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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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Locken hervor. Sie war stets gutgelaunt, hatte für jeden ein freundliches Wort übrig und gehörte für mich einfach zum Sommer dazu. Genauso wie der Eismann, der mit seiner Kühltasche durch die Reihen wanderte und sich ebenfalls die Seele aus dem Leib schrie. Die beiden waren Bruder und Schwester – wie mir zio Gaetano mal erzählt hatte, der den Eismann vom Kartenspielen kannte – und seit über vierzig Jahren im Einsatz.
    Ich band mein Oberteil wieder zu, setzte mich auf und kramte in meiner Strandtasche nach dem winzigen Stoffportemonnaie, in dem ich immer höchstens fünf Euro für Notfälle und spontane Hungerattacken dabeihatte. So musste ich mich nicht allzu sehr ärgern, falls jemand meinte, es an sich nehmen zu müssen, während ich im Wasser war. Schließfächer gab es hier leider nicht, und bei einem der Wucherpreis-Bademeister gleich nebenan eine Strandkabine zu mieten kam schon aus Prinzip nicht in Frage.
    »Soll ich dir was mitbringen?«, fragte ich Vale.
    »Au ja, einen bombolone , aber nur, wenn’s noch welche mit Vanille gibt. Die mit Marmelade mag ich nicht.«
    Kurz darauf saßen wir im Schneidersitz nebeneinander auf unseren Handtüchern und ließen uns die Vanillekrapfen schmecken.
    Ich schleckte mir gerade den Puderzucker von den Fingern, da kündigte mein telefonino eine SMS an. Otto?, dachte ich erst hoffnungsvoll, aber es war nicht sein Hupton. Neugierig, wie ich war, sah ich trotzdem gleich nach: Es war Gianmarco.
    »Ciao, bellissima , wie wär’s mit einem Drink heute Abend?«, las ich.
    Diesmal beugte sich Vale zu mir herüber. »Na, endlich Nachricht von Otto?«, fragte sie.
    »Das geht dich gar nichts an«, blaffte ich heftiger als sonst und schirmte das Display mit der linken Hand ab, während ich die Antwort tippte.
    Für den Rest des Nachmittags war die Stimmung leicht getrübt, und das bei strahlendem Sonnenschein.
    Am frühen Abend kam dann doch noch völlig überraschend eine Nachricht von Otto. Er schrieb, dass es ihm gutgehe, und bestellte mir Grüße von Isabelle und Beate, seinen Mitbewohnerinnen. Langsam riss mir der Geduldsfaden, denn mit derlei belanglosem Blabla konnte ich nichts anfangen. Ich brauchte dringend was fürs Herz und war kurz davor, mich in eine nicht zu unterschätzende Paranoia hineinzusteigern. Um einer Einweisung in die Irrenanstalt vorzubeugen, beschloss ich, über meinen Schatten zu springen und ihn am Abend anzurufen, bevor ich mit Gianmarco ausging. Die Vorfreude auf einen weiteren unterhaltsamen, witzigen Abend mit meinem charmanten Exfreund stimmte mich milde, und ich hoffte, meinen Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit von deutscher Seite Otto so unaufgebracht wie möglich übermitteln zu können. Will heißen: ohne zu schreien oder sonst wie ausfallend zu werden.
    Der gute Vorsatz hielt tatsächlich bis zum Abend an, und ich war sogar deutlich mehr als nur ein bisschen aufgeregt, als ich Ottos Nummer wählte. Ich hatte mich vorsorglich ins Bad zurückgezogen und die Tür abgeschlossen, damit mich niemand störte. Nun saß ich auf dem zugeklappten Toilettendeckel und hörte mein Herz klopfen. Es tutete und tutete und tutete, und gerade als ich auflegen wollte, vernahm ich immerhin ein Keuchen.
    »Otto Gruber«, sagte im nächsten Moment jene Stimme, die ich schon viel zu lange nicht gehört hatte, und eine Gänsehaut überzog meine Arme.
    » Ciao , Otto, ich bin’s«, sagte ich deutlich kleinlauter als geplant.
    »Schöne Frau, wie geht’s?« Er keuchte immer noch.
    Etwa vor Aufregung, mit mir zu sprechen?, gab ich mich für wenige Sekunden einer naiven Hoffnung hin.
    »Ganz gut. Wo bist du?«, fragte ich, um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, auch wenn es mir schwerfiel. Sehr schwer.
    Ein ernstes Gespräch mit einem Mann durfte man nie mit Vorwürfen beginnen, jedenfalls nicht, wenn man etwas erreichen wollte. Außer Gegenwehr.
    »Beim Volleyball«, erwiderte Otto. »Wir sind gerade fertig mit dem Training, und ich wollte schnell in die Dusche. Da hat mein Telefon geklingelt, und weil ich gesehen habe, dass du es bist, bin ich drangegangen.«
    Da war ich aber mal froh.
    Otto holte tief Luft und fuhr fort: »Sag mal, kann ich dich später zurückrufen? Ich bin total verschwitzt und stehe hier nur in der Unterhose. Mir ist ein bisschen kalt.«
    »Na ja«, druckste ich herum. »Ich muss gleich weg und dann …« Passt es mir nicht so gut, hatte ich hinzufügen wollen, doch Otto unterbrach mich.
    »Das macht doch nichts. Ich meld mich

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