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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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sich zwar nicht nehmen lassen, unseren deutschen Gast gemeinsam mit mir in seine Unterkunft zu begleiten, was unserem Vater sehr recht war, aber das war mir egal. Otto war noch genauso sympathisch und attraktiv, wie ich ihn in Erinnerung hatte, wenn nicht gar noch sympathischer und attraktiver, und ich hatte mehrfach seinen Blick auf mir gespürt – ganz eindeutig ein sehr gutes Zeichen. Von wegen Unheil!
    Tantchen, du hast ja keinen blassen Schimmer, war mein letzter Gedanke, ehe mir die Augen zufielen.
    Woher hätte ich auch ahnen sollen, dass zia Marisa tatsächlich über seherische Kräfte verfügte?

3.
    Als ich Otto am nächsten Tag gegen halb eins in der Pensione Anna abholte, konnte ich vor Aufregung kaum geradeaus laufen. Dabei hatte ich sogar extra flache Schuhe angezogen, was total untypisch für mich war, um ja kein Risiko einzugehen. Noch in meinem Zimmer war ich beim Schaulaufen vor dem Spiegel zweimal umgeknickt, und das war mir Warnung genug. Aber die Ballerinas passten perfekt zu meiner knallengen Jeans und dem cremefarbenen, grob gestrickten Wollpulli, für den ich mich nach dreiundvierzig ausprobierten Outfits am Ende entschieden hatte.
    Mein Schal flatterte im Februarwind, als ich durch die nahezu verlassene Via Tasso schlenderte. Während sich im Sommer hier abends die Touristen durch die von sechs Uhr bis Mitternacht für den Verkehr gesperrte Flaniermeile schoben, bot sie um diese Jahreszeit eher ein trostloses Bild. Einige der Hotel- und Restaurantbesitzer hatten die Glasfronten ihrer über Winter geschlossenen Häuser mit Brettern vernagelt – zum Schutz gegen den Sand und die salzige Luft, die der Wind vom Meer herüberwehte. Nur wenige Geschäfte hatten geöffnet, denn das Leben der Einheimischen spielte sich eher oben in der Altstadt ab und nicht hier unten in Strandnähe.
    Bald würde der gesamte Ort jedoch wieder zum Leben erwachen. Ab März machten sich die Hoteliers daran, ihre Häuser herzurichten, da die Saison bereits an Ostern mit den ersten Wochenendgästen begann. Dann wurden Balkongeländer gestrichen, Fassaden renoviert, kaputte Scheiben ausgetauscht und die Blumenkübel vor den Lokalen frisch bepflanzt. Auch die Bademeister am Strand, der in den Wintermonaten herrlich leer war, trafen die ersten Vorkehrungen für die kommende Saison. Die Zeit von Silvester bis Ende Februar verbrachten nicht wenige in der Karibik, den USA oder in Asien, wo sie sich vom anstrengenden Bademeisterdasein erholten und auf die Jagd gingen. Von Mai bis September in der prallen Sonne sitzen, Schattenplätze vermieten, Frauen im Bikini hinterherschauen und das Meer nach Ertrinkenden absuchen war nun mal eine schweißtreibende Angelegenheit. Zio Gaetano, mein Frauen dauervernaschender Onkel und ehemals durchtrainierter Rettungsschwimmer, konnte ein Liedchen davon singen.
    Fast wäre ich an der Pension vorbeigelaufen, in der Otto abgestiegen war, eine der wenigen kleineren Unterkünfte, die den ganzen Winter über geöffnet waren und über eine Heizung verfügten. Die großen Häuser ab vier Sternen aufwärts hatten fast alle das ganze Jahr über Betrieb, für die Familienunternehmen lohnte sich der Einbau einer Heizanlage hingegen nicht. Das dreigeschossige Gebäude in Terrakotta mit den Glasbalkons war erst letztes Jahr komplett saniert worden und sah wirklich einladend aus.
    Ich betrat die von Minizypressen gesäumte Terrasse, auf der im Sommer auch das Frühstück serviert wurde, und steuerte gerade auf die Glasdrehtür zu, da kam Otto auch schon heraus. Er sah erholt aus, war frisch rasiert, und die schwarze Cargohose mit den Sneakers stand ihm gut.
    »Hallo, schöne Frau«, sagte er. »Danke, dass du mich abholst.« Ganz selbstverständlich kam er auf mich zu, umarmte mich und küsste mich auf beide Wangen. Ein Hauch seines Rasierwassers streifte meine Nase, und ich atmete ganz tief ein, um den Duft für immer zu verinnerlichen.
    »Ciao«, flüsterte ich. Da ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte, deutete ich auf den Strauß aus gelben und orangefarbenen Rosen in seiner rechten Hand. »Sind die etwa für mich?« Ich war völlig hin und weg, denn mir hatte noch nie ein Mann Blumen geschenkt, nicht mal zum Geburtstag. Otto war einfach … anders.
    Er lächelte verschmitzt. »Tut mir leid, Signorina, da muss ich Sie enttäuschen, aber die Blumen sind für Ihre verehrte Frau Mama.«
    »Oh!«
    Mein Gott, war das peinlich! Na klar, er war schließlich bei uns zum Essen eingeladen, da brachte

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