Special Edition: Alarmstufe Blond & Vor Liebe wird gewarnt (German Edition)
sich nicht für sie. Sie starrte ihrem Mann hinterher, der ebenfalls die Treppe herunterschritt.
»Du willst mich loswerden?«, schrie sie krächzend und schaffte es kaum, mit ihrer verletzten Stimme die Musik zu übertönen. Doch Frederic hörte sie.
»Das kannst du haben«, brüllte sie.
Frederic drehte sich zu ihr um, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Antonia auf das Geländer stieg, die Arme wie zum Flug ausbreitete und sich nach unten stürzte.
Schlagartig verstummte die Musik.
Werbepause.
Amanda und Tim Schoenemann, Sendung vom 29.März, 20:46 Uhr
Versteckte Kamera
Die Kamera steckte in einem auffälligen Strauß Blumen, den der Sender der arg gebeutelten Amanda Schoenemann großzügiger Weise geschickt hatte. Der Arm der jungen Frau war verbunden, eine Wunde auf der Stirn war genäht worden, an der Schulter hatte sie genauso ein riesiges Hämatom wie an der Hüfte.
»Was genau hat Ihr Mann getan?«, fragte ein uniformierter Polizist, der neben dem Bett stand und ihre Antworten in einem Notizbuch notierte.
»Er hat vor der Haustür gewartet, bis ich das Haus verließ«, antwortete die junge Frau mit schwacher Stimme. »Dann ist er mir gefolgt, und in einer einsamen Straße hat er mich angesprochen.«
»Was wollte er von ihnen?«
»Er wollte, dass ich mit ihm zurückkomme. Er hat gesagt, er hätte mich gesucht und gedacht, ich hätte ihn verlassen. Er ist froh, dass ich noch lebe. Aber vor allem ist er sauer, weil ich wieder verheiratet bin.«
»Was hat er Ihnen getan?«
»Er hat mich gegen die Wand geschleudert, so dass ich mir die Schulter und die Hüfte verletzt habe. Außerdem hat er mein Handgelenk verdreht und mir mit einem Schlag die Verletzung an der Stirn beigebracht. Und er hat mir gedroht.«
Ihre Stimme wurde leiser.
»Womit hat er Ihnen gedroht?«, fragte der Polizist unbeeindruckt nach.
»Dass er mich umbringt, wenn ich nicht mit ihm komme.«
»Er ist vorbestraft, haben Sie gesagt?«
»Ja, er ist wegen eines Drogendeliktes in Venezuela vorbestraft, aber wegen der Morde ist er nie belangt worden.«
»Welche Morde?«
»Er hat ein paar Jungs der gegnerischen Gang ausgeschaltet. Aber wie gesagt, deswegen ist er nie verurteilt worden, nicht einmal angeklagt.«
»Woher wissen Sie es dann?«
»Weil er es mir erzählt hat.«
Der Polizist nickte. »Wir werden jemanden zu Ihrem Schutz vor der Tür lassen. Ist Ihnen das recht?«
»Ja, das ist mir sehr recht.«
Der Mann wandte sich ab. Kaum war er hinaus und Amanda allein, liefen Tränen ihre Wangen hinunter und tropften still in die Kissen.
Werbepause.
Stimmengemurmel ertönte vom Gang. Zwei Männer stritten lautstark miteinander, wobei der eine die Oberhand behielt und wenig später an die Tür klopfte.
»Ja?«, fragte Amanda und hob den Kopf aus dem Kissen. Sie klang ängstlich.
Doch es trat kein bewaffneter Schläger ein, sondern ein kleiner, dünner Mann Ende fünfzig mit Glatze und Brille.
»Frau Schoenemann, beziehungsweise Frau Alvarez, störe ich?«¸ fragte er, obwohl er schon mitten im Raum stand.
»Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Volker Stechlin, ich komme vom Familiengericht. Es geht um Ihre Doppelehe.«
Amanda stöhnte leise auf. »Komme ich ins Gefängnis?« Feine Schweißperlen begannen sich auf ihrem Gesicht zu bilden.
»Wer eine Ehe schließt, obwohl er verheiratet ist, oder wer mit einem Verheirateten eine Ehe schließt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft«, sagte der Besucher. »Doch wie ich Ihrer Aussage entnehmen konnte, handelten Sie in dem guten Glauben, dass Ihr Mann tot sei.«
Amanda nickte.
Zufrieden wippte der Mann auf seinen Ballen hin und her. »Dann befinden Sie sich in einer rechtlichen Grauzone, und ich gehe davon aus, dass Sie mit einem blauen Auge davonkommen.«
Amanda atmete erleichtert aus. »Danke.« Doch die Schweißperlen blieben.
»Das ist aber noch nicht alles.« Der Besucher ging einen Schritt nach vorn und holte aus seiner Aktentasche ein Dokument, das er Amanda unter die Nase hielt. »Ich habe hier ein Formular, das die Aufhebung Ihrer Ehe veranlasst.«
»Oh Gott.« Amanda schwante Übles. Die Schweißtropfen liefen ihre Braue hinunter und mischten sich auf dem Kissen mit den Tränen. »Welche Ehe? Die erste oder die zweite?«, fragte sie.
»Das ist eine gute Frage. Geht es Ihnen nicht gut?«, wollte der Mann wissen.
Amandas Gesicht leuchtete trotz der dunklen Hautfarbe ungewöhnlich rot und
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