Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
den Raum
näher anzusehen und schließlich öffnete Eduardo Senior die Stahltür, die
zwischen den Toiletten lag. Dahinter befand sich ein kleiner, fensterloser Raum
mit Holzbänken und Kleiderhaken an den Wänden. In der Mitte stand ein schäbiger,
alter Tisch mit zwei noch schäbigeren, alten Stühlen. Auf dem Fußboden lag
abgewetztes, schmutziges Linoleum und erhellt wurde der Raum nur von einer
einzigen nackten Glühbirne. Kein Vergleich zu der geschmackvoll und luxuriös
eingerichteten Bar!
>>Das ist unser Personalraum.
Hier könnt ihr euch auch umziehen, wenn ihr wollt — und eine Dusche gibt es
selbstverständlich auch!<<, erklärte unser neuer Chef stolz.
Eduardo Senior zeigte auf eine Ecke
des Raumes, die mit einem durchsichtigen Plastikvorhang abgetrennt worden war.
>>Kein Bedarf<<, sagte
ich kühl und stellte meine Handtasche ab. Corinna tat es mir nach. Doch als wir
den Raum verließen, wollte Eduardo Senior ihn hinter uns abschließen und ich
fragte ihn, was das sollte.
>>Das ist nur zur Sicherheit,
damit niemand von den Gästen hier rein kann<<, antwortete er überrascht.
>>Und was ist, wenn ich
zwischendurch einmal etwas aus meiner Tasche brauche?<<
Ich wartete die Antwort darauf jedoch
gar nicht erst ab, denn plötzlich beschlich mich ein sehr ungutes Gefühl. Noch
bevor Eduardo Senior reagieren konnte, hatte ich die Tür schon wieder geöffnet,
war zurückgegangen und hatte meine Tasche geholt. Corinna tat es mir nach.
>>Ich nehme an, es ist kein
Problem, wenn ihr Sohn sie für mich hinter der Theke aufbewahrt!<<,
erklärte ich und warf meinem neuen Chef dabei einen missmutigen Blick zu.
Eduardo Senior zögerte einen Moment, doch schließlich zuckte er mit den
Schultern und rief: >>Wie ihr wollt, wie ihr wollt!<<
Wir folgten ihm zurück zur Theke, wo
er uns die restlichen Mädchen und dann seinen Sohn vorstellte. Die Mädchen nickten
uns zu und zumindest ich nickte ebenfalls. Corinna stand ein wenig hinter mir
und so konnte ich nicht sehen, wie sie sich verhielt. Dann streckte Eduardo
Junior seine dicke Hand über den Tresen und mich beschlich erneut Unbehagen und
vor allen Dingen auch Ekel, als ich ihm notgedrungen meine Hand reichte. Seine
Hand war feucht und teigig. Am liebsten hätte ich meine Hand auch gleich wieder
zurückgezogen, doch Eduardo Junior hielt sie fest und grinste mich lüstern aus
seinen kleinen Schweinsaugen an. Trotz der Kühle schwitzte er und dicke
Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
>>Es ist mir eine Ehre<<,
sagte er spöttisch und machte Anstalten, meine Hand zu küssen. Also entriss ich
sie ihm. Eduardo Junior lachte arrogant, so als habe er genau diese Reaktion
von mir erwartet. Dann gab er Corinna die Hand und sie zog ihre Hand ebenfalls
schnell wieder zurück und wischte sie danach an ihren Leggings ab. Wir gaben
Eduardo Junior unsere Handtaschen und er verstaute sie hinter der Theke, aber
erst nachdem sein Vater erklärt hatte, dies wäre OK so! Eduardo Senior, dem die
Anspannung nicht entgangen war, stand nun eher händeringend als händereibend
neben uns und fragte dann, was wir trinken wollten.
>>Die erste Runde geht aufs
Haus<<, meinte er lachend.
>>Was soll das heißen?<<,
fragte ich ärgerlich. Eduardo Senior sah mich erstaunt an und erklärte dann,
dass die Mädchen hier für ihre eigenen Getränke ebenfalls bezahlen müssten.
>>Wie bitte?!<<, zischte
Corinna. >>Heißt das, wenn ich hier selbst etwas trinken will, muss ich
dafür bezahlen?<<
Eduardo Senior nickte und hob dabei
die Arme, so als sei er gegen diese Regelung machtlos.
>>Solange es sich nicht in
einer Copa befindet, die du von einem Gast ausgegeben bekommen hast — ja<<,
sagte er dann.
Corinna warf mir einen Blick zu, doch
ich zog lediglich die Augenbrauen hoch, was Eduardo Senior jedoch nicht sehen
konnte. Für mich war dies nicht so tragisch, da ich eh kaum konsumieren würde,
weil ich durch die Copas immer mehr als genug Flüssigkeit zu mir nahm. Corinna
genehmigte sich jedoch gerne abends ihre zwei oder drei Gin-Tonics oder auch
Wodka mit Orangensaft, um überhaupt warm zu werden.
>>Entweder ich kann hier
kostenlos trinken oder ich gehe auf der Stelle!<<, rief Corinna mit
schriller Stimme. Die anderen Mädchen, die immer noch an der Theke saßen, bekamen
dies natürlich mit und eine von ihnen schnalzte daraufhin mit der Zunge. Corinna
machte ein wütendes Gesicht und als Eduardo Senior nicht sofort reagierte,
schnauzte Corinna seinen Sohn an, er solle ihr
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