Special Der Zauberbann
magischen Tor.
»Wartet auf mich!« Sarah stieß vor Hektik den Stuhl um, auf dem sie gesessen hatte.
»Bleib hier!«, rief sie Tim aus dem Türrahmen noch zu. »Ich werde nachsehen, was geschehen ist!« Und schon war sie weg.
Tim hätte ihr ohnehin nicht folgen können, da er seine Beine noch nicht richtig bewegen konnte. Enttäuscht blieb er alleine im Sessel zurück.
Als sich Sarah und die Wichtel draußen vor Orka über die Faltleiter auf das Moos hinunterließen, erzählte sie beunruhigt, was Zorxia in ihrer Wut angerichtet hatte. »Wenn wir nicht sofort etwas unternehmen, wird das Unglück seinen Lauf nehmen. Der giftige Regen wird eine Seuche auslösen und alles Lebende in der Stadt dahinraffen.«
»Das ist ja entsetzlich!« Sarah fühlte wie ein dumpfer Schmerz ihr Herz durchbohrte.
Die Wichtel begannen sogleich, sich zu beraten.
Sarah setzte sich auf den Boden und versuchte, in der aufkommenden Verwirrung, ihre Gedanken und Gefühle zu sortieren. Ihr war ganz schlecht geworden von Orkas Neuigkeiten, denn seit Tims Erzählungen befand sie sich wegen ihrer tatsächlichen Herkunft in großer Ungewissheit. Was ist, wenn er tatsächlich mit seiner Behauptung recht hat und eine liebevolle Tante Betty da draußen in dieser anderen Welt verzweifelt auf mich wartet? Ich wäre dann doch eigentlich ein Mensch! Und weshalb wäre ich wohl von den Elfen entführt worden ?, fragte sie sich . Ich liebe doch meine Eltern und Schwestern im Elfenreich so sehr ! Unaufhörlich schwirrten ihr nun solche Fragen und Gedanken durch den Kopf, wobei sie vom beunruhigten Sprechen der Wichtel kaum mehr Kenntnis nahm. Ob Tims Vermutung richtig war oder nicht, das würde sich schon noch herausstellen! Die Gefühle nahmen nun überhand, und sie wusste im selben Moment, dass sie unbedingt etwas tun musste, um die Menschen in der Stadt zu retten.
»Hier kann nur die gute Fee Yakora helfen!«, hörte sie mit einem Mal einen alten, weisen Wichtel sagen und lauschte nun dem Gespräch der Freunde.
»Yakora hat als Einzige das geheime Wissen und die Macht, um böse Kräfte auszulöschen oder zu vertreiben!«, fuhr der Wichtelmann fort.
Orka nickte zögernd. »Aber wer soll das ferne Land Jahem finden, in dem meine Mutter lebt?«, fragte sie dann ratlos. »Ich kenne den geheimen Weg dorthin nicht.«
Sarah horchte auf. Diese Yakora war also Orkas Mutter – und damit auch Zorxias! »Hast du denn gar keine Idee, wo dieser geheime Weg anfangen könnte?«, fragte sie. »Oder wo wir etwas über ihn erfahren könnten?«
Orka neigte den Kopf und dachte eine Weile nach. »Ich glaube«, sagte sie schließlich, »dass die Nachtelfen, zu denen meine Mutter einst engen Kontakt pflegte, darüber Bescheid wissen. Diese Wesen leben in einer tiefen Höhle ganz oben am hohen Hügel des Fichtenwaldes, nicht weit entfernt vom alten Turm meines Vaters.«
Die Wichtel beschlossen, sich zunächst weiter zu beraten. Sie dankten Orka für die hilfreiche Information und verabschiedeten sich von ihr.
Nach der Rückkehr ins Wurzelhaus fragte Sarah den Wichtelvater nach Yakoras und Orkas Familiengeschichte.
Der Wichtelvater setzte sich auf einen Stuhl und begann zu erzählen: »Vor vielen Jahren lebte Yakora gemeinsam mit ihrem Mann Torkan und den beiden unterschiedlichen Töchtern Zorxia und Orka in der bescheidenen, aber geräumigen Holzblockhütte tief im Fichtenwald. Die Einwohner der Stadt wussten von der als menschenfremd bezeichneten Einsiedlerfamilie, und sie kannten den hochgewachsenen, herb und sonderbar wirkenden Torkan. Er kam nur einmal im Monat auf seinem Pferd in den Ort, um dort größere Mengen an Lebensmitteln einzukaufen. Seinen Unterhalt verdiente er sich damals als Tischler draußen am Stadtrand in einer Zimmerei. Niemand hatte jedoch vermutet, dass Torkans bildhübsche Gattin nur zur Hälfte ein Mensch war – zur anderen Hälfte war sie nämlich eine Fee. Die hellhäutige, schlanke Frau mit den kastanienbraunen, langen Haaren und den wasserblauen Augen wurde nur sehr selten in der Stadt gesehen. Jeder, der ihr jedoch begegnete, spürte ihre angenehme, warmherzige, aber auch übersinnliche Ausstrahlung. Solange Zorxia und Orka noch Kinder waren, lebte die Familie in Liebe und Harmonie zusammen. Doch dann traten allmählich Torkans negative Charaktereigenschaften immer mehr in den Vordergrund. Er wurde zusehends machtgieriger, hochmütiger und grimmiger, was auch auf Zorxia, seine Lieblingstochter, abfärbte, die sich zu einem verlogenen
Weitere Kostenlose Bücher