Spätkontrolle aufschlussreich
Theorien wurden immer strittiger, je weitgehender wir uns damit beschäftigten. Letzten Endes blieb nur der Lichtblick offen, den wir sofort nach dem Attentat gewonnen hatten: Die Fremden hatten den falschen Mann gefangen!
Was das für Captain Normans bedeuten konnte, war jedermann klar.
Wenn man die Möglichkeiten besaß, seinen Aufstockungsgrad zu testen, mußte man feststellen, daß sein Intelligenzquotient weit unter fünfzig Neu-Orbton lag. Außerdem war er kein Telepath.
Ich fragte mich mit steigender Besorgnis, ob ihm sein Plan gelingen würde, die Terroristen hinzuhalten und ihnen gegenüber meine Rolle zu spielen. Wenn es nur auf das Allgemeinwissen ankam, dann hatte er eine Chance.
Er konnte sogar glaubwürdig erklären, warum er keinen marsianischen Kommandokodator besaß. Derart wertvolle Geräte pflegt man bei einem harten Training im Camp »Höllentor« nicht am Körper zu tragen. Ich hatte es auch nicht dabei gehabt.
Normans Leben hing davon ab, was man von ihm verlangte. An die bereits aufgeklungene Theorie, man wolle uns lediglich erpressen, glaubte ich nicht.
Verbrecher, die infolge ihrer Kenntnisse marsianische Machtmittel einsetzen konnten, hätten sich bei einer reinen Erpressungsabsicht wohl kaum einen GWA-Schatten als Tauschobjekt ausgesucht.
Mit Hilfe eines Transmitters hätte man jederzeit einen Staatschef entführen können.
Bei der Überlegung angekommen, schloß sich der Kreis. Es warf sich erneut die Frage auf, warum man ausgerechnet einen GWA-Mann hatte haben wollen. Ich fand keine logisch klingende Lösung.
Hannibal Othello Xerxes Utan, Major der GWA und Einsatzschatten ZBV, stand vor den druck- und strahlungsfesten Türen meines Wohntrakts.
Der Zwerg schaute angriffslustig in die Aufnahmelinsen der draußen installierten Überwachungskameras. Als ich nicht schnell genug öffnete, warf er sich in die Hühnerbrust und stieß ein verweisendes »Na na!« aus.
Ich musterte sein auf meinen Bildschirmen erscheinendes Konterfei und blockte meine Extrasinne gleichzeitig so ab, daß er keine Gedankenspionage betreiben konnte.
Er reagierte prompt und erklärte:
»Wenn ich deine Höhle unter Wasser setze, was technisch möglich ist, wirst du dankbar sein, einem ehrenwerten Mann die Hand drücken zu dürfen. Also – kann ich jetzt hineinkommen oder nicht?«
»Wie bist du mit der Mütze auf dem Eierkopf durch die Robotkontrollen gekommen?« wollte ich wissen. »Das darf doch nicht möglich sein.«
Er beleidigte meine Vorfahren und rückte die Schirmmütze zurecht, die aber dadurch nicht besser paßte.
»Man sollte die Kopfbedeckung konisch formen«, überlegte ich laut. »Dann siehst du aus wie ein gevierteilter Gorilla mit einem Trichter auf dem Kleinhirn.«
»Ich habe eine dienstliche Mitteilung zu überbringen«, brüllte er in die Aufnahmen. »Wird’s bald?«
»Das ist etwas anderes. Falls deine Füße auf meine mühevoll erworbene Bodenmatte passen sollten, so bitte ich um ein sorgsames Abstreifen deiner Profilsohlen. Seit wann läuft man im Zentrum mit Druckverschluß-Stiefeln herum? Ich finde das unerhört und …«
»Seitdem man versehentlich einen braven Mann entführt und dich übersehen hat. Wenn wir deine Figur nicht vor jedermanns Blicken bewahren müßten, wäre mir wohler. Ich warte noch drei Sekunden!«
Ich schaltete die Abwehrautomatik der kleinen Druck- und Strahlschutzschleuse auf Null, oder Hannibal wäre niemals hindurchgekommen. Seit dem Terrorakt hatte ich neue Befehle erhalten – und nicht nur ich!
Der Alte ließ sich nicht davon abbringen, die durch Normans Entführung gebotene Chance auszunutzen und mich
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