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Spatz mit Familienanschluß

Spatz mit Familienanschluß

Titel: Spatz mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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Lorbeergebinde auf dem Mützenschirm und den goldenen Ankern auf beiden Seiten. Die Glatze des einen kam ebenso ins Protokoll wie das wuschelige Schwarzhaar des anderen, dazu eine plattgedrückte Nase, ein fliehendes Kinn und ein sehr schmallippiger Mund. Lucas saß am Fenster und soufflierte. »Der rotweiß Gestreifte hatte eine heisere Stimme, wie nach einem Fußballspiel etwa.«
    Markus sagte: »Eben sagt mir Lucas Altamura dort vom Fenster her, daß der rotweiß Gestreifte eine heisere Stimme hatte, als hätte er sich bei einem Fußballmatch heiser geschrien.«
    Der Polizist zuckte mit keiner Wimper, als er die Spatzenaussage zu Papier brachte.
    Dann bat er Markus ganz ernsthaft, er möge doch noch den Spatzen fragen, ob er irgend etwas über die Farbe gehört habe, die der gestohlene Wagen in fünfzig Minuten Entfernung erhalten sollte.
    »Haben sie etwas von der neuen Farbe gesagt, Lucas?« fragte Markus den Spatzen.
    Lucas überlegte angestrengt. Direkt, ließ er zu Protokoll geben, hätten die Burschen nichts gesagt. Aber seinem Gefühl nach, und da gäbe es kaum einen Zweifel für ihn, kam eigentlich nur die Farbe Weiß in Betracht.
    Der Polizist schrieb »wahrscheinlich weiß« auf sein Papier, klappte die Mappe zu, trank mit Giorgio einen Capuccino und verließ hierauf das Residence, um weitere Amtshandlungen vorzunehmen.
    Hätten sich am vorherigen Abend Kathrin und Stefanie ihres Bruders wegen noch in den Erdboden hinein schämen können, so waren sie jetzt zum erstenmal ein bißchen stolz auf ihn.
    Die Hotelgäste sahen ihn verschämt oder auch unverschämt an, und manche sprachen sogar mit ihm. Natürlich wußten sie alle nichts von der tatkräftigen Mitwirkung des Lucas Altamura, und Markus erwähnte auch nichts davon, da sie alle nicht intelligent genug waren, um so etwas für bare Münze zu nehmen.
    Auch Ernst wollte plötzlich wieder mit ihm Landschaften im Sand bauen. Er gestand Markus, daß das ewige Mann-Frau-Spiel mit Marie allmählich langweilig für ihn sei, weil Marie immer nur Gulasch koche, in Wirklichkeit aber Keks in Milch eintunke und dies an ihn verfüttere.
    Auch Anne tauchte auf, oder war es Marie? Nein, es war Anne, denn sie hatte das winzigkleine Muttermal neben dem Grübchen auf der Wange. Nur allzu gerne hätte er sie ebenso behandelt wie sie ihn. Aber er brachte es nicht zuwege. Es war sein Pech, daß er sie mochte.
    »Aus welcher Entfernung hast du die Gangster gesehen?« fragte sie Markus und war bereit, sich zu gruseln. »Nun ja«, antwortete Markus, »mehr als zwei Meter waren sie das einemal bestimmt nicht entfernt.«
    »Und du hast dich überhaupt nicht gefürchtet?«
    »Nein. Wozu denn? Das nützt ja nichts.«
    »Aber wieso hast du gespürt, daß sie den Autodiebstahl Vorhaben?«
    »Beobachtungsgabe, nichts als gute Beobachtungsgabe. Ich weiß, daß mich manche für blöd oder ungeschickt halten, dabei bin ich dauernd am Beobachten. Mir entgeht nichts. Ich rede nur nicht darüber.«
    »Das solltest du aber. Es ist interessant. Was hast du gedacht, als der Mechaniker die Reifen wieder aufgepumpt hat?«
    »Was soll ich gedacht haben? Ich habe gedacht, alle Mühe war also vergebens. Es ist ihr Fehler, daß sie nicht gelernt haben, auf junge Leute zu hören.«
    Anne ließ diese Worte sichtlich auf sich einwirken. Sie seufzte. Etwas später fragte sie: »Gehen wir zum Strand?«
    »Wozu?« sagte er und wies auf seinen geschienten Finger, den verbundenen Arm und auf die verpflasterte Nase. »Ich kann ja doch nicht ins Wasser.«
    »Dann setzen wir uns in die Cafeteria. Ich hab Geld.«
    »Na gut«, sagte er, »auf eine Limo kann ich mich hinsetzen.«
    Sie gingen zur Cafeteria und kamen am Spielplatz von Ernst vorbei.
    »Komm, Markus«, rief Ernst, »ich hab’ eine wunderbare Idee.«
    »Später«, sagte Markus. »Nachher, wenn ich Zeit hab.« Auf der Terrasse der Cafeteria brachte die Mutter des Pächters bald nach der Limo jedem ein Eis.
    »Wir haben kein Eis bestellt«, erklärte Markus.
    »Geht schon in Ordnung, ist schon bezahlt. Von einem Hotelgast, er ist bereits fort.«
    Etwas später brachte sie ihnen Fruchtsaft. »Für den Kriminalisten. Ist schon bezahlt.«
    Kaum waren sie mit dem Fruchtsaft fertig, kam ein alter Herr, der zur Badehose einen Bergstock trug, und stellte fest: »Eure Gläser sind ja leer. Signora, bringen sie Milchshake, einen besonders großen für den Kriminalhauptkommissar.«
    Nach dem Milchshake wurde Markus leicht übel. »Ich glaub, ich muß von hier

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