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Spatz mit Familienanschluß

Spatz mit Familienanschluß

Titel: Spatz mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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Kathrin.
    »Er geht nicht«, bestimmte Vater.
    »Ihr habt den Streit vom Zaun gebrochen«, stellte jetzt Mutter fest. »Also geht ihr.«
    »Und das Dessert?«
    »Ist gestrichen«, sagte Vater. »Vielleicht seid ihr dann morgen friedlicher.«
    »Du bist gemein!« fauchte Stefanie Vater an, denn es sollte Eistorte zum Dessert geben.
    »Gut, dann morgen auch kein Dessert für dich, basta.« Mit hocherhobenem Haupt zogen die beiden Töchter ab.
    »Was sagst du jetzt?« fragte Markus Lucas.
    »Was soll ich sagen? Mit Kindern gibt es manchmal Ärger.«
    »Vor allem mit Töchtern«, sagte Markus.
    »Und mit Söhnen auch. Ich hatte einen sehr begabten Sohn, der hätte hier alles übernehmen können, eine herrliche Existenz hätte er sich hier aufbauen können. Und was machte er? Er ist ins Exzelsior hinüber, ein Haus, das höchstens zur Hälfte mit Gästen belegt ist, mit schlechtem Personal, das noch dazu andauernd wechselt, und mehr als die Hälfte der Gäste reist vorzeitig ab. Und alles tat er nur wegen der angeblich großen Liebe.«
    Markus schwieg, denn er mußte an Anne denken. Den ganzen Abend mußte er an sie denken. Sogar den Tomatensaft, den er nicht ausstehen konnte, hatte er hinuntergewürgt, während er an sie dachte. Als Vater ihn wegen der Wunde am Schienbein zum Arzt fahren wollte, hatte sie gebeten, mitfahren zu dürfen. Sie beide waren auf den Rücksitzen gesessen.
    »Das sieht ja scheußlich aus«, hatte Vater während der Fahrt gesagt. »Wie hast du denn das wieder angestellt?«
    »Ich bin über einen Liegestuhl gestürzt«, hatte Markus geantwortet, und da die Wunde im gleichen Augenblick mehr als sonst gebrannt hatte, mußte er die Zähne zusammenbeißen.
    Anne hatte das bemerkt und seine Hand genommen und gestreichelt. Da rieselte es warm durch seinen Körper, wahrscheinlich war es das Blut. Ihm war gewesen, als hätte er alle seine Adern gespürt, die großen natürlich nur. Noch nie hatte er so etwas gefühlt, keinen Atemzug lang.
    Als sie ihn dann mit dem Riesenverband aus dem Wartezimmer hinken sah, war sie bleich geworden. Er hatte dann viel zu berichten von einer Spritze gegen Wundstarrkrampf, von einer Anschwellung der Beinhaut, von Antibiotika, was immer das sein mochte, vom Verbandswechsel am nächsten Dienstag, falls keine Komplikationen auftraten, und vom Badeverbot bis die Wunde verheilt war, und das konnte lange dauern.
    Anne hatte ein Gesicht gemacht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen, derart hatte sie mit ihm gelitten. Und auf der Rückfahrt war er mutig genug gewesen, ihre Hand mit den hübschen langen Fingern zu suchen, und sie hatte voll Erbarmen wieder die seine gestreichelt, als wollte sie damit alle Schmerzen von ihm wegwischen. Und wieder hatte sich dieses Gefühl eingestellt, das ihn verzauberte. Er hörte eine ferne Musik, obwohl das Autoradio nicht eingestellt war. Etwas später wandte sich Vater kurz um und fragte, ob er noch Schmerzen habe, da zog sie ihre Hand schnell zurück, und die Musik hörte auf. Keine Glocken läuteten mehr in ihm, er schien entweder kein Blut mehr zu haben oder keine Adern.
    Und jetzt, während er die Eistorte in ganz kleinen Stückchen genoß, mußte er in einem fort an Anne denken.
    »Was ist das?« fragte er Lucas leise, »wenn man ohne Unterbrechung an jemanden denken muß?«
    »Wirklich ohne Unterbrechung?« fragte Lucas.
    »Ohne Unterbrechung.«
    »Wenn es so ist, dann hat man den Betreffenden mit ziemlicher Sicherheit lieb. Es sei denn, man ärgert sich über ihn.«
    »Nein, ärgern tu ich mich nicht.«
    »Wenn du dich nicht ärgerst, könntest du noch ein Übriges tun.«
    »Und was?«
    »Deine Eltern bitten, daß du deine Schwestern zum Dessert holen darfst. Das wäre eine noble Geste und sehr erzieherisch für deine Schwestern.«
    Eigentlich hatte Markus vorgehabt, insgeheim seine Schwestern aufzusuchen und ihnen von der wunderbaren Eistorte mit Sahne vorzuschwärmen und zu jammern, daß ihm der Bauch platze von den drei Riesenportionen, die er ihretwegen habe verschlingen müssen. Jetzt gestand er sich ein, daß dies besonders für Stefanie ein allzu harter Schlag gewesen wäre und sein Vorhaben eher zu Kathrin paßte als zu ihm.
    »Na?« fragte Lucas, der edle Altamura.
    »Ja«, sagte Markus, »ich tu’s.«
    Wieder fragte Vater: »Was willst du tun?«
    »Warum?«
    »Du sagtest doch eben, ich tu’s.«
    »Sagte ich das?«
    »Hast du wieder mit dem Spatzen geredet?«
    »Immer mit dem Spatzen. Ich wollte was tun.«
    »Dann tu es

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