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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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des Babalu auf uns zugelaufen.
    »Die beiden signori haben das hier vergessen«, sagte er und schwenkte Ottos grellgrüne Outdoorjacke, ohne die mein Freund selbst bei 50 Grad nicht aus dem Haus ging. »Und zwei Bier sind auch noch offen.«
    Ehe ich ihm an die Gurgel springen konnte, nahm Vale ihm die Jacke ab und beglich die Rechnung.
    Nachdem ich mir die Augen förmlich aus dem Kopf geheult hatte, ließ ich mich von ihr nach Hause bringen, wo ich mich angezogen aufs Bett legte und mich in den Schlaf weinte.
    Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, fiel mein Blick sofort auf Ottos Outdoorjacke, die wie ein Mahnmal über dem Stuhl vor meinem Schreibtisch hing. Da ich die Kontaktlinsen nicht herausgenommen hatte, brannte es unter meinen Lidern, als hätte ich mir die Augäpfel mit Chilischoten eingerieben, und ich eilte ins Bad, um mir Linderung zu verschaffen und mich anzuziehen.
    Ich hatte Daniela und Graziella versprochen, heute schon früh in der Kochschule vorbeizukommen, weil sie Unterstützung bei den Vorbereitungen zu einem Schülerkurs brauchten. Daher beschloss ich, unterwegs einen Cappuccino und eine Brioche zu frühstücken, und beeilte mich.
    Wieder in meinem Zimmer, stach mir Ottos Jacke erneut ins Auge, und ich war kurz davor, sie mitzunehmen und unten im Hof in die Mülltonne zu werfen, aber letztlich war mir klar, dass damit niemandem geholfen war. Mir am allerwenigsten. Ich würde es davon abhängig machen, ob er sich heute meldete und wie zerknirscht er war, und dann entscheiden, ob ich sie ihm einfach zurückgeben oder dem guten Stück vorher mit der Schere ein neues Schnittmuster verpassen würde.
    Damit mamma nicht auf die Idee kam, sie zu waschen, zog ich die Jacke von der Stuhllehne, um sie zusammenzulegen und in einer Tüte zu verstauen. Als ich den linken Ärmel zur Mitte hin einschlug, knisterte es in der Brusttasche. Der Begriff Selbstbeherrschung hatte noch nie zu meinem Wortschatz gehört, und die Wahrung von Ottos Privatsphäre fiel meiner Neigung zur krankhaften Neugier zum Opfer. Völlig zu Recht, wie ich feststellte.
    Mit spitzen Fingern faltete ich den abgerissenen Zettel, der eindeutig von einem Kellnerblock stammte, vorsichtig auseinander und erstarrte.
    »Bis hoffentlich bald, Carla«, stand da und daneben eine Telefonnummer.
    Wer schreibt denn heutzutage noch Zettel?, war mein erster Gedanke. Wozu gibt es Smartphones? Doch dann kam die Wut. Sie kam mit solcher Wucht, dass ich die Jacke in die Ecke pfefferte und mich aufs Bett setzen musste, weil ich sonst umgefallen wäre. Dieser miese bayerische Bauerntrampel, ich werde ihn im mare Adriatico versenken, und zwar heute noch. Ich sprang auf, um hinauszustürmen, da stolperte ich über etwas, das am Boden lag. Ottos Handy.
    Nun ist eh schon alles egal, rechtfertigte ich mich vor mir selbst und klappte es auf. Zu meiner Freude war es nicht mit einem Code gesichert und ich konnte problemlos die Anruflisten nach Carlas Nummer durchforsten. Nichts. Ich war mir nicht sicher, ob ich jetzt erleichtert sein durfte, und sah vorsichtshalber auch noch die eingegangenen Nachrichten durch. Puh, die sieben Nachrichten auf dem Display waren von mir. Es war also alles gut, und ich hatte mich fast umsonst aufgeregt. Wahrscheinlich hieß die Blondine von gestern Abend Carla, bog ich mir eine Geschichte zurecht, mit der ich halbwegs leben konnte. Das kleine Luder hatte meinem Freund die Nummer in die Jacke gesteckt, nachdem wir gegangen waren, kurz bevor der Kellner sie uns gebracht hatte. Otto hätte den Zettel zu Hause ganz bestimmt weggeworfen, wenn er ihn entdeckt hätte. Genau so war es. Mein Otto war ein Guter, auch wenn er manchmal ein Volltrottel war und sich von meinem Onkel zu dämlichen Aktionen verleiten ließ.
    Keine Ahnung, welcher Teufel mich ritt, aber einer spontanen Eingebung folgend, scrollte ich dann doch noch weiter nach unten und wurde für meine Neugier böse bestraft. SMS acht und neun waren ebenfalls von mir, aber die Nummer, die gleich darunter stand, war mir allzu vertraut.
    »Das gibt’s doch nicht«, brüllte ich so laut, dass mamma ins Zimmer gestürmt kam und fragte, ob ich mich verletzt hätte.
    Ihr auf dem Fuß folgten die Zwillinge, die sich, noch im Pyjama, im Türrahmen drängten, um ja nichts zu verpassen.
    »Das bedeutet Krieg!«
    »Kind, was ist denn?«, fragte mamma besorgt und nahm mir das telefonino aus der Hand. Sie starrte angestrengt auf das Display, konnte jedoch nicht erkennen, was mich derart

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