Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
Renée hattest<<, rief ich wieder zu Corinna.
Doch sie antwortete nicht mehr. Stattdessen hörte ich, wie jemand Ernies
Stereoanlage, die in meinem Zimmer stand, aufdrehte.
***
Die Freude, uns zu sehen, stand
Eduardo Senior an diesem Abend wahrlich ins Gesicht geschrieben und er konnte
nicht umhin, sich zufrieden die Hände zu reiben. Bei unserem Eintreffen um kurz
vor acht waren alle anderen Mädchen auch anscheinend schon anwesend — außer
Babs. Eduardo Senior eilte sogleich auf uns zu und streckte sogar die Arme
dabei aus. Intuitiv machten Corinna und ich, beide gleichzeitig, einen Schritt
rückwärts. Nie im Leben, hätten wir uns von ihm umarmen lassen! Er habe schon
gar nicht mehr mit uns gerechnet, rief er freudestrahlend und ignorierte dabei
einfach unsere ablehnende Haltung.
Das „Japόn“ war in der Tat viel
grösser als das „Mau-Mau“. Auch war es hier angenehm kühl. Für meinen Geschmack
sogar schon fast etwas zu kühl, was wohl an der Einstellung der Klimaanlage
lag.
>>Wir haben einen extra Raum,
wo ihr eure Sachen abstellen könnt<<, rief Eduardo Senior beflissentlich,
während Corinna und ich uns umsahen. Rechts neben dem Eingang befand sich eine
Garderobe und dahinter eine Tanzfläche mit Sitznischen. Doch Eduardo Senior
meinte, die Garderobe sei lediglich für die Gäste. Links war gleich die Mauer
zur Straßenseite hin, die man größtenteils durch bunte Glasbausteine ersetzt
hatte. Genau gegenüber dem Eingang stand eine lange, L-förmig geschwungene
Theke aus massivem Eichenholz. Davor standen goldene Barhocker mit
cognacfarbigen Polstern aus Leder. Fünf der Barhocker waren durch Mädchen
besetzt, die Corinna und mich aufmerksam beobachteten. Unten ihnen waren auch
die beiden Polinnen, die ich vor einigen Monaten kurz in Detlefs chalet in Lloret Blau gesehen hatte, als Maurice noch dort gewohnt hatte und für
Detlef arbeitete. Detlef hatte die beiden Mädchen ab und zu, nachdem sie im
„Japόn“ Feierabend hatten, für den Rest der Nacht gebucht und wie
ich vermutete, auch eine entsprechende Vereinbarung mit Eduardo Senior
diesbezüglich getroffen gehabt. Die beiden Polinnen hatten damals einen
ziemlich niedergeschlagenen Eindruck auf mich gemacht, ähnlich wie jetzt auch.
Außerdem hatten sie damals natürlich mitbekommen, als ich Oliver meinen heißen
Kaffee ins Gesicht geschüttet hatte!
Hinter der Theke im „Japόn“ stand
Eduardo Junior, der fette Sohn des Besitzers und grinste. Weil es draußen noch
hell war, tauchten die Glasbausteine sein Gesicht dabei in bunte Flecken, was
aussah als trüge er eine Fratzenmaske. Ich atmete einmal tief durch. Obwohl das
„Japόn“, allem Anschein nach, wesentlich luxuriöser war als das
„Mau-Mau“, fühlte ich mich keineswegs wohl! Eduardo Senior wieselte derweilen
um Corinna und mich herum und forderte uns dann auf, ihm zu folgen. Auf dem
Boden lag überall dicker, roter Teppich. Passend zu den roten Glaslampen, die
aussahen wie die Dächer japanischer Tempel. Über der Tanzfläche drehte sich sogar
eine kleine Discokugel und aus den Boxen erklang auch kein Flamenco, sondern
englische Popmusik. Die Sitznischen, die man rings um die Tanzfläche eingebaut
hatte, verfügten zudem über kuschelige Sofas, bei deren Anblick mir jedoch übel
wurde. Eduardo Senior erklärte, dass die Sofas jedoch nur mit Gästen benutzt
werden dürften, die einen Piccolo für die Bar spendierten. Dieser kostete
jedoch, anders als im „Mau-Mau“, statt 3.000 Peseten, gleich 5.000 Peseten.
Schon die normale Copa kostete im „Japόn“ 2.000 Peseten. Eduardo Senior war
stehen geblieben und zeigte auf einen roten Vorhang.
>>Dahinter liegen die Séparées<<,
sagte er und rieb sich dabei wieder die Hände.
>>Wir arbeiten aber nicht im Séparée!<<,
erklärte Corinna sogleich und blieb ebenfalls stehen.
>>Ja-ja, ich weiß, ich
weiß<<, antwortete Eduardo Senior und kicherte wie eine alte Hexe. In der
Tat kam ich mir vor wie Gretel, die sich durch das feine Zuckerkuchenhaus hatte
blenden lassen! Ich warf einen Blick auf Corinna, die mit zusammengepressten
Lippen neben mir stand. Eduardo Senior ging weiter und schließlich kamen wir zu
einer massiven Stahltür. Rechts und links davon waren die Toiletten: eine für Damen
und eine für Herren. Eduardo Senior öffnete die Tür zur Damentoilette und
streckte einen Arm aus, um uns hineinzubitten.
>>Alles vom Feinsten<<,
erklärte er stolz. Doch weder Corinna noch ich machten Anstalten, uns
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