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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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die Wahl zwangsläufig auf mich fallen. Außer sie engagierte lieber zia Marisa, aber das wollte ich nun wirklich nicht hoffen.
    Es sollte noch ganze zweieinhalb Stunden dauern, bis mein Vater mit Laura und Paola nach Hause kam. Otto fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut, und leider sparte auch babbo nicht mit Vorwürfen. Allein sein Blick sprach Bände, als er zur Tür hereinkam, doch damit nicht genug.
    »Ich hab’s ja gleich gesagt. Was musst du dir auch einen Deutschen aussuchen. Von Anfang an war ich dagegen«, polterte er los.
    »Pah! Was redest du da? Das eine hat mit dem anderen ja wohl überhaupt nichts zu tun.« Ich war außer mir, dass mein Vater über Otto in der dritten Person redete, so als wäre er gar nicht anwesend.
    Er seufzte übertrieben theatralisch. »Deine Tante hat doch recht gehabt. Dieser Mensch bringt Unheil über unsere Familie. Das Elend mit deiner nonna ist der Beweis.«
    Was für eine Ungeheuerlichkeit. Wäre dieser Mann, der mir da gegenüberstand und derlei Müll redete, nicht mein Vater gewesen, ich hätte ihn hochkant hinausgeworfen. So blieb mir nur, selbst das Feld zu räumen. Ich schnappte mir Otto, der so klug war, sich mit meinem aufgebrachten Vater auf keine Diskussion einzulassen, und zog ihn zur Tür.
    »Komm, wir gehen, das hier ist ja nicht zum Aushalten.«
    Die schlechte Stimmung brannte regelrecht auf der Haut, und ich konnte erst wieder durchatmen, nachdem ich den Raum verlassen hatte.
    Schlechte Stimmung herrschte auch noch am nächsten Morgen, als ich um halb sieben in die Küche kam. Ich hatte mit mamma per SMS abgesprochen, dass ich sie spätestens um halb acht ablöste, und war daher früh aufgestanden. Babbo und Otto saßen schweigend am Esstisch, so weit voneinander entfernt, wie es nur ging, die Zwillinge waren noch im Bad – wo sonst?
    Die Mokkakanne stand auf dem Herd, doch eingedeckt war nicht. Man merkte, dass mamma nicht da war.
    » Buon giorno allerseits«, sagte ich und gab Otto einen Kuss auf die Wange.
    Er brummelte etwas Unverständliches in meine Richtung.
    »Na, hast du gut geschlafen?«, fragte ich, um ein Mindestmaß an höflicher Kommunikation bemüht.
    Er nickte. Immerhin.
    Ich nahm mir ein Tischset aus der obersten Schublade und eine Tasse aus dem Schrank, um mir Kaffee einzuschenken. Wenigstens hatte babbo die große Kanne genommen und nicht nur an sich gedacht. Vermutlich hatte mamma sie ihm gestern Abend noch gefüllt und hingestellt, bevor sie ins Krankenhaus gefahren war. Schließlich kannte sie ihren Göttergatten.
    »Gibt’s keine Abbracci mehr?«, fragte ich meinen Vater.
    Der schüttelte nur den Kopf und tunkte weiter wie jeden Morgen eine Wagenladung Pavesi in seinen caffelatte .
    Die Löffelbiskuits waren allein ihm vorbehalten und stets in der Großpackung vorrätig, damit es ja nicht zu einem frühmorgendlichen Super- GAU kam. Ich konnte es ihm gut nachempfinden, denn wenn die Dose mit meinen Lieblingskeksen leer gefuttert war, hatte auch ich für den Rest des Tages miese Laune. So wie heute.
    »Verdammt noch mal! Wer hat die Abbracci aufgegessen und keine neuen besorgt?«, schimpfte ich und knabberte lustlos an einem Galetto. Die quadratischen Kekse mit dem Hagelzucker waren viel zu süß, außerdem fehlte mir die Schokohälfte.
    Als niemand antwortete, ertränkte ich meinen Frust in dem viel zu heißen Kaffee und verbrannte mir prompt die Zunge. Neidisch schielte ich auf Ottos Frühstücksbrötchen, auf das er gerade noch eine Salamischeibe packte, obwohl schon mehr als genug darauf waren. Meinem Empfinden nach jedenfalls.
    Mein Vater verzog das Gesicht. Ottos Frühstücksgewohnheiten waren ihm zuwider. Den Geruch von Wurst und Käse empfand er vor elf Uhr vormittags als eine Zumutung, was er seit Ottos Einzug bei uns allmorgendlich durch Naserümpfen, angeekelte Blicke und lautes Schnauben kundtat. Seine bissigen Kommentare verkniff er sich inzwischen, nachdem er deswegen mehrmals mit mamma aneinandergeraten war, die den hochgeschätzten Gast stets nach allen Regeln der Kunst verteidigte. Ich wunderte mich ein wenig, dass er bisher kein Machtwort gesprochen hatte. Auch äußerte er seinen Unmut immer nur vor meiner Mutter und nie im Beisein von Otto.
    Der Wurstfrühstücker dachte sich nichts weiter dabei und schmierte fleißig Senf oder Butter auf sein panino , wie er es von zu Hause gewohnt war. Ihn störte es ja auch nicht, wenn mein Vater seine Biskuits so lange im Kaffee aufweichte, bis sie halb zerfielen und

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