Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
Vom Netzwerk:
freundlicher hinterher: »Ist da etwa eine Spinne?«
    Während mein innovativer deutscher Supermann mich weiterhin verlegen angrinste, dämmerte mir, dass man Spinnen mit einem Glas und einem Blatt Papier fängt – jedenfalls in Italien –, anstatt ihnen mit einer altersschwachen Taschenlampe den Garaus zu machen.
    Also verschränkte ich die Arme vor der Brust und sagte streng: »Noch mal: Was tust du da?«
    Otto ließ sich auf die Matratze sinken und klopfte auf mein Kissen. »Mach bitte das Licht aus und setz dich. Dann wirst du’s schon sehen. Aber beeil dich.«
    Leicht widerwillig gehorchte ich. Zwar hatte ich grundsätzlich nichts gegen Überraschungen einzuwenden, aber eigentlich hatte ich in dieser Nacht nicht vorgehabt, neben Otto zu liegen und tatenlos an die Decke zu starren.
    Noch ehe ich den Lichtschalter gefunden hatte, sprang Otto auf und stürzte an mir vorbei zum Regal.
    »Was ist denn nun schon wieder?« Ich war verwirrt und fast ein bisschen genervt von seiner Hektik. So hatte ich mir das alles nicht vorgestellt …
    »Moment, schöne Frau. Nur einen winzig kleinen Moment. Obwohl …«
    Er hechtete zurück auf das Bett und stellte sich wieder mit erhobenem Arm hin, um diesen dämlichen Fleck an der Decke anzuleuchten.
    Da wurde es mir zu bunt. »Ich kann auch wieder hoch zu nonna gehen, wenn du hier Mitternachtsleichtathletik betreiben möchtest.« Mein Tonfall klang auf einmal nicht mehr ganz so gelassen.
    »Nein, bitte bleib hier.« Schweißperlen traten ihm auf die Stirn, als er wieder in Richtung Regal stürmte.
    Ich konnte nicht sehen, was er da tat, jedenfalls lag er keine zehn Sekunden später neben mir im Dunkeln.
    »Na?«, fragte er erwartungsvoll, als die zarten Klänge eines Liedes ertönten.
    »Was ist das?«, fragte ich irritiert, weil ich es im ersten Moment nicht erkannte.
    »Warte ab und schau an die Decke!«
    »Iiiiih!« Ich fuhr hoch und war binnen Sekunden so wach wie nach einer Dusche. Einer eiskalten, wohlgemerkt. »Da leuchtet was!«, rief ich und deutete nach oben. »Was ist das? Ein Glühwürmchen? Eine Leuchtspinne?« Meine Panik wuchs. »Mach das weg!«
    »Hör doch mal auf das Lied«, sagte Otto nur.
    »Lass mich doch mit diesem dämlichen Lied in Ruhe«, sagte ich, aber dann hörte ich den Refrain, und mir war alles klar.
    »Ein Stern, der deinen Namen trägt, hoch am Himmelszelt, den schenk ich dir heut Nacht«, drang es leise aus den Boxen.
    »Ottoooooooooooo!«, rief ich, als endlich der Groschen fiel, »du hast mir einen Stern geschenkt.«
    Ich war zutiefst peinlich berührt, auch weil ich den tollen Stern, der da hoch am Himmelszelt meinen Namen trug, beim besten Willen nicht erkennen konnte. So schmale Schlitze gab es gar nicht, dass ich hätte scharf sehen können. Ich sprang aus dem Bett, stürzte zu meinem Schreibtisch und zog die unterste Schublade auf.
    »Wieso rennst du denn jetzt weg?« Otto, der sicher mit mehr Freude, Romantik oder gar Tränen gerechnet hätte, verstand die Welt nicht mehr.
    Da war ich auch schon zurück, meine uralte, hässliche Ersatzbrille auf der Nase, und bestaunte sein Werk. »Schön«, sagte ich nur, kuschelte mich in mein Kissen und zog mir die Decke bis ans Kinn.
    »Der ist für dich, damit du weißt, dass ich an dich denke und in Gedanken immer bei dir bin, wenn du mich vermisst.«
    Jetzt wurden meine Augen doch feucht, und ich riss mir hastig die Brille herunter.
    Otto hauchte mir einen Kuss auf die Wange. »Da sieht man es mal wieder.« Er seufzte. »Letztlich verstehen nur Männer etwas von Romantik. Frauen tun immer bloß so.«
    Ich musste lachen. »Du Ärmster, was bist du auch mit einer Spinnenphobikerin wie mir zusammen, die offenbar kein Gespür für wahre Romantik hat?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht sollte ich in der Angelegenheit Onkel Gaetano um Rat bitten …« Er grinste.
    »Wehe!«
    Die Nacht wurde dann doch noch so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Nein, viel schöner sogar.
    Als ich erschöpft in Ottos Armen einschlief, war ich so erfüllt und glücklich wie noch nie in meinem Leben. So zärtlich, so liebevoll und behutsam war bisher niemand mit mir umgegangen. Seine Finger auf meiner Haut hatten sich angefühlt, als wäre dies der einzig richtige Platz für sie, seine Lippen, als wären sie nur für meine gemacht. Meinetwegen hätte diese Nacht ewig dauern können.
    Leider war sie jedoch um halb sieben und damit viel zu früh zu Ende. Wir hatten uns den Wecker gestellt, damit ich auf jeden Fall zurück

Weitere Kostenlose Bücher