Spaziergang im Regen
zu ihrer Linken und direkt vor der Garage parkten zwei Porsche Boxster und ein Carrera. Entlang des Straßenrands standen noch andere Autos, was für die kleine Sackgasse, in der sie lebte, sehr ungewöhnlich war.
Shara verzog das Gesicht. »Dereks Freunde. Ich habe keine Freunde, die Sportwagen fahren. Wie auch immer, ich werde mich jetzt besser dort hineinbegeben und mich dafür entschuldigen, dass ich sie versetzt habe.«
»Ich bin mir sicher, dass Ihr Charme sie dazu bringen wird, Ihnen zu verzeihen«, erwiderte Jessa milde, aber irgendwie hatte sich die Stimmung zwischen ihnen verändert, seit Dereks Name gefallen war.
»Danke noch einmal, Jessa. Ich werde Sie nächste Woche anrufen, dann können wir die Einzelheiten für die Fahrt zu ihrem Landhaus besprechen.«
Jessa lächelte, aber es schien erzwungen. »Gut, Sie haben ja alle meine Nummern.«
Shara nickte und steuerte auf die Haustür zu. Sie fühlte Jessas Blick in ihrem Rücken und hoffte, nicht zu stolpern. Erst als sie ihren Schlüssel in die Tür steckte, fing sie an, sich darüber Gedanken zu machen, wie Derek wohl darauf reagieren würde, dass sie ihre letzten paar Tage in England in einer abgeschiedenen Hütte zusammen mit Jessa Hanson verbringen würde.
Kapitel 7
T essa beschlich ein ungutes Gefühl, als sie in die gepflegte Backsteinauffahrt zu Shara Quinns Haus einbog. Seit ihrem gemeinsam verbrachten Nachmittag hatten sie kaum miteinander gesprochen – nicht weil sie es nicht wollten, sondern weil beide geradezu überflutet waren von den Kleinigkeiten des täglichen Lebens, das für mehr als einen Monat auf Eis gelegt werden musste, und mit Vorkehrungen beruflicher Art, die an den komplexen Reiseplan angepasst werden mussten. Shara hatte erfahren, dass sie aufgrund vertraglicher Verpflichtungen während ihres Aufenthalts in New York für einige Interviews zur Verfügung stehen musste. Und dann war da natürlich noch Derek.
Während des Telefongesprächs hatte Jessa das Gefühl bekommen, dass Derek Sharas Neuigkeiten bezüglich ihrer Reise nicht gut aufgenommen hatte. Dass sie vor der Reise zudem noch mit ihr in Klausur gehen würde, hatte die Situation nur noch verschlechtert.
Shara hatte davon zunächst nichts erzählt, aber Jessa hatte gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war.
In der für sie typischen Art sagte sie vorwurfsvoll: »Hören Sie, Shara, wenn Sie ihre Meinung geändert haben und nicht mehr mit zur Hütte kommen wollen, dann sagen Sie es einfach. Machen Sie sich keine Sorgen; das hat keinen Einfluss auf meinen Entschluss, Sie auf meine Tour mitzunehmen.«
»Ich habe meine Meinung nicht geändert. Es ist nur so . . . es hat für mich die Lage etwas verkompliziert.«
Jessa wollte bereits zu einem Vorschlag ansetzen, wie Shara die Situation ganz rasch verbessern könnte, zögerte dann aber doch. Etwas in Sharas Stimme klang, als wäre sie in die Enge getrieben, als wollte sie verbergen, dass sie nervlich fast am Ende war. Jessa umklammerte den Hörer fester. Sie wollte sich nicht so von Shara Quinns Verletzlichkeit berühren lassen. »Na gut, lassen Sie es mich anders ausdrücken. Wenn es Ihnen mehr Stress bereitet, mit mir zu kommen, als bis zu unserem Abflug zu Hause zu bleiben, dann kann ich das verstehen. Aber wenn ich da draußen bin, scheint all das Zeug, das mir Stress bereitet, plötzlich unwirklich. Und der Mann, der auf meine Hütte aufpasst, Leonard, hat einen Ziegenbock namens Harry, der nie neue Leute kennenlernt, weil Leonard so was wie ein Einsiedler ist; wenn ich Ihnen also auf die Nerven gehen sollte, dann haben Sie noch andere charmante Gesellschaft.«
Trotz der Tränen, die sich unerklärlicherweise in ihre Augen geschlichen hatten, musste Shara lachen. Die Sanftheit in Jessas plötzlich gesenkter Stimme und der bewusst humorvolle Einschub, um die Traurigkeit zu mildern, die sie versteckt geglaubt hatte, schenkten ihr Wärme, und sie überkam der Wunsch, Jessa dafür danken zu wollen. Sie tat es aber nicht, weil sie instinktiv wusste, dass Jessa ableugnen würde, überhaupt etwas getan zu haben. »Wollen Sie damit etwa eingestehen, dass ein Ziegenbock charmanter ist als Sie selbst?«
»Harry ist nicht einfach irgendein Ziegenbock. Er ist jemand, der auf Menschen zugeht, obwohl er auch eine Schwäche für Wäsche hat, die zu tief auf der Leine hängt. Aber niemand ist vollkommen.«
Shara musste wieder lachen, und danach besprachen sie die Details ihrer Reise. Jessa riet Shara dazu, festes
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