Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
gefälligst die Tasche
zurückgeben.
>>Schon gut, schon gut<<,
erklärte Eduardo Senior daraufhin. >>Ich werde bei euch eine Ausnahme
machen. Ihr könnt trinken, was ihr wollt und ohne dafür zu bezahlen — aber
nicht mehr, wie zwei Gläser am Abend!<<
Corinna nickte und setzte sich schließlich
ans obere Ende der Theke, so weit wie möglich weg von den anderen Mädchen. Ich
setzte mich neben sie. Keines der anderen Mädchen hatte sich zu Corinnas
Forderung geäußert oder gar darüber beschwert. Die beiden polnischen Schwestern
tuschelten zwar zusammen, doch ich bezweifelte stark, dass sie überhaupt
verstanden, was hier geredet wurde.
Außer ihnen saßen noch drei weitere
Mädchen an der langen Theke. Ganz am Anfang, da wo die Wand aus Glasbausteinen
die Bar noch erhellte, saß eine Spanierin, die ich vom Sehen kannte. Eduardo
Senior hatte sie als Conchi vorgestellt. Conchi war vielleicht Mitte bis Ende
zwanzig, hatte halblange dunkle Locken, trug eine Brille und war von rundlicher
Statur. Drei Barhocker weiter saß eine sehr androgyn wirkende Frau von
vielleicht fünfunddreißig oder vierzig Jahren. Sie hatte dunkelrote, halblange
Haare, sehr markante Gesichtszüge und rauchte einen Zigarillo mit langem
elfenbeinfarbigem Mundstück. Ihr Name war Chantal und sie war mit Abstand die
Älteste von uns Barmädchen. Dann kamen die beiden Polinnen und mir am nächsten
saß ein Mädchen von etwa Ende zwanzig oder Anfang dreißig. Obwohl sie ziemlich
groß war und extrem kurze Haare hatte, hielt ich sie zuerst ebenfalls für eine
Spanierin. Jedenfalls sah sie sehr südländisch aus mit ihren dunklen Haaren und
den dunklen Augen. Alle hingen mehr oder weniger ihren eigenen Gedanken nach
und warteten wohl darauf, dass die ersten Gäste eintrafen. Fünf Mädchen waren
nicht eben viel — sicher nicht für eine Bar in dieser Größe! Kein Wunder, dass
Eduardo Senior sich so gefreut hatte, als zuerst Babs zurückkam und er sich
danach auch noch mit Corinna und mir einigen konnte. Aber ich wusste ja schon
von Donna dass eigentlich kein Mädchen es sehr lange im „Japόn“ aushielt
und ich sollte bald auch einen Vorgeschmack davon bekommen, woran dies lag!
Doch auch der Streit zwischen Corinna
und Eduardo Junior war noch nicht vom Tisch! Eduardo Junior fragte nun, was wir
denn trinken wollten. Corinna bestellte sich ein Gin-Tonic. Als sie jedoch sah,
wie Eduardo Junior eine Flasche billigen Gins unter der Theke hervorzog, rief
sie sogleich, dass sie den guten Beefeater wollte. Eine Flasche des selbigen
stand in einem der Regale hinter der Theke, in denen sich nur die besten
Spirituosenmarken befanden. Eduardo Junior strich sich daraufhin mit einer
Pranke durch sein schmieriges, halblanges und schütteres Haar und warf Corinna
einen grimmigen Blick zu. Sein Vater nickte jedoch und Corinna bekam ihr Gin-Tonic
nach Wunsch! Gleich darauf rief Eduardo Senior den Namen der jüngeren Polin,
Katarina, und gab ihr ein Zeichen. Diese blickte ihre Schwester an, die sie
kurz am Arm berührte und den Arm dann drückte. Zuerst begriff ich nicht, was
los war. Erst als Eduardo Senior erneut rief: >>Katarina! Vamos-gehen
wir!<<, dieses Mal in viel schärferem Ton, verstand auch ich, was
Sache war. Katarina stand auf und ging hinüber zu den Séparées. Eduardo Senior
folgte ihr. Sein Sohn blickte den beiden nach und fing an zu gackern, während
er Corinna ihren fertigen Drink hinstellte.
>>Das darf doch nicht wahr sein<<,
flüsterte ich Corinna zu. Doch die hörte nicht zu und hatte offenbar auch nicht
mitbekommen, wohin unser neuer Chef gerade mit einer seiner Angestellten
verschwunden war.
>>Und untersteh‘ dich bloß
nicht, mir den billigen Fusel in die Copas zu schütten<<, fauchte Corinna
auf Spanisch, nachdem Eduardo Junior ihr das Glas hinstellt hatte. >>Von
dem Zeug bekomme ich nämlich dermaßen Kopfschmerzen, dass ich gleich drei Tage
krank bin!<<
Nun fing Chantal an zu lachen und
rief: >>Bravo.<<
Eduardo Junior warf ihr daraufhin ebenfalls
einen grimmigen Blick zu und schnauzte sie an, ihren Mund zu halten. Doch
Chantal ließ sich offensichtlich nicht von ihm einschüchtern. Sie beugte sich
vor und als Antwort blies sie den Rauch ihres Zigarillos provokativ in Eduardos
Richtung. Dieser fing sogleich an, panisch mit einer Hand vor seinem Gesicht
herumzuwedeln und hustete dabei, obwohl Chantal viel zu weit weg saß als dass
ihn der Rauch tatsächlich hätte erreichen können! Nachdem er sich wieder
beruhigt hatte,
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