Special - Zeig dein wahres Gesicht
einmal durchschnittlich.“
„Glaubst du wirklich, ich würde Smoke verraten?“, fragte er. Shay drückte Tallys Schultern. „Für sie, ja.“
Er sah Tally an und für einen Moment wirkte sein Gesichts ausdruck verloren, als sei er sich nicht sicher. Dann starrte er auf seine Hände, seufzte und nickte langsam.
Aber Tally sah sie klar und deutlich, die Gedanken, die über Zanes Gesicht huschten: Er würde das Angebot annehmen und, sowie er entkommen war, versuchen sie zu überlisten. Er glaubte wirklich, dass er sie beide an der Nase herumführen und dann Tally auf irgendeine Weise retten und zur Durchschnittlichkeit zurücklotsen könnte.
Es war so einfach, in seine Gedanken zu schauen, sie waren so leicht zu lesen wie die lächerlichen kleinen Rivalitäten der Uglies auf der Frühlingsfete. Sein schwächlicher Körper sonderte Gedanken ab wie ein Zufallskörper an heißen Tagen Schweiß.
Tally wandte sich ab.
„Na gut“, sagte er. „Für dich, Tally.“
„Dann treffen wir uns morgen um Mitternacht bei der Flussgabelung“, sagte Shay. „Die Smokies werden Flüchtlingen gegenüber sicher misstrauisch sein, also bring genug Vorrat für eine lange Wartezeit mit. Aber dich werden sie bestimmt irgendwann holen, Zane.“
Er nickte. „Ich weiß, was ich zu tun habe.“
„Und bring so viele Freunde mit, wie du willst, je mehr, desto besser. Du wirst da draußen wohl Hilfe brauchen.“
Er wehrte sich nicht gegen diese Kränkung, er nickte nur und versuchte Tallys Blick einzufangen. Sie schaute weg, aber sie rang sich ein schwaches Lächeln ab. „Du wirst glücklicher sein, wenn du ein Special bist, Zane-la. Du hast keine Ahnung, wie gut das ist.“ Sie bewegte ihre Hände und sah den Tätowierungen beim Wirbeln zu. „Jede Sekunde ist so eisig, so schön.“
Shay stand auf, zog Tally auf die Füße und ging zum Fenster. Den Fuß auf der Fensterbank hielt sie inne.
Zane hatte nur Augen für Tally. „Bald werden wir zusammen sein.“
Tally konnte nur nicken.
Der Schnitt
„Du hattest Recht. Das war schrecklich.“
„Arme Tally-wa ...“ Shay lenkte ihr Hubbrett dichter an Tallys heran. Im Wasser unter ihnen hielt das Spiegelbild des Mondes mit ihnen Schritt und zuckte hektisch im Kräuseln der Strömung . „Es tut mir wirklich leid.“
„Warum sieht er so anders aus? So, als ob er nicht derselbe Mensch wäre.“
„Du bist nicht derselbe Mensch, Tally. Du bist jetzt etwas Besonderes und er ist einfach Durchschnitt.“
Tally schüttelte den Kopf und versuchte sich an Zane in ihren Pretty-Tagen zu erinnern. Wie prickelnd er gewesen war, wie sein Gesicht vor Erregung geglüht hatte, wenn er sprach, wie aufregend sie das gefunden hatte, wie sie ihn dann hatte berühren wollen ... Sogar wenn er sie genervt hatte, war nichts an Zane jemals durchschnittlich gewesen. Aber heute Abend schien ihm etwas Grundlegendes gefehlt zu haben, wie schal gewordenem Champagner.
In ihrem Gehirn gab es zwei getrennte Bilder: Zane in ihrer Erinnerung und Zane, wie sie ihn jetzt sah, zwei Bilder, die miteinander kollidierten. Nach den endlosen Minuten in seinem Zimmer hatte sie das Gefühl, ihr Kopf würde gleich bersten.
„Ich will das nicht“, sagte sie leise. Ihr Magen war unruhig und das Mondlicht auf dem Wasser war zu hell, die Umrisse zu scharf für ihre perfekte Sicht. „Ich will so nicht sein.“
Shay legte ihr Brett quer, kreuzte in Tallys Fahrtweg und bremste mit einer gefährlich abrupten Bewegung ab. Tally lehnte sich zurück und die beiden Hubbretter kamen mit einem sirrenden Quietschen zum Stillstand, nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.
„Wie denn? Nervig? Erbärmlich?“, schrie Shay und ihre Stimme bestand nur aus Rasierklingen und zerstoßenem Glas. „Ich hab dir doch gesagt, dass du nicht hingehen solltest!“
Tallys Herz hämmerte nach dem Fast-Zusammenstoß und Wut durchflutete sie wie eine Welle. „Du hast gewusst, wie schrecklich es für mich sein würde, ihn zu sehen!“
„Du glaubst, ich weiß alles?“, fragte Shay kalt. „Ich bin hier nicht diejenige, die verliebt ist. War ich nicht mehr, seit du mir David ausgespannt hast. Aber ich dachte, die Liebe könnte vielleicht einen Unterschied machen. Na, Tally-wa, hat sie Zane für dich zu etwas Besonderem werden lassen?“
Tally zuckte zusammen und etwas in ihrem Inneren kippte. Sie schaute hinab auf das schwarze Wasser und glaubte sich übergeben zu müssen. Sie versuchte eisig zu bleiben, sich daran zu erinnern, welche
Weitere Kostenlose Bücher