Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
Größe 39!
Alle Geschäfte waren nun bis 22.00 Uhr geöffnet und Markus versprach, alles zu
besorgen. Auch Henry meldete sich an diesem Abend wieder, weil ich ihn
ausdrücklich darum gebeten hatte, aber er hatte nichts Neues zu vermelden. Ich
hatte mir überlegt, dass ich ja meine Vermieter anrufen könnte, um mein piso telefonisch zu kündigen. Peter hatte damals die Miete noch bis einschließlich
Mai bezahlt. Nun war es Ende Mai und genaugenommen müsste ich jetzt die
nächsten Mieten, für die kommenden drei Monate bezahlen — anderenfalls stünde
ich eh auf der Straße. Von daher passte der Zeitpunkt schon ganz gut, die
Wohnung jetzt zu kündigen, obwohl es mir natürlich leidtat, Ernies schönes piso aufzugeben! Doch Henry meinte, dass meine Vermieter sicherlich nicht dumm
wären und schon von selbst begreifen würden, dass ich nicht wiederkäme, wenn
erstens die Miete nun nicht bezahlt und ich zweitens auch nicht mehr auftauchen
würde. Immerhin war es gang und gäbe in Lloret, das Leute kamen, eine Wohnung
mieteten und plötzlich bei Nacht und Nebel wieder verschwanden! Das war
natürlich nicht das, was ich hatte hören wollen und ich versuchte es erneut:
>>Die beiden sind wirklich sehr nett und ich finde, sie haben ein Recht
darauf von mir persönlich zu erfahren, dass ich nicht wiederkomme. Umso
schneller können sie auch anfangen, einen Nachmieter zu suchen und außerdem
hätte ich sie dann auch fragen können, ob sie nicht meine Sachen für mich
aufbewahren wollen…<<
>>Bist du eigentlich
verrückt?<<, rief Henry aufgebracht. >>Wenn die Leute, die nach dir
suchen, das rausfinden, dann ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis sie dich
schnappen! Ich hatte wirklich gedacht, dass du klüger bist!<<
Henry war sauer und meinte er würde
jetzt auflegen, weil er zurück in die Bar müsste.
Am nächsten Tag fing ich an zu
joggen. Ich joggte morgens eine Runde von ungefähr fünf Kilometern um den Berg
herum und abends noch einmal. Zu dem Zeitpunkt, als ich das chalet wieder
verließ, war ich bei zweimal zehn Kilometern angekommen.
Genau zwei Wochen nach mir, am
Dienstag gleich nach Pfingsten, zog Rosa bei uns ein. Rosa war eine äußerst
resolute Mittfünfzigerin und Markus hatte sie auf dem Polizeirevier der Polícia
Municipal in Lloret aufgegabelt. Er war dort gewesen, weil man seinen VW-Bus abgeschleppt
hatte. Im Winter konnte man sein Auto parken, wo man wollte. Im Sommer dagegen
kurvte die Polícia Municipal Tag und Nacht mit ihrem gelben Abschleppwagen
durch die Stadt, immer auf der Suche nach Autos, die nicht ordnungsgemäß
abgestellt waren. Mit dem Abschleppen verdiente die Municipal nicht schlecht
und Einheimische, auch einheimische Ausländer , mussten dreitausend
Peseten berappen, wenn ihr Auto abgeschleppt wurde. Touristen bezahlten sogar
fünftausend Peseten, damit sie ihr Auto wiederbekamen! Fand die Municipal
jedoch kein Auto, das falsch geparkt war, dann schleppte sie auch schon mal ein
vorschriftsmäßig geparktes Auto ab — allerdings nur die mit ausländischen Kennzeichen.
Diesmal hatte es Markus‘ VW-Bus erwischt und Markus diskutierte mit den
Beamten, ob sein Bus nun falsch oder nicht falsch geparkt gewesen war. Einer
der Beamten hatte schließlich vorgeschlagen, dass er sein Fahrzeug wiederbekäme
ohne die Geldbuße bezahlen zu müssen, wenn er sich dafür bereiterklären würde,
schnell mal als Übersetzer einzuspringen. Dann hatten sie Markus zu Rosa gebracht,
die in einem anderen Raum einem mittlerweile total entnervten Polizisten auf
Deutsch zu erklären versuchte, dass man ihren Wagen gestohlen habe. Markus
gab die Geschichte beim Abendessen zum Besten und meinte, Rosa habe auf den
Beamten eingeredet wie auf ein krankes Pferd. Rosa hatte dann, dank Markus‘
Hilfe, eine Diebstahlanzeige aufgeben können, welche sie natürlich unbedingt
für ihre Versicherung zu Hause benötigte und Markus hatte sie danach
kurzentschlossen mit nach Lloret Blau ins chalet gebracht.
Rosa war mit den Nerven so ziemlich
fertig gewesen. Immerhin hatten sich in dem Wagen, noch dazu einem BMW, auch
ihre ganzen Klamotten befunden und außer ihrer Handtasche besaß sie nun nichts
mehr. Rosa erzählte, sie sei mitten in der Nacht in Lloret angekommen und weil
sie total übermüdet gewesen wäre, hätte sie ihr Auto erst einmal auf den
Parkplatz des „Super Maso“ gestellt und sei eingeschlafen. Morgens war sie dann
nur schnell auf der Toilette, des zum Supermarkt gehörenden Cafés gewesen
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