Speechless (German Edition)
verwundert guckst, weil er da alles raus sortiert, was nicht auf seinem ‚Ernährungsplan’ steht.“
Im Grunde würde es jetzt Sinn machen, aber irgendwie tat es das nicht. Gut, davon abgesehen, dass Cassiel ohnehin weniger Probleme mit merkwürdigen Angewohnheiten hatte, juckte ihn so etwas eigentlich nicht.
Vielleicht war er einfach zu tolerant was solche Sachen betraf. Seine Mutter würde wohl ausrasten und sein Vater die Augen verdrehen, aber das hieß ja noch lange nicht, dass Cassiel das auch tun musste.
„Ja, dann tut er es halt. Ich habe mit solchen Dingen kein Problem“, meinte Cassiel ehrlich.
„Man weiß ja nie und ich kenne dich halt noch nicht lang genug… Aber es ist ja nicht böse gemeint. Ich meine, solche Dinge kann er sich ruhig erlauben – das sind so Macken, die nicht lebensbedrohlich sind, weißt du?“
„Ja, ja… Ich kann’s mir vorstellen…“, kam es ehrlich, ehe er die Schultern zuckte und sein Blick zu Eneas glitt. Ein kleines Lächeln war auf Eneas’ Lippen geschlichen, während er sich wieder etwas entspannte. Anscheinend hatte er wohl gedacht, dass Cassiel gleich verwirrt aufstehen und gehen würde, wenn Raven mit sei ner Erzählung zu Ende gewesen wäre.
„Aber warum bestellen? Du warst doch einkaufen? Wir könnten doch zusammen was kochen und dann gemeinsam eine Runde Konsole zocken, oder nicht?“, schlug er dann vor. Also ihm würde das ja sogar noch mehr zu sagen, als irgendwas zu bestellen. Und um seine Kochkünste war es nicht so schlecht bestellt.
„Du kannst kochen?“
„Ich wohne zwar im gleichen Haus wie meine Eltern, aber ich wohne quasi allein in meiner Obergeschosswohnung und ja – ich kann kochen“, grinste Cassiel beinahe zu Raven hin und erhielt ein anerkennendes Nicken.
„Ok… Warum nicht. Eneas?“, fragte der Älteste von ihnen und sah um Cassiel herum, um seinen Bruder anzusehen, welcher nur leicht nickte.
„Super, dann ist’s wenigstens auch warm, wenn’s auf den Teller kommt“, kam es noch zusätzlich bestätigend von Raven.
Am späteren Abend, nachdem die Küche zu einem Schlachtfeld der Extraklasse glich und die dreckigen Teller sich stapelten, saßen sie zu dritt auf der kleinen Couch im Wohnzimmer.
Die X-Box auf dem Boden surrte leise und ruhig vor sich hin, auf dem Fernseher herrschte im Moment das Steuerungsmenü.
Das Bild wurde drei gesplittet, jeder hatte seinen Controller und die Blicke waren auf den Fernseher gerichtet.
„Ich kann das aber nicht“, merkte Cassiel an und sein Blick ging direkt zu Raven.
„Ich werde dir nur den Kopf abreißen, wenn wir verlieren. Mach dir also keine Sorgen“, bekam er die gelächelte Antwort zurück. „Eneas macht uns ohnehin fertig… der olle Camper.“
„Oh nur den Kopf abreißen? Wie reizend“, knurrte Cassiel wenig begeistert.
Er war eine absolute Niete in Egoshootern und jetzt sollte er mit Raven und Eneas einen solchen spielen?
Oh Gott, er würde untergehen. Sang und Klang los.
Jetzt gleich. Welch tolle Aussicht, dachte er sich und ließ sich gegen die Rückenlehne sinken.
Ein Blick zu Eneas. Dieser saß total entspannt da, wartete ab, bis das Spiel begann und schob sich die Ärmel seines Sweatshirts hoch.
Wahrscheinlich ganz ohne Bedenken.
Aber Cassiel konnte es dennoch nicht vermeiden, die aufgeschnittenen, vernarbten Arme abzusehen.
Es war schrecklich für ihn, das zu sehen. Vor allem machte es ihn unheimlich traurig, dass jemand sich in Schmerzen flüchten musste oder in den Wunsch zu sterben, weil irgendwas Schlimmes in der Vergangenheit passiert war…
Mit einem innerlichen Seufzten wandte er sich kurz Raven zu, der ihn wiederum auch ansah.
Dunkelbraune Augen bohrten sich in die nussfarbenen Cassiels. Eine stumme Frage lag in ihnen und auch irgendwo eine stumme Bitte, es einfach darauf beruhen zu lassen.
Cassiel blieb nichts anderes über, als zu nicken und somit sein Zugeständnis zugeben, dass er schweigen würde.
Mehr blieb ihm nicht. Und es war vielleicht auch ganz gut.
Im Moment verhielt sich Eneas immerhin wie ein ganz normaler junger Mann. Er verkroch sich nicht, war locker und nicht verkrampft.
Allgemein freute es Cassiel, dass hier eine solch ruhige und entspannte Stimmung war. Und deswegen war es wohl auch der Grund, warum er einfach nichts sagte.
Als das Game endlich begann, entschied sich der Punktestand beinahe von allein.
Cassiel fluchte vor sich hin und Raven lachte ihn aus, weil er sich ewig selbst mit Granaten
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