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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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bis sie aus dem Bad kamen, dann zappten sie sich fast bis Mitternacht durchs Fernsehprogramm, ehe sie sich endlich anschickten, sich in ihr Zimmer zu verziehen. Irgendwann ging ich nach oben zu nonna , um ja keinen Verdacht zu erregen, und verabredete mit Otto, dass er mir eine Nachricht aufs telefonino schickte, sobald die Luft rein war.
    Meine Oma, die in mir ohnehin lesen konnte wie in einem offenen Buch, weihte ich ein, dass ich die Nacht eine Etage tiefer zu verbringen gedachte. Wir saßen nebeneinander auf ihrem Klappsofa und redeten über mein aktuelles Lieblingsthema: Otto.
    »Ach, Kindchen«, sagte sie mit einem schelmischen Zug um den Mund, nachdem ich ihr mein Vorhaben gebeichtet hatte, »jung sein ist einfach nur wunderbar.«
    »Wenn man babbos Tochter ist, nicht immer«, widersprach ich ihr.
    Sie strich mir mit der Hand übers Haar. »Jetzt sei nicht so streng mit deinem Vater, er macht sich eben Sorgen um dich.«
    »Ich weiß, aber er nervt dabei.«
    Als mir innerhalb weniger Minuten dreimal hintereinander die Augen zufielen, ging ich ebenfalls ins Bad, um mich – im doppelten Wortsinn – bettfertig zu machen.
    Hundemüde stand ich nach dem Duschen vor dem winzigen, an mehreren Stellen abgeplatzten Spiegel und hatte Mühe, mir die Kontaktlinsen herauszupulen. Ich hatte erst überlegt, die Linsen drinzulassen, aber meine Augen brannten inzwischen wie Feuer und ich wollte keinesfalls wie ein rotäugiges Kaninchen aussehen, wenn Otto über mich herfiel. Meine Brille würde ich einfach bei meinen Eltern in der Diele deponieren, denn den Weg in mein Zimmer fand ich blind.
    »Jetzt komm schon her, du dämliches Ding«, murmelte ich und startete einen neuen Versuch.
    Immerhin gelang es mir, die Linsen richtig herum in den Aufbewahrungsbehälter zu legen, was nicht unwichtig war, da ich auf einem Auge deutlich blinder war als auf dem anderen.
    Ich griff zur Zahnbürste und schob sie mir in den Mund. Knapp eine halbe Minute konnte ich sie festhalten, dann wurde sie mir zu schwer und ich stellte sie aus. Scheiß auf die vom Zahnarzt empfohlenen drei Minuten, dachte ich mir, ich kann nicht mehr. Der Gedanke an die bevorstehende Nacht mit Otto motivierte mich dann aber doch dazu, sie wieder einzuschalten. Das Beautyprogramm fiel ebenfalls deutlich kürzer aus als sonst, was zwar dem Anlass nicht ganz angemessen war, doch dazu war ich heute beim besten Willen nicht mehr fähig. Vermutlich hatte um diese Uhrzeit die Hyaluronsäure in meiner Ultra-Revital-Relax-Anti-Aging-Creme sowieso längst jegliche Aktivität eingestellt.
    Ich versuchte gerade mit dem Kamm meine Locken zu bändigen, da gab mein telefonino jenes Hupen von sich, das eine SMS von Otto ankündigte. Ich wuschelte mir noch einmal durch die Haare, zog mir eine Strickjacke über den Seidenpyjama und atmete tief durch. Mit Otto würde es ganz anders werden als mit Gianmarco, da war ich mir sicher. Mehr als sicher.
    Benommen vor Vorfreude versuchte ich mir im Dunkeln einen Weg nach unten zu bahnen und schaffte es tatsächlich, den Wohnungsschlüssel ohne das geringste Geräusch im Schloss zu drehen. Das Licht schaltete ich wohlweislich nicht an und tastete mich an der Wand entlang in mein Zimmer. Vorsichtig drückte ich die Klinke nach unten, schob die Tür auf und erstarrte.
    Ich blinzelte mehrmals, um sicherzugehen, dass ich keine Halluzinationen hatte. Um diese Uhrzeit war schließlich alles möglich. Doch das Bild war nach wie vor das gleiche.
    Otto stand mit dem Rücken zu mir in Unterhose auf meinem Bett, den rechten Arm nach oben gestreckt, und leuchtete mit einer Taschenlampe einen undefinierbaren Fleck an der Zimmerdecke an.
    O Gott, ein Vieh, war mein erster Gedanke, und ich wollte schon aufschreien. Da die Zwillinge aber gleich nebenan schliefen, ließ ich es geistesgegenwärtig sein.
    »Was in drei Teufels Namen tust du da?«, zischte ich und kniff angestrengt die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Ich ärgerte mich, dass ich aus Gründen der Eitelkeit die Brille in der Diele deponiert hatte. Aber woher hätte ich denn wissen sollen, dass ich sie mitten in der Nacht noch brauchte?
    Otto fuhr erschrocken herum und wäre dabei fast vom Bett gefallen. »Angela«, rief er überrascht aus. »Du bist ja schon da. Bist du geflogen?« Er grinste mich an wie ein ertappter Schuljunge.
    »Signor Gruber, beantworten Sie meine Frage – pronto !«, sagte ich nur. Aber dann war mir das Szenario doch nicht ganz geheuer, und ich schob eine Spur

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