Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
überhaupt keinen Alkohol wollte, nickte ich
wieder, als Henry mich nach dem Üblichen fragte. Manuela bestellte sich
ein kleines Bier und eine Currywurst.
>>Ich liebe
Currywürste<<, erklärte sie Henry und meinte, wenn sie schon früher von
seiner Kneipe gewusst hätte, dann wäre sie bestimmt eher schon mal vorbei
gekommen. Manuela lachte und ich dachte so bei mir, dass sie eigentlich sehr
hübsch war, wäre nicht dieser blöde und extrem kurze Haarschnitt gewesen! Ich
nahm ihren Kommentar jedoch zum Anlass, Manuela zu fragen, wie lange sie denn
schon in Lloret sei. Manuela erzählte, dass sie ein paar Tage vor Babs im „Japόn“
angefangen hätte und auch zu dieser Zeit in Lloret gestrandet wäre.
Dabei grinste sie. Mir fiel ein, dass sie anscheinend die Einzige war, die
außer Corinna und mir ebenfalls eine Essenspause ausgehandelt hatte. Manuela grinste
erneut und erklärte dann, sie habe außerdem ausgehandelt, dass sie die Hälfte
vom Umsatz bekäme! Daraufhin legte sie schnell einen Finger auf die Lippen und
meinte, das dürfe aber niemand wissen. Mir war schon aufgefallen, dass Manuela
in ihrer Arbeit sehr versiert war und auch kein Problem damit hatte, ins Séparée
zu gehen. Es lag auf der Hand, dass dies nicht ihr erster Job als Barmädchen
war, doch als ich sie danach fragte, lachte sie nur.
>>Eigentlich wollte ich dir ja
etwas über Babs erzählen. Vorausgesetzt du willst es wissen. Immerhin benimmt
sie sich dir gegenüber ja ziemlich dämlich und das nur, weil du ihren Freund angegraben
hast!<<
>>Das habe ich nicht und das
habe ich auch versucht, Babs zu erklären!<<, verteidigte ich mich sofort
ärgerlich. Manuela winkte ab.
>>Ehrlich gesagt ist es mir
auch egal. Was ich dir aber sagen wollte ist, dass sich Babs bei Eduardo Senior
das Geld für ein eigenes Appartement geliehen hat und ihm dafür das Zehnfache
zurückbezahlen muss!<<
Etwas in der Art hatte ich mir jedoch
schon gedacht und auch, dass Eduardo Senior sein Geld zu Wucherzinsen verlieh,
wunderte mich nicht im Geringsten. Dies sagte ich auch Manuela.
>>Babs ist alt genug, um zu
wissen, was sie tut<<, erklärte ich ungerührt.
>>Da magst du ja Recht haben,
aber so wie ich die Sache sehe, verschuldet sich Babs nur immer weiter. Erstens
hat sie überhaupt keinen Durchblick, was die Anzahl ihrer Copas angeht, und
Eduardo Junior bescheißt sie, wo er nur kann und zweitens behält er jeden Abend
ihren ganzen Verdienst ein. Schuldentilgung, wie er es nennt. Und wenn Babs
dann trotzdem mal Geld haben muss, dann bekommt sie auch dies nur
geliehen.<<
Manuela machte eine Pause und sah
mich an.
>>Das heißt, wenn sie sich
1.000 Peseten von Eduardo geben lässt, damit sie sich was zu essen kaufen kann,
dann muss sie ihm das Zehnfache zurückbezahlen!<<, fügte sie dann hinzu.
Ich spürte, wie sich die dunkle Wolke verdichtete.
>>Und was glaubst du, was ich
dagegen tun kann?<<, fragte ich gereizt.
>>Nun, ich habe gesehen, wie du
gestern mit Eduardo Junior umgesprungen bist und das nur, weil er deinen O-Saft
kräftig mit Wodka verdünnt hat! Das Japόn hat ein richtiges Problem
damit, genügend Mädchen zu finden, die bereit sind, dort zu arbeiten.<<
Manuela seufzte ungeduldig.
>>Was ich damit sagen will; die
beiden Eduardos sind erpressbar! Wenn du ihnen damit drohst, dass Corinna und
du aufhören werdet, für sie zu arbeiten, wenn sie Babs nicht ihre Schulden erlassen
und ihr ihre Papiere wiedergeben, dann…<<
>>Die haben auch Babs‘ Ausweis?<<,
rief ich aus und Manuela nickte.
>>Ja sicher, was denkst du
denn? Dadurch wollen sie verhindern, dass Babs sich aus dem Staub macht! Bei
den beiden Polinnen verhält es sich ähnlich, obwohl die noch schlimmer dran
sind! Du hast ja gesehen, wie sie den beiden Eduardos zur Verfügung stehen
müssen und oft werden sie nach Feierabend auch noch an irgendwelche Freier
vermietet! Und ich wette mit dir, dass die Babs auch noch soweit
bekommen!<<
Ich hörte jedoch nur noch halb zu,
weil ich gerade daran denken musste, wie viel Zeit und Aufwand es Babs gekostet
hatte, wieder in den Besitz eines Reisepasses zu kommen — nur damit sie ihn
sich gleich darauf wieder hatte abnehmen lassen! Und anscheinend hatte sie
diesmal sogar ihren Personalausweis eingebüßt. Manuela sah mich erwartungsvoll
an.
>>Tut mir leid Manuela, aber
ich glaube nicht, dass ich in der Position bin, die beiden Eduardos zu
erpressen. Corinna und ich werden am Wochenende nämlich so oder so das letzte
Mal im Japόn
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