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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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gelaunt: »Es geht um die Zeit nach dem Sprachkurs. Vielleicht kann ich länger bleiben und noch ein Praktikum anhängen. Ich muss noch mal mit meinem Chef reden. Der hat neulich so eine Andeutung gemacht.«
    »Was? Ist das dein Ernst?«
    »Mein voller Ernst.«
    Ich war völlig geplättet und starrte ihn mit offenem Mund an. »Das ist ja …« Phantastisch hatte ich sagen und Otto um den Hals fallen wollen, um ihn zu küssen und nie mehr damit aufzuhören.
    Doch ich kam nicht dazu.
    Otto hatte einen Fehler begangen, einen fatalen sogar. Na ja, eigentlich machte er alles richtig, jedenfalls was unsere gemeinsame Zukunft anging, aber er hätte mit der Verkündung der frohen Botschaft warten sollen, bis mamma uns allein gelassen hatte. Solche Steilvorlagen durfte man meiner Mutter nicht liefern, die verwandelte sie nämlich noch aus der unmöglichsten Position in einen Treffer.
    Daran, dass sie vor wenigen Sekunden noch vorgehabt hatte, meine Zimmertür von außen zu schließen, war nun nicht mehr zu denken.
    Sofort war sie in ihrem Element und beglückte Otto ungefragt mit klugen Ratschlägen – Familienkrankheit eben. An die Tatsache, dass sich im Hause Troni ständig alle bemüßigt fühlten, anderen ohne ausdrückliche Aufforderung beizustehen, würde ich mich wohl nie gewöhnen.
    Ich stöhnte, denn ich wusste, dass wir mamma nun so schnell nicht wieder loswurden. Hatte sie sich erst einmal in Fahrt geredet, war sie kaum zu stoppen.
    »Wenn du möchtest«, begann sie wie erwartet euphorisch, und die Wörter schossen nur so aus ihr heraus, wie immer, wenn sie aufgeregt war, »sagen wir zio Maurizio in Cesena Bescheid. Der könnte …«
    Das war der Beginn eines knapp halbstündigen Monologs über die Vorzüge enger familiärer Verbindungen im Allgemeinen und das Glück, dass wir Tronis dank meines umtriebigen Vaters und meiner kontaktfreudigen Mutter so gut vernetzt waren, im Besonderen.
    Redete meine Mutter sich erst mal in Rage, und zwar positiv wie negativ, musste man schon etwas härter einschreiten, um sie zu unterbrechen. Mamma war wirklich ein herzensguter Mensch und zu jeder nur erdenklichen Tages- und Nachtzeit darum bemüht, anderen Menschen Gutes zu tun, was ich sehr schätzte. Der Nachteil daran war: Sie mischte sich grundsätzlich in alles ein. Genau wie jetzt. Leider merkte sie dann auch überhaupt nicht, wenn sie störte, ebenfalls so wie jetzt.
    Ich brannte darauf, Otto auszufragen und von ihm zu hören, dass er für immer mit mir zusammenbleiben wolle und alles nur Menschenmögliche dafür tun würde, da konnte ich keinen Vortrag über die italienische Form von Job- oder Praktikumsbeschaffung gebrauchen. Zumal ich diese Vorträge von diversen Personen in letzter Zeit mehr als einmal gehört hatte, da sich ja auch in meinem Fall jeder bemüßigt fühlte, dem »armen Kind« beizustehen.
    Otto, den ich mehrfach in die Rippen boxte, damit er etwas unternahm, schien da anderer Meinung zu sein, denn er lauschte meiner Mutter ganz entspannt und forderte sie durch sein höfliches Nicken erst recht zum Weiterreden auf. Schließlich zwickte ich ihn in den Oberarm, doch statt sich mir zuzuwenden, hielt er nur meine Hand fest und ließ sich weiter volltexten. Das trieb mich erst recht an den Rand des Wahnsinns.
    »Kann man in diesem Haus denn nicht mal in seinem eigenen Zimmer seine Ruhe haben?«, polterte ich los und zog Otto von meinem Bett hoch. »Komm, wir gehen.«
    »Nun hab dich mal nicht so. Früher hat dich das auch nie gestört. Seit wann haben wir eigentlich Geheimnisse voreinander?« Die Empörung in der Stimme meiner Mutter war nicht zu überhören. »Das sind ja ganz neue Sitten. Seit du in diesem Deutschland warst, hast du …«
    »… dich sehr zu deinem Nachteil verändert«, vervollständigte ich ihren Satz. »Ich weiß, mamma , das hält mir Vale auch bei jeder Gelegenheit vor. Du solltest dich mit ihr zusammentun und einen Verein gründen. Das machen die Deutschen übrigens besonders gern.«
    »Angela …« Otto legte mir den Arm um die Schultern und versuchte mich wieder runterzuholen.
    Seine ruhige, besonnene Art brachte mich erst recht in Rage. »Fall du mir nur in den Rücken. Du kannst ja den Vorsitz von dem dämlichen Verein übernehmen, damit auch alles mit rechten Dingen zugeht.« Mit diesen Worten stürmte ich hinaus und machte die Tür hinter mir zu. Selbstverständlich mit Nachdruck.
    Im Treppenhaus vor dem Fahrstuhl holte Otto mich ein. Das Ding war wieder mal kaputt, und ich

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