Spanischer Wein
wieder ein Kind erwarte und ihr Mann Jaime hoffe, es würde ein Junge werden.
„Natürlich", hatte sie lächelnd erwidert und sich daran erinnert, wie viel Wert besonders die Südländer der Geburt eines männlichen Erben beimaßen.
Als Gina sich jetzt auf ihrem Stuhl zurücklehnte und überlegte, ob sie in die Küche gehen und Kaffee kochen sollte, fiel ihr plötzlich eine Frage ein, die sie ihm schon in der Firma hatte stellen wollen, dann jedoch vergessen hatte.
„Du hast ja gestern meinen Großvater gesehen. Er ist schon sehr alt und kann die Fahrt nicht mehr auf sich nehmen, um das Wochenende hier zu verbringen. Und ich war in letzter Zeit sehr beschäftigt und konnte nicht so oft nach London fahren, wie ich gern gewollt hätte
..." Sie zögerte einen Moment. „Was hattest du für einen Eindruck von ihm? Ehrlich gesagt", fügte sie schnell hinzu, „mache ich mir Sorgen um ihm. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, schien es ihm nicht so gut zu gehen."
„Ja, ich habe ihn gesehen", bestätigte Antonio und zögerte ebenfalls einen Augenblick.
„Ich musste leider feststellen, dass es ihm nicht besonders gut zu gehen schien."
„Du hast Recht. Ich mache mir sogar große Sorgen um ihn", gestand sie und seufzte schwer. „Aber Grandpa meint, er sei eben alt und das würde uns alle irgendwann einmal erwarten."
Er betrachtete Gina, die starr auf ihren Teller blickte und sich um ihren Großvater ängstigte, der, soweit er wusste, ihr einziger noch lebender Verwandter war.
„Hast du noch andere Verwandte - zum Beispiel entfernte Cousinen -, die ihn vielleicht unterstützen könnten, wenn er schwer krank wird?" erkundigte er sich leise.
„Nein, leider nicht." Wieder seufzte sie. „Die einzige entfernte Verwandte, die ich habe, ist meine Patentante Joyce Frazer."
„Que?"
„Sie ist eine tolle Frau", sagte sie lächelnd. „Ich weiß nicht mehr genau, wie sie meine Patentante geworden ist, aber sie ist immer für mich da gewesen, wenn ich sie gebraucht habe. Sie ist eine reiche Witwe, sehr hoheitsvoll und wohnt in einem riesigen Haus ganz in der Nähe. Und sie hat jede Menge Angestellte", fügte sie lachend hinzu.
„Allerdings verstehen sie und mein Großvater sich nicht besonders gut", fuhr sie fort und zuckte die Schultern. „Ich habe mich oft gefragt, ob es daran liegt, dass sie sich so ähnlich sind
... Obwohl sie natürlich immer sehr höflich miteinander umgehen."
Antonio trank einen Schluck Wein und dachte nach.
Gina mochte jung und unerfahren sein, was das Geschäft betraf. Doch einige ihrer Bemerkungen hatten darauf schließen lassen, dass sie klug und einfühlsam war. Deshalb war er davon überze ugt, das sie stark genug war, um die schwere Zeit durchzustehen, falls ihrem Großvater etwas zustoßen sollte.
Langsam drehte er sein Weinglas zwischen den Fingern. „Dein Großvater hat natürlich Recht. Irgendwann werden wir alle alt, no?"
Sie nickte. „Stimmt."
„Also ... was passiert mit Brandon's of Fall Mall, wenn dein Großvater ... die Firma nicht mehr leiten kann?" fragte er sanft.
Erneut zuckte sie die Schultern. „Keine Ahnung."
Gina hing einen Moment ihren Gedanken nach, und schließlich wurde ihr bewusst, dass Antonio mit demselben Problem konfrontiert worden war wie sie. Dass er unerwartet gezwungen gewesen war, das Familienunternehmen zu übernehmen. Daher kannte er die Schwierigkeiten, die sie erwarteten.
„Tatsache ist, dass mein Großvater die Zügel noch fest in der Hand hat", fuhr sie schließlich fort. „Er hat zwar vor, die Firma irgendwann an mich zu übergeben, aber ich habe es damit nicht eilig. Ihm ist, glaube ich, nicht klar, wie problematisch es sein könnte, plötzlich am Steuer zu sitzen, ohne vorher gelernt zu haben, wie man den Motor anlässt."
„Ah!" Er lächelte ihr zu, erfreut darüber, dass er sie richtig eingeschätzt hatte. „Du willst damit sagen, dass du Erfahrungen in der Geschäftsleitung sammeln musst, bevor du irgendwann die Verantwortung für die Firma übernimmst, oder?"
„Genau!" Wieder nickte sie. „Selbst wenn ich mich einmischen wollte - was ich nicht tue -, mein Großvater ist schlichtweg nicht in der Lage, das Tagesgeschäft zu führen.
Allerdings hat er dafür gesorgt, dass ich eine Zeit lang mit ihm in der Londoner Filiale zusammengearbeitet und Erfahrungen gesammelt habe, bevor ich die Filiale hier in Ipswich übernommen habe."
Sie machte eine Pause. „Wahrscheinlich ist es ganz normal, dass er nicht aufhören
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