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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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und fuhr mit dem Zeigefinger über den Bildschirm, auf der Suche nach dem richtigen Flug.
    Während meine Schwestern ihn aufklärten, war ich schon auf dem Weg zum Informationsschalter, vor dem sich eine Menschentraube gebildet hatte. Alle redeten gleichzeitig und wollten wissen, was denn da los sei.
    Als ich wenige Minuten später mit der Information zu meiner Familie zurückkehrte, dass die Maschine aus München wegen eines Triebwerkschadens in Verona hatte notlanden müssen, schlugen alle bis auf babbo mit einem erstickten Schrei die Hände vor den Mund.
    »Keine Sorge«, beruhigte ich sie, »es ist wohl glimpflich ausgegangen. Allerdings ist unklar, ob und wann die Passagiere weiterbefördert werden.«
    »Wir müssen ihn dort abholen«, sagte mamma spontan.
    »Kommt nicht in Frage«, widersprach babbo sofort. »Ich muss um zwei zurück im Wettbüro sein und habe notgedrungen auf mein Mittagessen verzichtet.«
    »Du wirst schon nicht vom Fleisch fallen«, mischte nonna sich ein.
    »Au jaaaaaaa, lasst uns hinfahren«, riefen die Zwillinge.
    Ich setzte meinen Herzallerliebste-Tochter-Blick auf und schlang einen Arm um meinen Vater. »Biiiiitteeeee, du bist der beste babbo auf der ganzen Welt«, flehte ich, und am Zucken seines linken Augenlids konnte ich erkennen, dass ich ihn so gut wie überredet hatte.
    Da kam von völlig unerwarteter Seite ein Gegenangriff, der all meine Hoffnung mit einem Schlag zunichtemachte.
    »Oh-oh«, meldete sich zia Marisa zu Wort und zog die Augenbrauen zusammen, so dass eine steile Falte auf ihrer Stirn zu sehen war. »Das ist ein Zeichen. Und leider kein gutes.« Sie schüttelte sorgenvoll den Kopf. »Dieser deutsche Mann wird Unheil über unsere Familie bringen, das spüre ich. Der verspätete Flug ist eine Warnung, die wir unbedingt ernst nehmen sollten.« Sie wandte sich an meinen Vater. »Aldo, es ist deine Aufgabe als Familienoberhaupt, den Schaden abzuwenden.«
    Während die Zwillinge hinter vorgehaltener Hand kicherten und meine nonna ihre älteste Tochter beschwichtigend am Arm tätschelte, warf ich meiner schrulligen Tante einen finsteren Blick zu. Ich wollte gerade zu einer alles andere als freundlichen Erwiderung ansetzen, da gebot mamma mir mit einer deutlichen Geste zu schweigen.
    »Ich glaube nicht, dass der tedeschino uns auch nur im Entferntesten etwas Böses will. Otto ist ein sehr anständiger junger Mann, das kann ich persönlich bestätigen. Mach dir da mal keine Sorgen, Schwesterherz.« Dann wandte sie sich an babbo . »Was meinst du, können wir fahren?«
    Während die anderen noch diskutierten, entfernte ich mich ein paar Schritte von ihnen und versuchte Otto zu erreichen. Vielleicht wusste er ja mehr, und wir brauchten ihn gar nicht abzuholen.
    »Otto, wo bist du?«, rief ich ins Telefon, als er antwortete. »Wie geht es dir? Bist du jetzt in Verona? Alles gut? Wieso hast du dich nicht gemeldet? Seid ihr abgestürzt? Wann kommst du?«
    Ein raues Lachen ertönte, bei dem mir das Herz sofort in die Kniekehlen rutschte. »Keine Sorge, mir geht’s gut. Wir sitzen hier in Verona im Flieger und warten darauf, dass ein kaputtes Triebwerk repariert wird. Vor einer Minute kam die Durchsage, dass die Mobiltelefone angeschaltet werden dürfen. Du hast also genau den richtigen Moment erwischt.«
    Das ist ein Zeichen, dachte ich, nicht dieser Quatsch, den meine senile Tante da erzählt.
    »Ich melde mich, sobald der Pilot bekanntgibt, wann es weitergeht. Mach dir keine Sorgen«, redete Otto weiter.
    Da war er wieder, der Satz, den ich während meiner Zeit in München so oft gehört hatte. Ich hatte schon lange nicht mehr daran gedacht, und bei den Worten wurde mir augenblicklich warm.
    »Ja«, sagte ich überzeugt, »alles wird gut. Ich warte auf dich.« Und wenn’s bis ans Ende meiner Tage sein muss, fügte ich in Gedanken hinzu.
    » Grazie mille , ich melde mich bei dir, wenn ich mehr weiß. Ich freu mich schon auf dich.«
    »Ich auch«, flüsterte ich und legte auf.
    Wir beschlossen dann mit vier zu drei Stimmen – immerhin hielten meine Schwestern ausnahmsweise mal zu mir –, zurück nach Hause zu fahren und abzuwarten. Schließlich sah ich ein, dass es sinnlos war, am Flughafen herumzusitzen, und ging mit zum Wagen.
    Meine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, doch abends um acht war es dann endlich so weit und wir betraten zum zweiten Mal an diesem Tag das langgezogene Flachdachgebäude des Flughafens. Zu meiner grenzenlosen Freude hatte sich die

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