Speechless (German Edition)
warten.
„Herr Gott! Mach diese beschissene Tür zu, du Idiot!“, fuhr Jenny ihn aus dem Hintergrund heraus an.
Manchmal wusste er wirklich nicht, warum er immer und immer wieder hierher kam, um sich von dieser Frau dumm anmachen zu lassen.
Jedoch reagierte er nicht einmal im Ansatz auf diese Worte und grinste nur grenzdebil vor sich hin, als Raven mit Sack und Pack auf ihn zukam. Sofort wurde ihm die schwerere der beiden Reisetaschen in die Hand gedrückt. „Wie schön, dass es jetzt sogar schon einen Zimmerservice gibt“, knurrte Raven und ging an ihm vorbei, hielt dann jedoch noch einmal inne. „Er ist heute nicht gut drauf, also pass auf, was du sagst, tust oder denkst!“, warnte man ihn gleich vor und schon stiefelte Raven die Treppe in die so genannte Ferienwohnung hinauf.
Cassiel selbst schulterte die Tasche und wartete noch auf Eneas, der jedoch schon allein vom Gesichtsausdruck verriet, wie scheiße er diese ganze Tour fand.
„Hi“, versuchte Cas es dennoch, nur bekam er von Eneas einen knappen Seitenblick, ehe dieser auch ohne eine winzige Geste an ihm vorbei lief und ebenso nach oben stieg.
Mit einem leichten Augenbrauenheben und den passenden Gedanken zu diesem Auftritt, schloss er die Tür und folgte den beiden Brüdern etwas verspätet ebenso nach oben.
„Was ist in dieser scheiß Tasche drin?“, wollte er wissen, als er diese vorsichtig auf dem Flur im obersten Geschoss abstellte.
„Frag meinen Bruder. Der hat wieder alles mitgeschleppt, was ein normaler Mensch niemals bräuchte“, zischte Raven aus der Küche zu ihm rüber und ein giftiger Blick traf die beiden, als Eneas aus seinem Zimmer trat.
„Mein Gott, was hat man dir denn getan?“, platzte es aus Cassiel heraus.
Er für seinen Teil hatte sich auf dieses Treffen gefreut und nun stand Eneas vor ihm, als sei dieser der personifizierte Dämon!
Bisher hatte er ja viele Phasen erleben dürfen, aber eben diese Seite kannte er dann doch noch nicht.
Die einzige Geste die er als Antwort bekam, war jedoch ein simpler Mittelfinger und die Tür zum Zimmer wurde zugeschlagen.
„Ich hab dir gesagt, dass er nicht gut drauf ist… Lass’ ihn in Ruhe. Wir gehen runter, dann kann er sich erst einmal akklimatisieren und dann sieht die Welt nachher auch schon wieder anders aus.“
„Ist denn irgendwas passiert?“, wollte Cassiel wissen, als sie die Treppe hinunterliefen.
„Jenny ist passiert. Er bekommt immer solche Attacken, wenn er ihren Namen nur hört. In letzter Zeit ist es jedoch generell etwas heftiger mit seinen Launen. Gewöhn dich dran“, riet ihm der Ältere, doch tat Raven im nächsten Moment so, als wäre nie etwas passiert.
Alle Augen waren auf sie gerichtet. Rascal und Jenny sahen Raven mit einer Mischung aus Verachtung und Ignoranz an, obwohl sich Cassiel fragte, wie das zusammenpasste.
Aber er hatte wohl tatsächlich über hundert Prozent Recht mit dem, was er vermutet hatte. Rascal hing an Jennys Angel…
Lediglich Claire schenkte dem Physiklehrer ein leichtes Lächeln und sah dann auch wieder auf ihre Tasse.
„Wo ist dein Psychobruder, Raven?“, erhob Jenny auch gleich missbilligend das Wort.
„Tz“, war Ravens einzige Antwort, als dieser sich auf die andere Couch fallen ließ und Cassiel es ihm gleich tat.
Er kam sich vor, als säße er auf der einen Seite von drei Grenzen.
Jenny und Rascal gegen Raven und ihn und Claire war die neutrale Position auf dem Sessel.
Es war ihm vorher nie so bewusst geworden, wie es gerade war. Sie alle spielten in verschiedenen Ligen und suchten sich lediglich die richtigen Verbündeten aus.
Irgendwie tat es im leid, wie das alles kommen musste. Es war schade, dass es nicht einfach ganz normal werden konnte. Es verlief doch eigentlich immer gleich.
Immer gleich schlimm…
Irgendwann wurde es Cassiel jedoch zu blöde, sich gegenseitig anzuschweigen, weswegen er ein Thema anbringen wollte, nur war Jenny erneut schneller als er und fragte: „Wie sieht es denn aus? Hat Eneas jetzt seinen kleinen Schwanzlutscher?“
Cassiel hielt die Luft an, als er einen Seitenblick zu Raven riskierte und sah, wie dessen Gesichtsausdruck noch dunkler wurde, als er es ohnehin schon die ganze Zeit war.
Rascal fiel beinahe die Tasse aus den Händen. „Eneas ist schwul?“, fragte er in einem so abwertenden und angewiderten Ton, dass es selbst Cassiel die Galle hinauf trieb.
Wie konnte man nur so menschenverachtend sein?
„Er ist nicht mit Darren zusammen, solltest du das
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