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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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einfach später noch mal. Du gehst ohne dein Handy ja sowieso nirgendwohin. Ciao .« Damit war er weg.
    Das hätte ich mir getrost sparen können. Ich war so enttäuscht, dass ich glatt vergaß zu atmen. Als ich endlich wieder Luft holte, lief mir eine Träne herunter und hinterließ eine Spur auf meiner sorgfältig gepuderten Wange.
    So ein Idiot! Merkte dieser gefühlskalte Nordländer denn nicht, wie es um mich stand? Wieso ging es ihm nicht genauso? Vermisste er mich denn gar nicht?
    Ich beschloss, es ihm heimzuzahlen, indem ich mich heute Abend mit Gianmarco richtig gut amüsierte. Zugegeben, das war alles andere als erwachsen, aber ich fühlte mich sowieso seit einer Weile wie mitten in der Pubertät. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich annehmen, dass mich eine Zeitmaschine um gut zehn Jahre in die Vergangenheit katapultiert hätte – jedenfalls was mein Gefühlsleben anging. Ein Teenager konnte kaum schlimmere emotionale Schwankungen durchmachen als ich zurzeit. Erst das ständige Hin und Her mit Vale und jetzt auch noch das Hickhack mit Otto. Ich war zwar selbst durchaus emotionsflexibel, vor allem im Umgang mit meinen Schwestern, aber bei Vale und Otto kam ich nicht mehr mit. Immerhin war mit meiner besten Freundin derzeit mal wieder eine Hochphase angesagt, allerdings konnte niemand prophezeien, wann das nächste Tief im Anflug war. Schon gar nicht ich.
    Ich gab mir einen Ruck, puderte mein Gesicht noch mal ab und zog mir ein paar extrahohe Schuhe an, in denen ich nicht nur zwölf Zentimeter größer war, sondern mich auch fünf Kilo leichter fühlte. Zufrieden drehte ich mich vor dem Badezimmerspiegel hin und her. Schämen musste sich Gianmarco mit mir jedenfalls nicht.
    Meinen Plan, mich um jeden Preis zu vergnügen, setzte ich mit vollem Einsatz in die Tat um und überredete Gianmarco dazu, noch mit mir tanzen zu gehen. Wir rockten den Club und hatten richtig viel Spaß miteinander. Er war wirklich ein begnadeter Tänzer, und nicht wenige der umstehenden Frauen warfen mir neiderfüllte Blicke zu, denn er hatte den ganzen Abend nur Augen für mich. Ich konnte keineswegs behaupten, dass ich es nicht genoss, obwohl mir natürlich bewusst war, dass die Nummer auch nach hinten losgehen konnte. Noch hatte er – ungewöhnlich genug – nicht versucht, mich zu küssen, aber lange dauerte es sicher nicht mehr.
    Als ich um halb fünf mit den Highheels in der Hand auf Zehenspitzen in mein Zimmer tapste, stürzte ich als Erstes zum Bett und holte mein telefonino unterm Kopfkissen hervor. Ich hatte es bewusst zu Hause gelassen, damit ich nicht in Versuchung war dranzugehen, wenn Otto anrief, und es absichtlich gut versteckt. Nur für den Fall, dass meine Schwestern während meiner Abwesenheit auf die Idee kommen sollten, in meinem Zimmer herumzuspionieren, was sie mit Sicherheit taten. Die Linkin-Park-Konzertkarten hatte ich vorsichtshalber immer und überall in meiner Handtasche dabei, damit sie vor Laura sicher waren.
    Erwartungsvoll fuhr ich mit dem Zeigefinger über das Display, und mein Herz hüpfte vor Freude, als ich sah, dass Otto ganze drei Mal versucht hatte, mich zu erreichen. Gar nicht so übel für den Anfang. Irgendwann hatte er wohl aufgegeben und mir eine Nachricht geschickt.
    »Schöne Frau, ich muss jetzt schlafen gehen und werde von dir träumen. Ich versuche es morgen noch mal bei dir. Bacio , Otto.«
    Das klang jetzt zwar nicht gerade nach der hohen Schule der Romantik, aber es war immerhin besser als nichts. Ich war durchaus bereit, Gnade walten zu lassen, sofern sein guter Wille erkennbar war. Nur eines störte mich nachhaltig: Die SMS hörte sich an, als wäre mein Herr Freund absolut mit sich im Reinen. Während ich mich hier also vor Sehnsucht und dem Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit schier verzehrte, schien Ottos Welt in bester Ordnung zu sein. Offenbar hielt er es gar nicht für notwendig, sich öfter bei mir zu melden, und gehörte zu jenen Männern, die dachten, dass es reiche, einer Frau einmal zu sagen, dass man sie mag. Einmal ausgesprochen, war es für sie amtlich und musste nicht in regelmäßigen Abständen bestätigt werden. Schon gar nicht in Abständen unter vierzehn Tagen.
    Wiederholte Liebesbekundungen tat Otto vermutlich unter Wortverschwendung ab. Bestimmt hatte er beim Volleyball als Teamchef so viele Kommandos übers Spielfeld brüllen müssen, dass kein Dreiwortsatz mehr für mich drin war. Wenn man dann noch unser Telefongespräch in der Umkleidekabine

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