Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
Vom Netzwerk:
aus der Fassung gebracht hatte.
    »Die kann sich auf was gefasst machen.« Damit stürmte ich an meiner verdatterten Mutter und meinen Schwestern vorbei und rannte aus dem Haus. Daniela und Graziella mussten auf mich warten, hier stand mein Seelenheil auf dem Spiel. Wie ich die beiden kannte, hatten sie sicher Verständnis dafür.
    Wenn ich mich beeilte, würde ich dieses Aas noch erwischen, bevor es zur Arbeit fuhr. Zum Glück wohnten wir nur drei Straßen auseinander. Im Stechschritt stapfte ich los und merkte jetzt erst, dass ich bloß meine Hausschuhe anhatte und die Brille noch auf meiner Nase saß. Die Haare hatte ich mir auch nicht gekämmt. Aber das war jetzt egal. Wichtig war nur, dass ich dieses Miststück erwischte und ihr ins Gesicht sagte, was ich von ihr hielt.
    Als ich in der Via Ticino ankam, war ich so außer Puste, dass ich kurz stehen bleiben musste, um nicht gleich stumm wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft zu schnappen, statt loszuschreien. Ach, zur Not würde ich auch die Fäuste nehmen, um ihr mein Anliegen nahezubringen.
    Auf mein Klingeln ertönte sogleich der Summer, und einen Moment später stand ich vor ihr.
    »Duuu, duuuuuuu … Was fällt dir ein? Mein Otto gehört mir! Wie kannst du es wagen …«
    Vale war die Ruhe selbst, sie zuckte nicht mal mit der Wimper, als sie fragte: »Was willst du? Worum geht’s überhaupt?«
    »Wie konntest du mich so hintergehen? Ich dachte, wir wären Freundinnen.«
    Sie zog mich in den Flur der Wohnung, in der sie mit ihrer Mutter lebte, ehe ich das komplette Haus zusammenbrüllte. Dann schüttelte sie mich. »Angela, was – ist – los?«
    Ihre Mutter steckte den Kopf aus der Küchentür, doch Vale gab ihr mit einem energischen Winken zu verstehen, dass wir unter uns sein wollten.
    »Duuuu … hast mit Otto ge… ge… gesimst! Ohne mir was zu sagen. Das ist … Hochverrat!« Wie zum Beweis wedelte ich ihr mit Ottos telefonino vor der Nase herum. »Er ist mein Freund.«
    In den Tiefen meines Bewusstseins keimte die Erkenntnis, dass ich mich gerade aufführte wie ein Kindergartenkind, dem ein anderes Kindergartenkind die Lieblingspuppe weggenommen hatte. Doch ich schob den Gedanken sofort beiseite, da er mir gar nicht gefallen wollte.
    Ich hatte mit Widerstand gerechnet, mit einer pampigen Antwort oder damit, dass sie mich auslachte, doch Vale sackte in sich zusammen und fing an zu weinen. Sie fiel mir um den Hals und barg den Kopf an meiner Schulter, womit sie mich völlig überrumpelte.
    »Ach, bella «, schluchzte sie fast schon ein bisschen zu theatralisch, »ich will dir deinen Otto doch nicht wegnehmen. Aber er war so hilfsbereit, als Giorgio sich im Miramis so danebenbenommen hat. Und als er mich an dem Abend zur Haustür gebracht hat, da hat er mir seine Handynummer gegeben und mir gesagt, dass er für mich da ist, wenn ich ihn brauche. In meiner Verzweiflung habe ich nach dem Strohhalm gegriffen, den er mir da hingehalten hat. Ich war für jeden dankbar, der mir zugehört hat oder an den ich mich wenden konnte. Ich war so allein. Hatte niemanden mehr außer dir. Mit Giorgio war ja auf einmal die komplette Clique weg. Das musst du verstehen, das war nicht gegen dich gerichtet. Ich würde dir nie was Böses wollen, schließlich bist du meine beste Freundin. Das bist du doch?«
    Sie hatte es geschafft, mich schwindelig zu reden. Als sie mich dann auch noch mit tränennassen Augen ansah, wirkte sie so verzweifelt, dass ich gar nicht anders konnte, als sie in den Arm zu nehmen. Eigentlich war ich hergekommen, um ihr die Meinung zu geigen, weil sie mich hintergangen hatte, und jetzt stand ich da und tröstete sie – aus demselben Grund. Verkehrte Welt.
    Ich war kaum in der Kochschule angekommen, da rief sie mich noch mal an, um zu beteuern, wie viel ihr meine Freundschaft bedeute und dass sie mich um nichts in der Welt verlieren wolle. Einerseits war es mir ein bisschen unheimlich, andererseits hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich sie nach der Trennung von Giorgio tatsächlich vernachlässigt hatte. Daher willigte ich auch ein, mich mit ihr demnächst mal wieder zu einem richtigen Mädelsabend zu treffen. Wie früher würden wir es uns mit Antipasti und gutem Wein bei ihrer Mutter vor dem Fernseher gemütlich machen und uns die schnulzigste Liebesschnulze ansehen, die wir in die Finger bekamen. Danach würde die Welt gleich viel besser aussehen.
    Um die diversen Schocks zu verarbeiten, verabredete ich mich für den übernächsten

Weitere Kostenlose Bücher