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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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versuchte ich sie abzuwehren.
    Sie gab nicht auf. »Ich muss mit ihm reden.«
    Ich seufzte genervt. »Er aber nicht mit dir.«
    Meine kleine Schwester stemmte die Hände in die Hüften. »Boah, du bist so was von gemein. Das will er ganz sicher. Gib mir mal seine Handynummer.«
    Ich schüttelte nur ohne ein Wort den Kopf und widmete mich wieder der Rose.
    Sie holte tief Luft. »Blöde Kuh!« Damit drehte sie auf dem Absatz um und stapfte zurück in ihr Zimmer.
    Vielleicht sollte ich mit Otto zurück nach Deutschland gehen, wenn sein Sprachkurs beendet ist, überlegte ich. Dieses Affentheater hier hält man ja im Kopf nicht aus. In München können wir uns wenigstens in Ruhe näherkommen. Zumindest theoretisch.

4.
    Praktisch kamen wir uns dann ebenfalls näher, auch wenn es nicht ganz so schnell ging, wie ich es mir in meinen Tagträumen vorgestellt hatte. Aber ich war selbst schuld. Wer sagte denn, dass ich hier einen auf Prinzessin machen musste, die erobert werden wollte? Genau, niemand. Daher durfte ich mich auch nicht darüber beklagen, dass Otto bei der Beziehungsanbahnung nach seinem Tempo vorging, wobei mir schleierhaft war, wie sich jemand mit derart großen Füßen derart langsam fortbewegen konnte.
    An besagtem Dienstagabend hatten wir allen Ernstes ein paar Stunden für uns, in denen wir zunächst in der Abenddämmerung einen ausgedehnten Strandspaziergang machten und danach eine Pizza essen gingen. Wir redeten ohne Punkt und Komma, lachten viel und erzählten uns gegenseitig, was in den letzten Monaten alles passiert war. Es kam mir vor, als wären wir nie getrennt gewesen, so vertraut waren mir seine Gesten, sein Lächeln, sein Geruch.
    Es wurde ziemlich spät, als wir nach mehreren Gläsern Hauswein nach Hause wankten. Selbstverständlich begleitete Otto mich wie erhofft bis vor die Tür, nur der Abschied fiel eben nicht ganz so aus wie erhofft. Eine kurze Umarmung, ein Kuss auf die Wange, ein leises »Ciao«, dann war er auch schon verschwunden, mein deutscher Held. Dabei hatte es zuvor in der Pizzeria so was von geknistert …
    Versteh einer die Männer, erst recht die nördlich der Alpen, dachte ich, als ich trotz allem beschwingt die Treppen in den fünften Stock hinauflief, weil der Aufzug wieder mal streikte.
    Auf dem Weg in mein Zimmer hätte ich vor Schreck fast aufgeschrien, als hinter mir eine Stimme ertönte. Dabei hatte ich den Schlüssel ganz leise im Schloss gedreht, damit ja niemand aufwachte.
    »Na, habt ihr geknuhuuuutscht?«
    Ich fuhr herum.
    Paola stand im Schlafanzug vor mir und grinste übers ganze Gesicht. » Babbo war ganz schön sauer, als du um Mitternacht noch nicht zu Hause warst«, fügte sie nicht ohne Schadenfreude hinzu.
    »Das geht dich gar …« Weiter kam ich nicht.
    »… nichts an. Ich weiß. Trotzdem wirst du dir für morgen eine gute Ausrede zurechtlegen müssen.« Meine kleine Schwester hatte sichtlich Spaß an dem nächtlichen Verhör.
    Mir war leicht schwindelig von dem Wein, und ich musste mich am Türrahmen abstützen. »Nur keine Sorge, ich bin alt genug. Das werde ich schon hinbekommen … ohne deine Hilfe. Und jetzt gute Nacht!« Damit drehte ich mich um und verschwand in meinem Zimmer.
    Hatte man denn in diesem Haus nie seine Ruhe? Nicht nur, dass babbo jeden meiner Schritte mit Argusaugen verfolgte, jetzt fingen auch noch die Zwillinge an, mir nachzuspionieren. Wenn das so weiterging, musste ich für die nächsten Wochen vorübergehend Asyl bei Vale beantragen. Natürlich hätte ich mich am liebsten gleich bei Otto in der Pension einquartiert, aber das stand – zumindest noch – nicht zur Debatte.
    Mein Vater schien tatsächlich seit Ottos Ankunft in höchster Alarmbereitschaft zu sein. Nachdem ich nach meiner Rückkehr aus Deutschland zahlreiche Dispute mit ihm geführt hatte, war ich eigentlich der Ansicht, er habe akzeptiert, dass ich mit meinen fünfundzwanzig Jahren alt genug war, um mein Leben selbst zu gestalten – auch wenn ich noch zu Hause wohnte, ausschließlich aus finanziellen Gründen wohlgemerkt. Sobald ich eine Stelle ergatterte, und sei sie noch so befristet, wollte ich ausziehen und mir eine eigene kleine Wohnung leisten. Meine Eltern hatten die Kröte inzwischen geschluckt und die Leine deutlich länger gelassen.
    Doch seit ein paar Tagen war babbo schlimmer als zu seinen besten Tochter-Aufseher-Zeiten. Ständig wollte er wissen, wo ich hinging, mit wem ich unterwegs war (mit wem wohl?) und wann ich nach Hause zu kommen

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