Spätkontrolle aufschlussreich
anmaß und sie mit den eingespeicherten Individualdaten ständig verglich.
Nach der Auslösung des internen Alpha-Alarms war der Chef verpflichtet, während der gesamten Befragung unter der Kontrollglocke zu verweilen. Das erforderte das für PLATO gültige Autorisierungs-Gebot. Der Großrechner mußte jederzeit »wissen«, daß der frageberechtigte Chef der GWA auf die Schalter und Knöpfe der Programmierungskonsole drückte.
Der Hermetikraum war nicht nur für Konferenzen im herkömmlichen Sinne bestimmt, sondern in erster Linie für detaillierte Unterrichtungen der höchsten Geheimhaltungsstufe. PLATO konnte von hier aus durch die Programmierungsschaltung Beta-II beeinflußt werden.
Hannibal, Allison und ich waren infolge unserer fast »intimen« Bekanntschaft mit den Großrobotgehirnen des Mars an andere Unterrichtungen gewöhnt. Weder NEWTON noch ZON TA hatten es für nötig befunden, einen Quotientenberechtigten mehr als einmal mit Hilfe einer Detektorhaube zu testen. PLATO war infolge seiner technischen Unzulänglichkeit noch auf eine ständi ge Impulsüberwachung angewiesen.
Wenn man jedoch PLATOs Erklärungen und Begründungen vernahm, vergaß man schnell, daß man vor einem »primitiven« Automaten saß.
Nach der Rekonstruktion aller Ereignisse und der Auswertung der mit Will Degland zusammenhängenden Vorkommnisse kam PLATO unvermittelt auf den Kern seiner Ermittlungen zu sprechen.
Mir war bereits mitgeteilt worden, daß sich die fähigsten Experten der Erde mit dem in der Sahara erschossenen Afrikaner beschäftigt hatten. Seine sterblichen Überreste waren nicht nur im GWA-Hauptquartier untersucht worden.
Die Anwesenheit des wohl weltbesten Gehirnchirurgen, Professor Thomas T. Horam, war unter den neuen Aspekten auch nicht verwunderlich. Er hatte sich um das Gehirn an sich zu kümmern gehabt.
Die ersten erklärenden Worte unseres Rechengiganten nahm ich infolge meiner Unkenntnis über die Resultate noch gelassen hin. Es war durchaus nicht ungewöhnlich, einen Toten wissenschaftlich zu untersuchen.
Als die einleitenden Worte aber gesprochen waren und der Großroboter auf die Enddaten zu sprechen kam, begann mein Herz übermäßig schnell zu schlagen.
Hannibal war offensichtlich auch noch nicht eingeweiht worden, oder er hätte nicht einen pfeifenden Laut der Überraschung ausgestoßen.
»… darunter besonders von Professor Dr. Naigele Mrabat, dem afrikanischen Anthropologen, nach allen bekannten Richtlinien untersucht. Mrabat, Spezialist für afrikanisches Frühmenschentum, kennt kein afrikanisches Volk, das sich jemals des bei dem Toten entdeckten Narbenschmucks bedient hätte. Die neuen Erkenntnisse über frühzeitliches Brauchtum reichen mit exakten Daten bis dreihundert Jahre vor Christi zurück. Die fraglichen Stirnnarben wurden auch niemals als Zeichen der Mannbarkeit, eines Dämonenkults oder als anderweitige heidnische Symbolisierungen verwendet. Ehemals annähernd gleichartige Stammesnarben afrikanischer Gebirgsvölker im Bereich des Föderationsstaats Uganda werden seit über fünfhundert Jahren nicht mehr verwendet.«
Ich suchte Hannibals Blick, aber der Kleine hatte die Lider ge senkt. Seine Individualstrahlung war flach und ohne jede Aussa ge. Er hatte sich abgeblockt.
PLATO fuhr unbeirrt fort:
»Die Stirn vollends bedeckende, äußerst kunstvoll erzeugte Wulstnarben der fraglichen Art wurden jedoch auf altmarsianischen Mikrofilmen aus der Zeit des denebischen Krieges gefunden. Die Vergleiche waren positiv.
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