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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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zu erwähnen, ich dagegen fand, dass er alles richtig gemacht hatte. Empört über meine verwöhnten, dreisten Schwestern hatte ich die feindliche Trutzburg gestürmt, um die beiden zur Rede zu stellen. Otto war mir hinterhergelaufen, um mich zurückzuhalten, doch ausnahmsweise war ich mal die Schnellere.
    »Das geht dich gar nichts an«, pampte Paola mich an, nachdem ich ihr einen Vortrag über die Philosophie von Verleihvorgängen gehalten und ihr in allen Einzelheiten auseinandergesetzt hatte, was das Wort »zurückzahlen« bedeutet. »Das ist eine Sache zwischen Otto und mir.«
    »Dir helf ich gleich«, sagte ich erbost und machte einen Schritt auf sie zu.
    Meine Schwester hüpfte zu Laura ins Bett und zog sich die Decke über den Kopf. »Wenn du mich nicht in Ruhe lässt, erzähle ich babbo , dass du neulich nachts noch bei Otto warst.« Ihre dumpfe Stimme war kaum zu verstehen, die Botschaft war allerdings unmissverständlich.
    »Duuuuuuu!« Ich zog ihr die Decke weg und wollte mich bereits auf sie stürzen.
    »Nun lass sie doch. Sie werden mir das Geld schon zurückgeben«, sagte Otto beschwichtigend und hielt mich gerade noch am Arm fest.
    »Gar nichts werden sie. Wenn du nicht aufpasst, nehmen sie dich aus bis aufs Hemd. Aber du gutmütiger Trottel lässt dir ja alles gefallen.« Meine Wut richtete sich nun gegen meinen Freund. »Immer sagst du zu allem ja und amen. Du wirst schon noch sehen, in was du dich damit bei meiner Familie reinreitest. Das geht nicht mehr lange gut.«
    Als müsste meine Drohung auf der Stelle wahr werden, kam babbo herein. Erst befürchtete ich, er würde sich in unseren Streit einmischen und für die Mädchen Partei ergreifen, doch er sagte nur: »Angela, Otto, kommt ihr mal bitte in die Küche, ich muss mit euch reden.«
    Otto warf mir einen besorgten Blick zu, aber ich wusste auch nicht, was mein Vater von uns wollte, und zuckte nur die Schultern. Meine Mutter war oben bei nonna , wo die beiden Frauen im Akkord Tischdecken und Stoffservietten für Ostern bügelten, konnte uns also nicht beistehen.
    Es wurde dann tatsächlich genauso schlimm, wie ich befürchtet hatte. Leider.
    Mamma hatte unter anderem zio Maurizio wegen eines Praktikums für Otto befragt, der sich die Chance nicht nehmen lassen wollte, meinem Vater, mit dem er seit Jahrzehnten in direkter Konkurrenz um den Titel des »fähigsten Arrangeurs« stand, eins auszuwischen. Dementsprechend hatte er sich für meinen Freund ins Zeug gelegt.
    Nun hatte mein Onkel ausgerechnet über einen guten Bekannten aus dem Tennisverein bei einer Firma in Cesena ein Vorstellungsgespräch für Otto arrangiert, mit deren stellvertretendem Geschäftsführer auch mein Vater in Verhandlungen getreten war. Ebenfalls wegen Otto natürlich. Dieser Tennisfreund meines Onkels war zufällig der Boss dieser Firma und lag mit seinem Stellvertreter im Dauerclinch. Damit war klar, dass mein Onkel in dieser Angelegenheit als Sieger vom Platz gehen würde, da er mit dem direkten Draht zum obersten Chef eindeutig die besseren Beziehungen hatte.
    Als babbo Otto die delikate Angelegenheit ebenso wortgewaltig wie lautstark auseinandersetzte, verstand der arme Kerl erst mal nur Bahnhof. Bei diesem Wer-tut-hier-wem-einen-Gefallen-Spiel waren die Regeln für einen nicht Einheimischen in der Tat kaum zu durchschauen.
    Mein Vater, der nun Angst hatte, sein Gesicht zu verlieren, gab Otto die Schuld an der Sache. »Wieso sagst du auch einfach ja zu Maurizio, ohne dich vorher mit mir abzustimmen?«, polterte er los. »Das geht doch nicht! Wie stehe ich denn jetzt da?«
    »Moment mal«, startete Otto einen Versuch, sich zu verteidigen. »Woher hätte ich denn wissen sollen, dass …«
    Mit einer unbeherrschten Geste schnitt babbo ihm das Wort ab. »Gar nichts weißt du, das ist ja das Problem. Und anstatt mal nachzufragen, bringst du mich hier in höchste Erklärungsnot.« Er schnaubte angesichts dieser Ungeheuerlichkeit.
    Ich legte meinem Vater eine Hand auf den Arm und versuchte ihn zu beruhigen, doch er schüttelte sie brüsk ab.
    »Ich hab dir gleich gesagt, dass es mit diesem Deutschen nur Ärger gibt, aber du wolltest ja nicht auf mich hören.«
    Auch wenn ich nicht gewillt war, mir den Seitenhieb gefallen zu lassen, schaffte ich es ausnahmsweise wie durch ein Wunder, keinen neuen Streit mit meinem Vater vom Zaun zu brechen. Stattdessen versuchte ich mich im Beschwichtigen. »Jetzt beruhig dich mal, noch ist nichts Schlimmes passiert. Otto kann immer noch

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