Spätkontrolle aufschlussreich
vielen Detailereignissen? Ehe ich das nicht weiß, werde ich mich hüten, ihn in unserer Realzeit sträflich leichtfertig zu inhaftieren oder ihn gar zu töten. Jene, die nach ihm kommen würden, gäben sich keine Blöße mehr. Ihm unterlief ein grober Fehler, den er als solchen wahrscheinlich noch gar nicht erkannt hat. Er dürfte kaum ahnen, daß wir das Gehirn des Frühafrikaners untersuchen konnten. Nach dem Dafürhalten des Fremden gilt er als völlig aufgelöst. Er muß sich demnach sicher fühlen. Sir, ich brauche Alpha-Vollmachten. Es soll mir nur kein Übereifriger ins Handwerk pfuschen.«
»Das zu vermeiden, liegt bei Ihnen. Sie starten ebenfalls zum Mond, allerdings erst dann, wenn wir nähere Hinweise erhalten haben. Es ist nicht Ihre Aufgabe, blindlings nach dem Unbekannten zu suchen. Wir werden Sie entweder gezielt oder überhaupt nicht einsetzen. In vierundzwanzig Stunden wissen wir mehr.«
Er unterbrach sich, schaute auf die Uhr und musterte mich dann so prüfend, daß ich den Gedanken an einige Stunden Schlaf sofort wieder aufgab.
»Müde sind Sie ja wohl nicht, oder?« erkundigte er sich.
»Ach wo, Sir. Ich bin ein maskierter Roboter.«
»Fein, Konnat!« grinste er mich an. Es fehlte nur noch das obligatorische Schulterklopfen. »Dann werden Sie sicherlich fähig sein, den Ideen einiger Mitarbeiter zu folgen. Wir werden Sie vorerst mit sehr internen Daten vertraut machen. Anschließend sollten Sie sich überlegen, was Normans bei seiner Entführung in den Taschen hatte. Die Kombination, die wir Ihnen anpassen werden, darf sich in nichts von Normans’ Montur unterscheiden. Das heißt – in der Einsatzbewaffnung schon, sonst aber in nichts.«
Ich hielt die Luft an. Allison lächelte maliziös, und der tibetische Para-Wissenschaftler Gargunsa begann mich lauernd zu mustern.
»Was haben Sie vor?« erkundigte ich mich stockend. »Sie glauben doch wohl nicht ernsthaft, wir könnten auch bei diesem Einsatz mit typisch irdischen Einsickerungsmethoden einen Erfolg …«
»Mit ganz typisch irdischen Mitteln«, unterbrach mich der Alte. »Darauf wird der Fremde kaum gefaßt sein. Haben Sie sich schon einmal intensiver mit seiner Zeitreise befaßt?«
Ich schielte zum Kaffeeautomaten hinüber, aber Reling war erbarmungslos.
»Also nicht, wie? Nun, Sie haben ja auch soeben erst PLATOs Auswertung gehört. Die unbescheidene Meinung unserer Experten lautet, daß der Unbekannte auf keinen Fall als Terrorist oder Anarchist eingestuft werden kann.«
»Eine tolle Eröffnung«, murrte ich.
»Aber eine wichtige. Sie hilft, die Sachlage zu klären. Dieser Mann befindet sich nach unserer Mutmaßung in einem militärischen Einsatz. Er wurde von tatsächlich Wissenden, nämlich von den Marsianern, in die für ihn gültige Zukunft geschickt. Halten Sie sein Erscheinen im Jahr 2011 für gewollt?«
Er schaute mich mit seinem berühmt-berüchtigten Lächeln an. Es war zu herzlich, um aufrichtig zu wirken. Außerdem war mir schnell klargeworden, welchem Gedankenfehler ich nachgegangen war.
»Selbstverständlich nicht!« entgegnete ich von plötzlicher Spannung erfüllt. »Er wurde zu einem beliebigen Punkt der Zeitebene abgestrahlt. Nein – nicht ganz, Korrektur! Doch nicht beliebig, sondern zu einem Zeitpunkt, der den Marsianern infolge bestimmter Vorkommnisse wichtig erschien.«
»Damit bin ich aber nur sehr vage einverstanden«, fiel Allison ein. Seine Verhaltensweise normalisierte sich allmählich, denn seine fleischigen Hände gerieten wieder in Bewegung.
»Konnat, Sie sollten nicht den Fehler machen, den wir auch begangen haben. An Hand unserer bisherigen Erkenntnisse kann noch niemand mit
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