Spätkontrolle aufschlussreich
einer Spur von Wahrscheinlichkeit vermuten, warum der Unbekannte in die Zukunft geschickt wurde. Wenn Sie mich fragen, so hat er hier etwas zu erkunden. Denken Sie daran, daß der Mars den Krieg verlor.«
»Falsch. Es gab weder Gewinner noch Verlierer«, versuchte ich eine Korrektur.
»Wenn man seine Heimat verliert, dann hat man in jedem Falle verloren, egal, ob der Angreifer ebenfalls zu Grunde geht oder nicht«, beharrte er auf seiner Meinung. »Ich nehme an, daß in der Realzeit des Fremden die Vernichtung der Marsoberfläche bevorsteht. Unser Mond ist zu dem Zeitpunkt eine Weltraumfestung ersten Ranges. Es muß teuflisch zugegangen sein oder noch zugehen. Das können Sie nehmen, wie immer Sie wollen. Warum schickt man nun einen offenbar sehr guten und fähigen Mann mit einigen untergeordneten Begleitern in die Zukunft? Konnat, das sollten Sie wissen.«
»Framus, behandeln Sie mich nicht schon wieder wie ein Baby. Sie können sich darauf verlassen, daß ich an Stelle der Marsbefehlshaber ähnlich handeln würde, vorausgesetzt, ich hätte dazu die technischen Möglichkeiten.«
Er wurde plötzlich sehr lebhaft. Von Framus fielen die letzten Spuren der bisherigen Lethargie ab. Damit wurde er zum lebenden Energiebündel.
»Ah, da haben wir es. Genau meine Meinung. Sie können also noch denken. Hören Sie – Ihr einigermaßen abstraktes Gehirn ist kürzlich zu Lösungen gekommen, die nicht einmal mir …«
»Vielen Dank«, unterbrach ich ihn. »Brauchen Sie einen Schluck Wasser?«
Er winkte wütend ab.
»Nein, Sie sollen zuhören. Was würden Sie als Marsbefehls haber anordnen? Überlegen Sie, aber überlegen Sie so, wie Sie es bei dem Einsatz auf Venus getan haben. Sie besitzen laut Gargunsa gewisse Fähigkeiten, die über die reine Telepathie hinausgehen. Das möchte ich gerne hören. Es kann enorm wertvoll sein.«
»Ich möchte ebenfalls darum bitten«, erklärte Reling.
»Riegelblock, Konnat, legen Sie einen vollen Riegelblock vor«, drängte der Tibeter. »Um das zu hören, bin ich hier. Sonst interessiert mich nichts. Setzen Sie Ihr vorausschauendes Ahnen im Verbund mit robotischer Denkweise ein. Beides paßt zusammen. Beachten Sie, daß der Oberbefehlshaber Mars, Admiral Saghon, gegen Ende des Raumkriegs nur noch im Sonnensystem war. Wenn also eine Aktion Zukunft gestartet wurde, dann stammt der Plan von ihm persönlich. Saghon war aber nicht der Mann, der so gewagte und aufwendige Unternehmen ohne robotische Rechenhilfe durchführte. Er wird ZONTA oder auch NEWTON eingehend befragt haben. Wenn Sie von dem Gedanken ausgehen, kommen Sie zu einer guten Lösung. Was würden Sie tun, wenn Sie Saghon wären? Konnat, konzentrieren Sie sich! Ihr modifiziertes Gehirn kann anders denken als unsere Gehirne. Seien Sie Saghon. Konzentrieren Sie sich.«
Die suggestive Stimme des Para-Wissenschaftlers hatte mich bereits in Bann geschlagen. In meinem Hirn liefen plötzlich eigentümliche Denkvorgänge ab.
Seltsamerweise waren sie mit jenen Überlegungen identisch, die ich schon am vergangenen Tage angestellt hatte. Nur waren sie nicht so klar gewesen wie jetzt.
Es fiel mir nicht schwer, die Geschehnisse von einer ganz anderen Warte aus zu beurteilen. Ich wollte sie jetzt nicht mehr enträtseln, sondern sie entwerfen; sie planen und durchführen lassen. Das war etwas, was offenbar nur ein Mann mit modifizierten Gehirnzentren konnte.
Ich hörte mich sprechen, nahm es aber nicht bewußt wahr. Ich sprach wie im Traum.
»Der bevorstehende Untergang des Systems erfordert Risikomaßnahmen mit Absicherungsfaktoren für die Zeit nach Nullpunkt«, sagte ich stockend. »Null kann fiktiv und dann
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