Spätkontrolle aufschlussreich
plötzlich reglos über uns. Der zweite Spirallauf des drehbaren Turmes wies auf uns.
Ich gab einer intuitiven Eingebung nach. Es war wieder jenes neuartige Gefühl, oder auch der eigentümliche Instinkt, der mich neuerdings vor Gefahren warnte.
Diesmal war es ein harter und zwingender Impuls. Mir war, als würden unbekannte, jedoch tief in mir schlummernde Instinkte rufen und aussagen, der Hitzetod käme auf mich zu.
Tatsächlich – nur Hannibal wurde von dem kürzeren Rohr bedroht. Auf meine Stellung schwenkte der Spirallauf ein.
Da schaltete ich, ohne zu denken, meinen Helmsender ein. Ob sie mich überhaupt hören konnten, war ungewiß. Ich hatte auch keine Ahnung, wie Normans während seiner Gefangenschaft diese Leute angesprochen hatte, oder ob er einige beim Namen kannte.
Ich wußte auch nicht, was Normans erfahren hatte und was man aus seinem Gedächtnis mit Hilfe der Blockade verbannt hatte. Ich setzte alles auf eine Karte.
Wenn der tödliche Schuß nicht ausgelöst werden sollte, mußte ich wichtig erscheinen; mindestens aber so interessant, daß man neugierig wurde.
»Hallo, Freunde, das hat aber lange gedauert«, krächzte ich. Anders war der Klang meiner Stimme nicht mehr zu bezeichnen.
»Okay, hier spricht Brigadegeneral HC-9, der Mann, den Sie ganz sicher unterschätzt haben. Wie Sie wohl hören, taugt Ihre Parablockade nicht viel. Ich bin wieder voll da. Und da ich hier nach wie vor die Befehle gebe, auch wenn ich schon anfange zu ersticken, habe ich soeben jenen Kommandokodator hochgehen lassen, für den Sie sich so brennend interessieren. Damit Sie überdies sehen, wie ernst wir es meinen, habe ich die SAGHON herbeibeordert. Nein, nur keine Panikreaktion. Der Kommandant ist angewiesen worden, nicht zu schießen. Die neuen ZHS-Kanonen, über die dieser seinerzeit streng geheime KASHAT-Kreuzer der Typenreihe ›0-23‹ verfügt, würden den Mond in Stücke reißen. Ich möchte mich lieber mit Ihnen aussprechen, diesmal aber offen. Ich habe noch für acht Minuten Luft.«
Hannibal schoß nun auch nicht mehr. Dafür tauchte am Horizont ein feuerspeiendes Gebilde auf. Es wurde schnell größer und entpuppte sich als der KASHAT-Kreuzer namens SAGHON.
Lobral hielt das stählerne Ungeheuer in nur tausend Meter Höhe an. Die Abstrahl-Düsenfelder des unteren Ringwulsts flimmerten hellrot. Lobral fuhr die Triebwerke mit Leerlaufleistung, oder wir wären allein durch die niederpeitschenden Energiewogen aufgelöst worden.
»Genug der Demonstration, Kiny. Bildspruch wie geplant senden. Schnell!«
In meinen Helmlautsprechern knackte es. Gleichzeitig erhellte sich der längliche Mikrobildschirm am oberen Innenrand. Ich erblickte Lobrals Oberkörper. Dann fuhr die Aufnahme näher.
»Kommandant SAGHON an Chef GWA-Raumkorps: Wenn Ihnen etwas geschieht, Sir, werde ich den marsianischen Gleitpanzer vernichten. Richten Sie das den Herren aus. Ich spaße nicht. Ihr geheimer Stützpunkt ist dann auch einmal gewesen. Mit dem dünnen Schutzschirm werden meine Zwangsfeldkanonen spielend fertig. Es fragt sich nur, ob das Robotgehirn ZONTA dann noch einsatzfähig ist. Von den Anarchisten kommt mir jedenfalls keiner mit heiler Haut davon. Sonst noch Befehle, Sir?«
»Nein. Vielen Dank. Warten Sie ab und werten Sie exakt die Art der gegnerischen Waffenstrahlen aus. Wenn noch einmal ein Thermoimpuls dabei ist, eröffnen Sie das Wirkungsfeuer. Ich erteile Ihnen Alpha-Vollmacht. Falls wir nur geschockt werden, gedulden Sie sich. Ich werde mich nach sechs Stunden melden, von jetzt an gerechnet. Wenn Sie weder von mir noch von Major MA-23 ein Lebenszeichen vernehmen, greifen Sie endgültig an. Sie kennen jetzt die
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