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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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nach oben schleichen konnte, ehe sich die Zwillinge aus den Federn quälten. Als der Summton ertönte, war ich noch mitten im Paradies und landete unsanft in der Realität. Immerhin lag ich nach wie vor in Ottos Armen. Wir waren eng umschlungen eingeschlafen und hatten uns keinen Millimeter auseinanderbewegt.
    Als ich ihn sacht auf die Nase küsste, schlug er die Augen auf.
    »Danke, schöne Frau, für diese tolle Nacht. Damit hast du dafür gesorgt, dass ich dich ganz bestimmt nicht vergessen werde.«
    Mit gespielter Empörung richtete ich mich auf und knipste die Nachttischlampe an. »Ich will doch wohl hoffen, dass du mich auch sonst nicht vergessen hättest.«
    Er feixte. »Keine Angst, dafür hat schon dein Temperament gesorgt.« Nachdem er meine Attacke abgewehrt hatte, fügte er hinzu: »Und jetzt schleich dich, ehe die Monster aufwachen und uns hier stellen.«
    »Och«, ich spielte mit seinen Haaren, »wir können ja behaupten, dass ich dir vor deiner Abreise unbedingt noch ein paar neue Spaghetti-Rezepte verraten musste.«
    »Genau danach sieht das hier aus, wenn wir beide nackt im Bett liegen. Spaghetti in flagranti, oder was?«
    Ich verzog das Gesicht. »Sehr witzig. Isst man die jetzt mit Parmesan oder ohne?«
    »Pur.« Otto verzog genießerisch das Gesicht und fuhr mit dem Zeigefinger über mein nacktes Schlüsselbein.
    »Hör auf, das kitzelt.« Ich hüpfte aus dem Bett und zog meinen Pyjama an. Dann kroch ich noch mal unter die Decke und schmiegte mich in Ottos Arme. »Wie lange muss ich darauf jetzt verzichten?«
    »Ganz schön lange, aber du wirst sehen, die paar Wochen vergehen super schnell. Am vierzehnten Mai bin ich ja schon wieder hier. Und jetzt servus, Spatzerl.«
    »He, ich bin kein Vogel«, protestierte ich.
    »Doch, ein ganz süßer sogar.«
    Ich gab ihm einen letzten Kuss, löschte das Licht und spähte nach draußen in den dämmrigen Flur. Auf Zehenspitzen schlich ich in die Diele und setzte meine Brille auf, die noch an Ort und Stelle lag. Vorsorglich drehte ich mich noch mal um, bevor ich die Wohnungstür öffnete: niemand da.
    Lautlos schlüpfte ich ins Treppenhaus. Da ich die Tür bereits hinter mir zugezogen hatte, konnte ich das unterdrückte Niesen aus der Küche nicht mehr hören. Trügerischerweise fühlte ich mich total sicher und entspannt.
    Von Entspannung konnte keine Rede sein. Ich lehnte mit Vale im Miramis am Rand der Tanzfläche an einer der Säulen und war so verkrampft wie selten in meinem Leben. Stumm und reglos standen wir da, ohne dass der Beat der Musik uns mitreißen konnte, und sahen unseren Freunden beim Tanzen zu. Otto war mitten unter ihnen und hatte den Spaß seines Lebens. Er genoss seinen letzten Abend an der Adria in vollen Zügen und hatte ausnahmsweise mal die Spendierhosen an. In Übergröße. Runde um Runde bestellte er Sambuca, Wodka-Bull und Mojito für alle. Dementsprechend gut war er jetzt drauf.
    Was man von mir nicht behaupten konnte. Dabei hatte ich mich in diese Situation selbst hineinmanövriert, indem ich mir in den Kopf gesetzt hatte, für meinen Freund ein rauschendes Abschiedsfest zu veranstalten. Das hatte ich nun davon.
    Dabei hatte der Abend so gut angefangen – nach gewissen Startschwierigkeiten jedenfalls. Erst hatte ich Otto nämlich nicht aus dem Haus locken können und schon befürchtet, dass meine heimlich organisierte Party mit meiner Clique und einigen Kollegen aus seinem Sprachkurs ohne die Hauptperson stattfinden würde. Unter dem Vorwand, ich müsse Vale ihr Handy vorbeibringen, das sie bei mir vergessen hatte, gelang es mir dann doch. Als wir die Straße meiner Freundin links liegenließen und stattdessen in Richtung Zentrum liefen, wurde er misstrauisch. Typisch Mann, sagte er jedoch kein Wort, sondern folgte mir ohne zu murren.
    Als wir seine Lieblingspizzeria in der Nähe der Via Dante betraten und er alle um einen großen Tisch versammelt sah, strahlte er übers ganze Gesicht, gab mir einen Kuss und sagte: »Grazie.«
    »Wofür?«, erwiderte ich. »Die sind alle rein zufällig hier. Wir bringen nur eben Vale das Telefon und gehen gleich wieder. Oder glaubst du etwa, das hat etwas mit dir zu tun?«
    Für einen Moment guckte er mich verdutzt an und wäre fast darauf reingefallen.
    Aber dann tönte Matze, einer der Teilnehmer aus seinem Sprachkurs: »He, Alter, da bist du ja endlich. Setz dich her und nimm dir ein Bier. Wir feiern dich heute die ganze Nacht.«
    Damit war die Party eröffnet, und nicht nur das Bier floss in

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