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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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zögerte kurz, ehe er hinzufügte: »Gilt dein Angebot noch?«
    »Welches?«
    Ich war irritiert. Hatte ich irgendetwas gesagt oder getan, woran ich mich nicht mehr erinnerte?
    »Nun ja, ich würde dich gerne besuchen kommen, sofern du das noch möchtest.«
    »Na klar möchte ich das!«, rief ich ein bisschen zu schnell und schlug rasch die Hand vor den Mund. In meinem Bauch kribbelten tausend Ameisen, als ich so cool wie möglich hinterherschob: »Kommt darauf an, wann. Ich bin echt ziemlich busy gerade. Jobsuche und so …« Hoffentlich merkt er nichts, hoffentlich merkt er nichts, flehte ich stumm und hielt die Luft an.
    »Wie schön!«, sagte er, und ich atmete erleichtert aus. »Und, hast du schon Vorstellungsgespräche?«
    »Ein paar«, erwiderte ich ausweichend. »Drück mir mal die Daumen.«
    »Wird gemacht! Aber jetzt noch mal zum Termin. Ich könnte in drei Wochen in Riccione einen Sprachkurs belegen, den mir mein neuer Chef empfohlen hat. Das ist keine richtige Schule, sondern ein pensionierter Lehrer, der ausländische Arbeitnehmer, die einen Job in Italien antreten, gezielt fördert. Er verlangt ziemlich viel, aber die Kurse sollen toll sein und man macht in den sechs Wochen wohl sehr schnell Fortschritte.«
    »Das hört sich ja gut an. Gibt der auch Anfängerkurse?«, hakte ich nach, denn das klang mir doch recht professionell.
    » Non sono più principiante «, erwiderte Otto.
    »Wie? Kein Anfänger mehr?« Ich verstand nur Bahnhof.
    »Ich hab geübt. Mit Isabelle.«
    »Wow!«
    Eine kleine Pause entstand, und ich überlegte fieberhaft, was ich sagen sollte, denn ich konnte beim besten Willen keinen klaren Gedanken fassen. Hat er das etwa wegen mir getan?, ging es mir durch den Kopf. Weswegen sonst? Ich war auf dem besten Weg in Richtung Wolke sieben.
    »Ich habe inzwischen bei einem kleinen Ingenieurbüro für Maschinenbau in München eine Postdoc-Stelle und schreibe an meiner Doktorarbeit«, holte mich Otto unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück. »Wir arbeiten eng mit einem italienischen Zulieferer zusammen, der Teile für Ferrari baut, und mein Chef will mich hinterher übernehmen, sofern ich Italienisch lerne. Ich müsste dann öfter nach Italien reisen und immer mal wieder ein paar Wochen vor Ort in dem Zulieferbetrieb sein. Das habe ich mir natürlich nicht zweimal sagen lassen.« Er war ganz aus dem Häuschen angesichts dieser Chance, dabei machte er sich meines Wissens gar nicht so viel aus Autos. Zumindest nicht aus roten mit viel zu viel PS .
    »Klar!« Ich versuchte krampfhaft, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
    Otto redete unbekümmert weiter. »Jedenfalls dachte ich mir: Wenn schon Sprachkurs, dann direkt in Italien, damit ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kann.«
    Aha. War ich nun das Angenehme oder das Nützliche? Ich beschloss, ihm die Frage lieber nicht zu stellen, womöglich missfiel mir die Antwort.
    »Cool«, sagte ich stattdessen, und dann besprachen wir die Details, ehe ich nach einer halben Stunde überglücklich auflegte.
    Danach konnte ich meine Lasagne erst recht nicht mehr essen.
    Das war jetzt ziemlich genau drei Wochen her. Zweiundzwanzig Tage und neunzehn Stunden, um ganz genau zu sein. Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Bayern, in den ich bis über beide Ohren verliebt war, jemals wiedersehen würde, doch nun sollte es tatsächlich wahr werden. In wenigen Minuten. Leider wurden daraus am Ende sieben Stunden, dreizehn Minuten und achtunddreißig Sekunden, bis ich Otto endlich gegenübertreten durfte.
    Aber das wusste ich noch nicht, als ich an diesem sonnigen, kalten Samstagnachmittag erwartungsfroh aus dem Auto sprang und in die Ankunftshalle stürmte, die Zwillinge dicht auf den Fersen.
    Paola bemerkte es als Erste. »Guckt mal«, sagte sie und deutete auf den Flachbildschirm, auf dem die ankommenden Flüge aufgelistet waren. »Da steht cancellato .«
    »Quatsch!«, fuhr ich sie an. »Von wegen annulliert. Das ist bestimmt der falsche Flug.« Aber dann sah ich genauer hin, und noch ehe ich richtig realisiert hatte, was ich da las, schossen mir auch schon die Tränen in die Augen.
    Das ist doch Sabotage!, dachte ich wütend. Da wartet man eine halbe Ewigkeit auf diesen Typen, und dann sind die bei Alitalia zu dämlich, um eine Boeing von München nach Rimini zu fliegen!
    »Das gibt’s ja wohl nicht!«, rief Laura gerade, da kamen meine Eltern mit nonna und zia Marisa im Schlepptau auf uns zu.
    »Was gibt’s nicht?«, fragte babbo

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