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Spatz mit Familienanschluß

Spatz mit Familienanschluß

Titel: Spatz mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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»Deine Klassenkameraden?«
    Markus bekam ein flaues Gefühl im Magen, wenn er nur daran dachte, aber er verbarg das vor Altamura.
    »Was soll ich tun?« fragte er. »Ich muß es eben schaffen.«
    »Und dieser Lehrer, Dachdecker, oder so ähnlich?«
    »Vor dem darf ich mich nicht mehr fürchten.« Das war einfacher gesagt als getan, das wußte Markus, und er wußte auch, daß Lucas dies wußte. »Gehen wir zurück«, schlug er vor. Dann besann er sich. »Du darfst natürlich fliegen.«
    Im Residence raffte er sich zusammen und ging zum Appartement der Familie Käringer.
    Ob Anne da sei, fragte er den etwas eigentümlichen Vater von Anne, der ihm im Trainingsanzug öffnete. »Anne?« Herr Käringer wiederholte den Namen, als hätte er ihn zum erstenmal gehört, aber dann schien ihm einzufallen, daß eine seiner Töchter so hieß. »Nein, Anne ist nicht da.«
    Ob er denn wisse, wo sie sein könnte?
    Herr Käringer zerbrach sich sichtlich den Kopf. »Da war doch was«, brummte er. »Was war das denn nur?« Ach richtig, jetzt fiel es ihm ein. Anne war mit ihrer Mutter zum Markt gefahren.
    »Aha«, sagte Markus und bedankte sich. Einen Gruß zu bestellen, hatte hier wohl keinen Sinn. Herr Käringer würde diesen Auftrag über seinen vielen Zeitungsseiten vergessen.
    Im Appartement der Familie Bergmann war alles wie tot. Die Koffer warteten schon unten im Auto, nur der Proviantkorb stand noch auf dem Tisch.
    Neben ihm hockte Stefanie auf einem Stuhl und kaute mit vollem Mund. Zu ihrem Pech kam Kathrin früher zurück, als Stefanie gedacht hatte.
    »Was ist denn das schon wieder?« fragte Kathrin scharf, als wäre sie Untersuchungsrichterin.
    »Eine Semmel«, sagte Stefanie, als wäre dies die harmloseste Sache der Welt.
    »Eine Semmel allein gibt’s nicht«, stellte Kathrin fest. »Wir haben nur Salami- oder Schinkensemmeln.« Und da eben wieder Frau Bergmann von unten zurückkam, erhob Kathrin Anklage. »Mama, sie hat schon wieder eine Semmel geklaut.«
    »Geklaut?« maulte Stefanie. »Ich bin traurig, und immer, wenn ich traurig bin, hab ich furchtbaren Hunger.«
    »Wenn das alle machen würden«, wandte Kathrin ein. »Gut«, sagte Mutter, »bekommt sie eben in den Pausen die Semmel abgezogen.«
    »Aas«, zischte Stefanie Kathrin an.
    Markus war auf den Balkon hinausgegangen, der mit dem zusammengeklappten Tisch und den Stühlen an der Hauswand öd und leer erschien.
    »Nun?« fragte Altamura, der auf der Brüstung wartete. »Weißt du nun, wo Anne ist?«
    »Mit der Mutter auf dem Markt.« Der Mund von Markus war so trocken, daß er kaum sprechen konnte. »Findest du nicht auch, daß das schofel von ihr ist?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Lucas Altamura. »Was ist übrigens schofel?«
    »Gemein, oder so.«
    »Ja, das weiß ich nicht. Vielleicht wollte sie keine große Abschiedsfeier.«
    »Aber ich wollte ihr doch noch etwas ganz Wichtiges sagen.«
    »Vielleicht hat sich Anne vor einem richtigen Abschied gefürchtet. Oder vor dem, was du ihr sagen wolltest oder nicht sagen würdest. Mädchen haben da ein eigenes Gespür. Vielleicht ist sie über deine Abreise auch so traurig, daß sie geweint hätte. Und sie wollte vor dir nicht weinen.«
    »Meinst du?«
    »Das ist alles durchaus möglich, Markus.«
    »Markus!« rief da der Vater. »Wir sind soweit.«
    »Ja, ich auch!« rief Markus.
    »Du willst mich also nicht mitnehmen?« fragte Altamura und wartete gespannt auf Antwort.
    Markus warf einen letzten Blick auf die Pinien, den Strand und das Meer. Würde man weit und lang genug schwimmen können, dachte er, landete man eines Tages in Afrika »Ich denke, du kannst bei deiner Frau bleiben«, sagte er schließlich. »Ich lerne noch, wie man sich vor einem Lehrer nicht fürchtet.«
    Er schafft es nicht, dachte Altamura. Aber er verabschiedete sich. »Weißt du«, fragte er zum Abschied Markus, »warum es so viele Spatzen gibt?«
    »Nein«, sagte Markus.
    »Deshalb«, sprach Altamura, »weil wir schnell auf und davon sind, wenn wir uns fürchten. Und wenn das nichts nützt oder nicht möglich ist, fürchten wir uns nicht. Leb wohl, Markus.«
    »Arrivederci«, erwiderte Markus und ging schnell ins Appartement.
    Im Wohnzimmer sagte Kathrin zu ihrem Bruder: »Den Proviantkorb trägst du hinunter. Bei dir ist man wenigstens sicher, daß nichts fehlt, wenn du unten ankommst.«
    »Habt ihr euch von allen, die wir kennen, verabschiedet?« fragte Vater.
    »Selbstverständlich«, sagten die Mädchen.
    »Auch du, Markus?«
    Markus

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