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Spaziergang im Regen

Spaziergang im Regen

Titel: Spaziergang im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Barnard
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Schuhwerk mitzubringen, außerdem mindestens eine alte Jeans, Pullover und Regenzeug, weil das Wetter selbst im Sommer unberechenbar war und es nachts recht kühl wurde.
    Das Gespräch war letztendlich gut verlaufen. Dennoch hatten sie seither nur noch einmal miteinander geredet, als Shara angerufen hatte, um sich davon zu überzeugen, dass Jessa sich an ihre Adresse erinnerte, und um die Zeit zu vereinbaren, zu der sie sie abholen würde.
    Jessa saß in ihrem Land Rover und starrte durch den strömenden Regen auf Sharas Haustür. Auf die Tür zu dem Haus, das Shara und Derek gehörte. Mit jeder schwungvollen Bewegung der Scheibenwischer war die Tür deutlich zu sehen, dann verschwommen ihre Umrisse wieder für eine Sekunde in der Flut, die Mutter Natur ausgerechnet an diesem Tag für passend befunden hatte, an dem Jessa eine vierstündige Fahrt vor sich hatte. Ihre Gefühle in bezug auf die Fahrt schwankten in der gleichen Frequenz wie ihre Sicht durch die Windschutzscheibe. Es war nicht so, als ob ihr davor grauste, dass Shara vier Tage mit ihr zusammen in ihrem Versteck verbringen würde. Um ehrlich zu sein war das Gegenteil der Fall: der Gedanken daran versetzte sie in freudige Erregung, und genau das jagte ihr Angst ein.
    Die Tür öffnete sich und Shara tauchte auf; sie kämpfte mit einer Kühltasche, einer Schultertasche und einem riesigen Rucksack.
    »Mist.« Jessa ließ den Motor laufen und öffnete die Wagentür. Shara würde all das nie und nimmer ohne ihre Hilfe verstaut bekommen. Sie hüpfte hinunter und trabte zur Haustür. »Sie reisen wirklich nicht mit leichtem Gepäck«, sagte sie und hievte den Rucksack auf eine Schulter, während Shara die Tür abschloss.
    »Ich habe Lebensmittel eingepackt.«
    »Sie wissen doch, dass das nicht nötig ist«, sagte Jessa, drehte sich um und lief zurück zum Wagen. Sie öffnete das Heck und schob einige Kartons beiseite, um für Sharas Sachen Platz zu machen.
    Shara eilte ihr zur Seite. »Ich wollte aber. Außerdem, wenn ich kochen soll, dann sorge ich auch dafür, dass ich all das habe, was ich dafür brauche.«
    Jessa brummte etwas Unverständliches und befahl dann barsch: »Los ins Auto. Sie werden ja klatschnass. Ich will nicht, dass Sie sich eine Lungenentzündung einfangen, wenn wir meilenweit von der Zivilisation entfernt sind.«
    Shara grinste sie an, rannte dann aber zur Beifahrertür und stieg in den Wagen. Sie zog die Tür hinter sich zu und tastete nach dem Sicherheitsgurt, den sie gerade einrasten ließ, als Jessa sich hinters Steuer setzte. »Meine Jacke ist wasserdicht. Außerdem werde ich nicht gleich von ein paar Regentropfen eine Lungenentzündung bekommen. Ich bin von guter irischer Abstammung, nicht wie die englischen Musiker-Memmen, mit denen Sie offenbar sonst Ihre Zeit verbringen.«
    Jessa starrte sie an, unfähig ihre Überraschung zu verbergen. Ihr fiel keine andere Frau ein, die in dieser Situation nicht jammern würde. Es war sechs Uhr morgens, Shara war nass bis auf die Kopfhaut, der Regen tropfte förmlich von ihren Haarspitzen, und sie war gerade in ein Auto geklettert, das für Arbeitszwecke gebaut worden war und nicht fürs Vergnügen und daher nicht gerade ideal war für zierliche Frauen, die daran gewöhnt waren, in deutschen Sportwagen zu fahren. In Sharas Augen aber funkelte es, und ihre Zungenspitze berührte die Innenseite ihrer Zähne, als sie Jessa ein breites Lächeln schenkte.
    Jessa sah sie verständnislos an. »Sie sind verrückt.«
    Sharas Lächeln verblasste ein wenig, und sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich war auf dem besten Weg, verrückt zu werden, aber das ist nun vorbei.« Sie zögerte, erläuterte dann aber: »Ich habe mit Derek tagelang gestritten, und ich kann nicht behaupten, dass die letzte Nacht zu den besten meines Lebens zählt. Genaugenommen kann ich mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt länger als vier oder fünf Stunden geschlafen habe, weil ich mir so den Kopf über . . . alles zermartert habe. Aber ich glaube, dass ich jetzt den Abstand zu meinem Leben nötiger habe als Sie, also hatte ich überhaupt keine Zweifel mehr, als ich heute Morgen aufwachte.«
    Als Jessa sie genauer ansah, entdeckte sie Röte um ihre Augen und leicht geschwollene Lider, und überlegte, ob Shara sich vielleicht in der vergangenen Nacht in den Schlaf geweint hatte. Sie kochte plötzlich vor Wut auf Derek, weil er Shara das Leben schwermachte, obwohl sie doch nur ihrer Arbeit nachging, für die sie so gut bezahlt

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