Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
Vom Netzwerk:
erneut mein Glück bei Vale auf dem Handy. Ich hatte gestern Abend noch bei ihr angeklingelt, doch meine Versuche waren ebenso erfolglos geblieben wie die siebzehn Anläufe heute.
    Wo steckt sie bloß, überlegte ich, sie tut doch sonst keinen Schritt ohne ihr telefonino ? Irgendetwas stimmte da nicht, das spürte ich genau.
    Diesmal hatte ich mehr Erfolg, denn nach dem dritten Klingeln ging sie ran.
    »Na endlich, ich dachte schon, du findest dein Telefon überhaupt nicht mehr«, rief ich aufgekratzt. Dann holte ich tief Luft, um ihr die Frage aller Fragen zu stellen: »Und, wie findest du ihn?«
    Schweigen.
    »Vale, bist du noch dran?«
    »Ja.«
    »Was ist?«
    Schweigen.
    »Valeria? Was ist los?« Ich merkte, wie ich mir von innen die Lippe blutig biss vor Anspannung. Die Begegnung in der Viale Ceccarini gestern war nicht gerade super gelaufen, und ich wusste, wie schnell meine Freundin ihr Urteil über andere Menschen fällen konnte. Ich musste unbedingt wissen, was sie von Otto hielt.
    Ein Räuspern. Dann: »Jetzt mal im Ernst. Wegen dem Typen machst du seit Monaten so ’nen Aufstand und legst dich sogar mit deinem Vater an? Was findest du bloß an dieser faden Weißwurst?«
    Mir blieb die Luft weg. Was hatte meine beste Freundin da gerade gesagt? War das überhaupt noch meine beste Freundin? War sie es jemals gewesen?
    Ich sah sie förmlich vor mir, wie sie im Büro auf ihrem Drehstuhl saß und pikiert die linke Augenbraue hob. »Also echt, dein Geschmack war schon mal besser. Was haben sie bloß mit dir gemacht in diesem München? Hat dir das Weißbier die Sinne verhagelt?«
    Mein Tonfall wurde schärfer. »Willst du mich provozieren?«
    »Vergiss es.«
    Ich wollte sie gerade fragen, was ich ihr denn getan hatte, da setzte sie noch einen drauf.
    »Der ist ja nicht mal blond.«
    Mir kamen die Tränen.
    »He, das war bloß ein Scherz, das weiß ich doch schon von den Fotos«, ruderte Vale sofort zurück, als sie merkte, wie sehr mich ihre Bemerkung verletzte, doch ich glaubte ihr kein Wort. »Dein Otto ist echt nett. Er hat bloß einen sehr eigenwilligen Klamottengeschmack. Oder trägt man diese altmodischen Schuhe in Deutschland jetzt?« Als ich nichts dazu sagte, fügte sie hinzu: »He, als wir fünf waren, haben wir uns geschworen, uns immer die Wahrheit zu sagen. Ich bin bloß ehrlich.«
    »Ein bisschen zu ehrlich vielleicht«, erwiderte ich und konnte mir nicht verkneifen zu sagen: »Dein Giorgio ist auch kein Adonis.«
    Damit hatte ich offensichtlich einen wunden Punkt getroffen, denn sofort erzählte mir Vale in aller Ausführlichkeit von ihren Problemen mit ihrem Freund. Er war in letzter Zeit extrem streitsüchtig und suchte immerzu das Haar in der Suppe. Vale konnte ihm einfach nichts recht machen. Dabei liebte sie ihn wirklich sehr und war schon länger mit ihm zusammen als je zuvor mit einem Mann – und das wollte etwas heißen.
    Damit war klar, wieso sie so schlecht gelaunt war und ihren Frust bei mir abladen musste. Allerdings verwunderte mich ihr Ausbruch, da sie und Giorgio gestern Nachmittag total harmonisch gewirkt hatten. Aber das konnte täuschen, schließlich sieht ein jeder Italiener zu, dass er in der Öffentlichkeit auch ja bella figura macht.
    Sofort hatte ich Mitleid mit Vale, und ihre blöde Bemerkung über meinen bayerischen Traummann war vergessen. Wir überlegten hin und her und arbeiteten schließlich einen Schlachtplan aus, um ihren Freund auf die Probe zu stellen, weil Vale vermutete, dass er fremdging. Das hatte sie nun wahrlich nicht verdient. Giorgio war tatsächlich ein Kandidat für eine Affäre. Er musste nicht nur jedem Rock hinterherstarren, sondern erprobte seine unwiderstehliche Anziehungskraft auf das weibliche Geschlecht auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Und zwar unabhängig davon, ob Vale dabei war oder nicht.
    Otto ist da zum Glück ganz anders, der würde so etwas nie tun, dachte ich, als ich später in meinem Zimmer auf dem Bett lag und die letzten Tage noch mal Revue passieren ließ. Mein Blick fiel auf die Rose, die inzwischen voll erblüht war, und ich beschloss, sie aus der Vase zu nehmen und zu trocknen, um sie für immer zu erhalten.
    Ich war gerade aufgestanden und hatte ein Gummiband um den Stiel der Rose geknotet, als die Tür zu meinem Zimmer aufflog und Laura vor mir stand.
    »Wann siehst du Otto wieder?«, fragte sie in forderndem Ton, als wäre ich ihr zur Auskunft verpflichtet.
    »Ich wüsste nicht, was dich kleine Kröte das angeht«,

Weitere Kostenlose Bücher