mi­li­tär­po li­zei über­stellt wor­den, die ihn aber nicht mehr fand. Ver­giß mei ne Fü­ße!«
    Die Art der Be­richt­er­stat­tung war für Han­ni­bal ty­pisch.
    Ich starr­te ihn fas­sungs­los an, aber er dach­te nicht dar­an, nä­he re Hin­wei­se zu ge­ben; bis ich mich da­nach er­kun­dig­te.
    »Darf ich an­neh­men, daß es sich bei der er­wähn­ten Per­son um je­nen Mann han­delt, der im Camp ›Höl­len­tor‹ ge­tö­tet wur­de?«
    Er fal­te­te die Hän­de vor der Brust, lehn­te sich noch be­que­mer zu­rück und wipp­te mit den Fuß­spit­zen.
    »So ist es. Seit­dem wir das wis­sen, fra­gen wir uns, wie Will Deg­land auf dem öden Him­mels­kör­per über­le­ben und an­schlie­ßend per Trans­mit­ter in die Sa­ha­ra kom­men konn­te. Ach ja – da ist noch et­was.«
    »Mei­ne Ge­duld geht zu En­de.«
    »Mei­ne schon lan­ge«, fauch­te er mich an. »Wir ha­ben die Kampf­be­rich­te sei­nes Kom­pa­nie­chefs vor­lie­gen. Da­nach zu

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