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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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Gegenfahrbahn umgeleitet. Als wir auf die Gabelung zufuhren, entschied ich mich erst spontan für rechts und dann noch spontaner für links, setzte blitzschnell den Blinker und zog im letzten Moment rüber.
    »Was hast du vor?«, meldete Otto sich vorsichtig zu Wort, während er den Haltegriff über der Seitentür umklammerte.
    »Meistens staut es sich rechts, wegen der Lkws, auf der linken Spur ist dagegen alles frei«, dozierte ich siegessicher. »Ich sorge also nur dafür, dass wir heute noch ankommen«, sagte ich selbstbewusst und in dem Glauben, dass mein Bauch eine kluge Entscheidung getroffen hatte.
    Mein Hochgefühl bekam einen kleinen Dämpfer, als die Autos vor uns scharf bremsten. Kurz darauf standen wir, während rechts neben uns der Verkehr zwar langsam, aber stetig voranrollte.
    Ich war gerade wieder angefahren, da folgte der nächste Genickschlag für meine Intuition, als Otto sagte: »Da wäre ich mir nicht so sicher … Wir müssen die nächste Abfahrt raus, und da war ein Schild, dass man sich nach Cesena rechts einordnen soll.«
    »Was?«
    Ich trat so fest auf die Bremse, dass mein Hintermann fast aufgefahren wäre und der Fahrer unter anhaltendem Hupen und mit eindeutigen Gesten bekundete, was er von meinem Fahrstil hielt.
    Wütend gestikulierte ich zurück und bemühte mein gut gefülltes Schimpfwortarsenal, indem ich ihn samt seiner weiblichen Vorfahren zum Teufel wünschte. Schließlich war der Verkehr auf unserer Spur erneut zum Erliegen gekommen, er hätte also sowieso bremsen müssen.
    »Wieso hast du das nicht vorher gesagt? Jetzt stehen wir hier«, blaffte ich Otto an. Ich wurde hektisch. »Mann, wir sind sowieso schon viel zu spät dran, und nun hängen wir auch noch hier fest. Was sollen wir denn bloß tun?«
    Otto war wie immer durch nichts aus der Ruhe zu bringen, und nicht zum ersten Mal erhöhte dieser Umstand den Adrenalinausstoß in meinem Körper. Wie machte dieser Mann das bloß? Ich hätte nur zu gerne gewusst, ob ihn auch mal irgendwas aus der Fassung bringen konnte, und war drauf und dran, ihn so lange zu provozieren, bis es so weit war.
    »Warten«, sagte er schicksalsergeben und zuckte bloß die Achseln.
    »Warten, warten! Das geht nicht!«
    Mit allen mir zur Verfügung stehenden Fingern trommelte ich auf das Lenkrad und kramte in meinem Hirn nach einer Lösung. Vor uns war eine kilometerlange Schlange, die sich keinen Millimeter bewegte, hinter uns standen inzwischen zwei Autos, dann war die Spur zu Ende. Da waren wir ja mal wirklich weit gekommen. Zwei Minuten vergingen, drei, vier, fünf. Schicksalsergeben stellte ich den Motor ab und starrte in Richtung Horizont. Leider war die Ursache für den Stau nicht zu erkennen. Falls weiter vorne ein Unfall passiert war, würden wir hier noch mehrere Stunden festsitzen.
    »Wir haben nicht ewig Zeit. Wenn ich den concorso verpasse, beiße ich mir in den Hintern. So eine Chance bekomme ich vielleicht nie wieder«, sagte ich. Ich zögerte, dann legte ich kurzentschlossen den Rückwärtsgang ein und signalisierte meinem Hintermann per Handzeichen, dass er zurücksetzen solle.
    »Angela! Bist du denn völlig verrückt! Wir sind hier auf der Autobahn! Da ist Rückwärtsfahren verboten!« Otto schnappte nach Luft.
    Aha, eine Gefühlsregung, dachte ich zufrieden und sagte so gelassen ich konnte: »Ach, Verbote sind dazu da, dass man sie großzügig auslegt. Man darf sich bloß nicht dabei erwischen lassen.«
    Mein Hintermann dachte offenbar genauso wie ich und war bereits eine Wagenlänge rückwärts gefahren. Mit Schwung trat ich aufs Gaspedal, musste jedoch sofort die nächste Vollbremsung hinlegen, da er plötzlich stehen blieb. Ich fing erneut an zu fluchen, wobei ich den mehr als verwunderten Seitenblick ignorierte, den Otto mir zuwarf. Was war denn das? Wieso fuhr da einer nicht mit? Wir hupten beide und gestikulierten nach allen Regeln der Kunst, doch der Holländer, der direkt an der Gabelung stand, machte keine Anstalten, auch nur den Motor zu starten.
    Ottos Augen weiteten sich vor Schreck, als ich den Sicherheitsgurt löste und aus dem Wagen sprang. Ich ignorierte seine nun doch etwas schärfer vorgebrachten Bedenken und ging auf den kobaltblauen Renault-Kombi zu. Am Steuer saß ein attraktiver dunkelhaariger Mann, der gerade eine SMS tippte und sich daher von unserem Hupkonzert nicht angesprochen gefühlt hatte. Mit Schwung klopfte ich an die Scheibe, woraufhin ihm das Telefon aus der Hand fiel. Erschrocken blickte er auf und

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