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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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Platz neun der Warteliste gelandet war. Damit hatte ich nicht nur einhundertneunundsechzig Plätze gutgemacht, sondern durchaus eine realistische Chance, im September vor einer Klasse zu stehen und zu unterrichten. Allerdings musste ich mich noch bis mindestens Ende August gedulden, ehe ich erfuhr, ob es tatsächlich geklappt hatte.
    »Das ist doch toll«, sagte Otto, als ich ihm das Schreiben zeigte, kaum dass er am Abend nach Hause kam. Er wirbelte mich in meinem Zimmer durch die Luft, bis mir schwindelig wurde. »Herzlichen Glückwunsch, ich bin sehr stolz auf dich, Frau Lehrerin. Du darfst dich übrigens gerne darüber freuen.«
    »He, lass mich runter!« Ich hämmerte ihm mit der Faust gegen die Brust. »Natürlich ist das toll, und ich freu mich ja auch, aber ich vermisse dich jetzt schon, und das macht mich traurig. Wie soll ich es in diesem Irrenhaus denn bloß ohne dich aushalten?«
    Er umarmte mich und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. »Das schaffst du schon. Ich bin ja bald wieder da. Nur vier Wochen. Du wirst sehen, die gehen rum wie nichts. Ehe du dich dreimal umdrehst, bin ich zurück und gehe dir wieder mit meiner stoischen Ruhe auf die Nerven.«
    »Hab ich dir je gesagt, dass ich dich für deine stoische Ruhe liebe?« Ich übte mich in einem koketten Augenaufschlag.
    »Na, den Eindruck hatte ich bisher nicht.« Er küsste mich. »Aber es freut mich natürlich sehr, dass ich mich geirrt habe.« Irgendwie klang sein Tonfall eine Spur zu ironisch. Dann wurde er plötzlich ernst, und seine Mundwinkel zuckten. »Ich werde dich auch vermissen, glaub mir.«
    Sein Blick ging mir durch Mark und Bein, und auf einmal war mir fast schlecht, obwohl ich seit mehreren Minuten wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Dieser Mann hatte etwas an sich, das meine Knie weich werden ließ. Mit einem Mal durchzuckte mich panische Angst, ihn zu verlieren, und ich kämpfte mit den Tränen.
    Da klopfte es einmal kurz, und die Tür zu meinem Zimmer flog auf. Paola stand mit ihrem Mathebuch in der Hand da und starrte uns an wie das siebte Weltwunder. »Du, Otto …«, begann sie.
    »Wer hat dir gesagt, dass du hier einfach reinplatzen kannst?«, fuhr ich sie an. »Schon mal was von Privatsphäre gehört?«
    »Was willst du? Ich hab doch geklopft.« Sie machte einen auf Unschuldsengel.
    Otto fiel natürlich glatt drauf rein und fragte: »Was gibt’s? Kann ich dir helfen?«
    Sofort überzog ein Lächeln das Gesicht meiner Schwester, und sie wechselte die Stimmlage. »Also … na ja«, säuselte sie eine Oktave höher. »Wir schreiben morgen eine Mathearbeit, und irgendwie kapiere ich das mit der Volumenberechnung nicht. Kannst du mir das vielleicht noch mal erklären?« Für den Monchichi-Blick, den sie meinem Freund zuwarf, hätte ich ihr an die Gurgel springen können.
    Otto hätte ich am liebsten den Hals gleich mit umgedreht, als er Paola allen Ernstes versprach, in fünf Minuten bei ihr zu sein und mit ihr bis zum Abendessen zu üben.
    »Muss das sein?«, quengelte ich und zog einen Schmollmund. »Ich hätte dich gerne für mich gehabt.«
    Otto fuhr mir mit dem Zeigefinger über die Wange. »Nicht traurig sein, meine Schöne, nach dem Essen werde ich mich nur um dich kümmern, versprochen.«
    Das tat er dann auch, trotzdem war ich verschnupft, dass er meiner kleinen Schwester so viel Zeit widmete. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass sie ihn völlig in Beschlag nahm, und das passte mir einfach nicht.
    Diesmal gingen wir sicherheitshalber nach oben zu nonna , damit wir ungestört waren. Sie war bei einer Freundin zu einem Geburtstagsumtrunk eingeladen, und wenn der Witwenclub beisammensaß, wurde es schon mal ein bisschen später. Seit ihrem Krankenhausaufenthalt erschien sie mir noch lebensfroher als sonst. Es war, als hätte sie einen Wink mit dem Zaunpfahl bekommen, ihr Leben mehr zu genießen, und bemühte sich nun nach Kräften, ihn zu befolgen.
    Die Zeit, die mir mit Otto blieb, mehr zu genießen, war auch mein Vorsatz für die nächsten Tage. Wir hatten noch genau drei Tage, zwölf Stunden und siebzehn Minuten, bis er ins Flugzeug steigen musste. Wenn ich nur daran dachte, wurde mir ganz schlecht.
    Außerdem war mein größter Wunsch nach wie vor nicht in Erfüllung gegangen: eine Nacht mit Otto. Bisher hatte sich dazu einfach keine Gelegenheit ergeben wollen. Das lag jetzt nicht nur an meinem Vater und der Tatsache, dass er so gut wie jeden unserer Schritte verfolgte. Er benahm sich wie ein

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