Spätkontrolle aufschlussreich
hermetisch abgeriegelten Bunkertrakt tief unter den Bergen.
»Horam ist auch dabei«, erklärte Hannibal. Seine Stimme klang schläfrig. »Es wird bald ein Anruf kommen. Der Alte ist erregt.«
»Mehr als das. Panik, möchte ich sagen. Kleiner, das riecht nach Einsatz.«
»Ich bin diesmal froh, wenn ich gehen kann. Wie spät ist es?«
Ich schaute auf das Kombiinstrument an meinem Handgelenk.
Es war Null Uhr dreiundzwanzig am 20. Januar 2011. Weit über uns tobte ein Schneesturm. Wir spürten nichts davon.
Meine Gedanken eilten zu Moris J. Normans, den man versehentlich an meiner Stelle entführt hatte.
Was würde er unternehmen? Lebte er überhaupt noch? Wenn seine Entführer inzwischen festgestellt hatten, daß der falsche Mann in ihre Gewalt geraten war, dann gab es zwei Möglichkeiten:
Entweder hatte man mein nutzlos erscheinendes Double getötet oder es als Informationsquelle »ausgeschöpft«. Normans wußte viele Dinge, die bislang nur mir bekannt gewesen waren. Diese taktische Maßnahme konnte sich in der jetzigen Situation verheerend auswirken.
Der Bildschirm meiner drahtgebundenen Visiphonanlage flammte auf. Sie war absolut abhörsicher.
General John F. Mouser meldete sich. Unser pausbäckiges Riesenbaby wirkte so verlegen wie immer.
»Ich bitte um Entschuldigung. Es ist spät oder auch sehr früh am Tage. Ich möchte Sie bitten, im Hermetikkonferenzraum zu erscheinen. MA-23 ist bei Ihnen?«
»Sie sollten ihn sehen, Sir. Kann man auf neue Ergebnisse hoffen?«
»Unter Umständen«, wich er aus. »Bitte, beeilen Sie sich. Alle Personen, die an der Besprechung teilnehmen werden, sind über die Tatsachen informiert. Sie brauchen keine Dienstmaske zu tragen. Danke …«
Er schaltete ab, ohne mir Gelegenheit zu weiteren Fragen zu geben.
4.
Der »Hermetikkonferenzraum« gehörte zu jenen unterirdischen Anlagen der GWA, die in den letzten Jahren des vergangenen Jahrhunderts geplant und erbaut worden waren. Seinerzeit hatten wir uns ausschließlich mit menschlichen Gegnern zu beschäftigen gehabt. Das war nun vorbei!
Wenn ich angenommen hatte, lediglich mit einigen Verdachtsmomenten und unausgegorenen Hypothesen konfrontiert zu werden, hatte ich mich nicht nur getäuscht, sondern die Arbeit der Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr unterschätzt.
Unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter aus allen denkbaren Fachgebieten hatten in knapp zwei Tagen mehr geleistet, als ich es für möglich gehalten hatte. Man bot mir keine Vermutungen an, sondern handfeste Beweise.
PLATO, das von Menschen erbaute Super-Robotgehirn, war mit all seinen neuen Recheneinheiten zur Lösung des Falles herangezogen worden. Was unseren Experten noch fragwürdig erschienen war, hatte der elektronisch-positronische Gigant in Minuten entschlüsselt.
Ich hatte mit ungewöhnlichen Dingen gerechnet; mehr noch – ich war Ideen nachgegangen, die jeder andere Mensch als utopisch verworfen hätte. Mit diesen Enthüllungen wurde ich jedoch völlig überrascht.
Mein einziger Trost bestand darin, daß nicht einmal Reling, Dr. Allison und die beiden Para-Wissenschaftler Beschter und Gargunsa auf die richtige Lösung gekommen waren.
PLATO definierte die von unseren Leuten zusammengetragenen Faktoren leidenschaftslos. Wir waren es nicht anders gewöhnt. Dennoch glich es jedesmal einer gewollten Schockierung, wenn die gutmodulierte Roboterstimme Ungeheuerlichkeiten so gelassen aussprach.
Reling saß weiter vorn auf dem Kontrollpodest. Über seinem Schädel hing die Tasterhaube, die seine Gehirnschwingungen
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